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Karikatur-Eklat
Antisemitismus? Heftige Kritik an "Süddeutscher Zeitung"


15.05.2018Lesedauer: 3 Min.
Die in der "Süddeutschen Zeitung" erschienene Karikatur: Kritiker werfen der Zeitung Antisemitismus vor – in dieser Hinsicht sind weder Zeitung noch Karikaturist unbeschriebene Blätter.Vergrößern des Bildes
Die in der "Süddeutschen Zeitung" erschienene Karikatur: Kritiker werfen der Zeitung Antisemitismus vor – in dieser Hinsicht sind weder Zeitung noch Karikaturist unbeschriebene Blätter. (Quelle: Süddeutsche Zeitung/Dieter Hanitzsch)
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Die "Süddeutsche Zeitung" musste sich schon oft wegen von ihr verbreiteter antisemitischer Stereotype rechtfertigen – nun sorgt eine Karikatur zum Nahost-Konflikt für harte Kritik am linksliberalen Blatt.

Vor einigen Jahren war es eine an Propaganda der Nationalsozialisten angelehnte Krake, die den jüdischen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg angeblich satirisch darstellen sollte – nun sorgt erneut eine Karikatur in der "Süddeutschen Zeitung" für harte Kritik in sozialen Medien. Die Darstellung soll offensichtlich sowohl auf den "Eurovision Song Contest" anspielen, den die israelische Sängerin Netta für sich entschieden hat, als auch auf die harten Auseinandersetzungen an der israelischen Grenze zum Gaza-Streifen.

Typische Stilmittel judenfeindlicher Propaganda

Das Problem: Karikaturist Dieter Hanitzsch greift, wie Beobachter feststellen, erneut auf antisemitische Stereotype zurück. Das von ihm angefertigte Bild zeigt Israels Premierminister Benjamin Netanjahu mit den für antisemitische Propaganda typischen überzeichnet großen Ohren und Nase und Lippen im Outfit der Sängerin Netta.

Ein Davidstern ziert eine Rakete in seiner Hand – und reproduziert damit ein antisemitisches Bild, dass sich hinter Kriegen stets jüdische Interessen verbergen. Auch der Schriftzug "Eurovision Song Contest" wird in der Zeichnung mit einem Davidstern versehen. Der Spruch "Nächstes Jahr in Jerusalem" ist ein traditioneller Gruß zum Auftakt des Pessach-Festes – ohne jeglichen politischen Zusammenhang.

Schnell formierte sich in sozialen Medien deutliche Kritik an der Darstellung, die am Dienstag auf Seite 4 der Tageszeitung erschien.

Auf die Vorwürfe an seiner Zeichnung, die Mark Zuckerberg als Krake darstellte, hatte der Karikaturist Burkahrd Mohr damals reagiert: Rassismus und Antisemitismus seien Ideologien, die ihm völlig fremd seien. Es habe ihn erschüttert, dass seine Karikatur in diesem Licht erscheine.

Es war allerdings nicht das erste Mal, dass sich die "SZ" mit Vorwürfen konfrontiert sah, antisemitische Stereotype durch Karikaturen, Texte oder Bildauswahl zu befeuern. 2012 hatte Schriftsteller Günter Grass sein Gedicht "Was gesagt werden muss" dort veröffentlicht. Ein Jahr später, im Jahr 2013, hatte die Zeitung Buchrezensionen über den Niedergang des liberalen Zionismus mit einem Bild von Ernst Kahl illustriert, das ein gefräßiges Monster zeigt – ohne den Künstler zu fragen, der sich anschließend scharf von der Verwendung distanzierte. 2015 verwendete die Zeitschrift irrtümlich ein Bild des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zur Illustration eines Artikels über die Deutsche Bahn.

Dieter Hanitzsch und die Krake

Und auch Dieter Hantitzsch, der Zeichner der aktuellen Karikatur, sah sich bereits 2016 mit Vorwürfen des Antisemitismus konfrontiert, nachdem er beim "Sonntagsstammtisch" des Bayerischen Rundfunks eine Karikatur mit einer Krake gezeigt hatte, die vermeintlich das Freihandelsabkommen TTIP symbolisieren sollte.

t-online.de hatte die "Südwestdeutsche Medienholding" um eine Stellungnahme zur aktuellen Karikatur gebeten. Diese steht derzeit noch aus. Allerdings nahm "SZ"-Chefredakteur Wolfgang Krach in Reaktion auf die Berichterstattung bei t-online.de Stellung auf der Homepage der Süddeutschen Zeitung:

Die Karikatur habe "innerhalb und außerhalb der SZ-Redaktion zu Diskussionen geführt", schreibt Krach. "Der Karikaturist Dieter Hanitzsch sagt, er habe mit seiner Darstellung lediglich darauf hinweisen wollen, dass das nächste ESC-Finale 2019 in Israel stattfinden wird." Trotz dieser Intention des Karikaturisten könne man die Zeichnung "auch anders verstehen und als antisemitisch auffassen". Krach schließt: "Ihre Veröffentlichung war deshalb ein Fehler, für den wir um Entschuldigung bitten."

Update, 16.5.2018, 11:17 Uhr: In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, die in der "SZ" erschienene Karikatur zu Mark Zuckerberg als Krake stamme ebenfalls von Dieter Hanitzsch. Richtig ist, dass diese Karikatur von Burkhard Mohr stammte. Hanitzsch wurde wegen einer Karikatur kritisiert, die er 2016 im Rahmen des "Sonntagstammtisches" des Bayerischen Rundfunks zeigte. Diese befördere durch die Krakendarstellung antisemitische Stereotype.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
  • Süddeutsche Zeitung, 15.5.2018, Seite 4
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