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TV-Duell in den USA: Und dann tappt Biden tatsächlich in Trumps Falle


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Präsident im TV-Duell
Und dann tappt Biden in die Falle


Aktualisiert am 01.07.2024Lesedauer: 7 Min.
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Die Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump entwickelte sich zu einem verbalen Schlagabtausch. (Quelle: reuters)

Beim ersten TV-Duell standen sich Trump und Biden unversöhnlich gegenüber. Für einen der beiden wurde es ein desaströser Abend. In seiner Partei brach offenbar Panik aus.

Es war kein freundliches Aufeinandertreffen. Keine Begrüßung zwischen den beiden. Kein Handschlag. Kein Lächeln. Donald Trump und Joe Biden betraten die Bühne in der zum TV-Studio umgebauten Basketballarena in Atlanta als grimmige Kontrahenten.

Trump, der Herausforderer um das wichtigste und einflussreichste politische Amt der Welt, machte gleich klar, was er im Sinn hatte. Streit. Der Mann, in dessen Hotels in Atlantic City in den Achtziger- und Neunzigerjahren viele große Boxkämpfe und später Wrestlingveranstaltungen ausgetragen wurden, trat aggressiv auf. US-Präsident Joe Biden versuchte es ebenfalls mit einer offensiven Taktik. Und so entwickelte sich diese Debatte schon früh zu einer verbalen Rauferei zwischen zwei Politstars.

  • 1. Highlight: Trump setzt den ersten Punch

Als es um die Einwanderung ging, wurde es erstmals richtig hitzig. Das Thema gilt als wahlentscheidend unter Experten. Auf die Frage, was er im Hinblick auf Migration zu tun gedenke, lobte Biden zunächst seine bisherige Politik, um dann verschiedene politische Maßnahmen aufzuzählen, wie er der Migrationskrise begegnen will. Biden vernuschelte dabei seine Ausführungen am Ende ein wenig. Trump nutzte diese Gelegenheit sofort.

Wie ein Boxer, der eine Schwäche in der Deckung des Gegners ausgemacht hat, setzte er zu einer harten Rechten an. "Ich weiß nicht, was er am Ende dieses Satzes gesagt hat. Und ich glaube, er selbst weiß es auch nicht", spottete Trump über seinen Widersacher. Biden machte große Augen. Widersprechen konnte er nicht, sein Mikrofon war abgeschaltet.


  • Hören Sie hier im Podcast, was zwei US-Experten über das TV-Duell und die Macht der Medien in den USA sagen:
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"Wir haben doch gar keine Grenzen mehr", fuhr Trump fort. "Leute kommen hier rein und killen unsere Bürger. Sie [die Demokraten] nennen es migrantische Kriminalität, ich nenne es: Biden-Migranten-Kriminalität. Wir sind wirklich ein unzivilisiertes Land geworden, weil er die Grenzen geöffnet hat. Er hat die Grenzen geöffnet."

Trump war jetzt im Vorwärtsgang, Biden hing in den Seilen. Der Herausforderer deckte seinen Kontrahenten geradezu mit verbalen Tiefschlägen ein. Biden wirkte angezählt.

  • 2. Highlight: Biden kontert: "Sie sind ein Verlierer"

Dann besann sich der 81-jährige Demokrat darauf, die Errungenschaften seiner Amtszeit aufzuzählen, er skizzierte so etwas wie ein Regierungsprogramm für eine zweite Amtszeit. Auch in Sachen Außenpolitik. Zugleich zitierte er Aussagen Trumps, der US-Militärs und Soldaten als "Trottel" und "Verlierer" gescholten haben soll. Biden gab diese Beschimpfung im TV-Duell zurück: "You're the sucker, you're the loser" ("Sie sind der Trottel, Sie sind der Verlierer") warf er Trump an den Kopf.

Doch der wollte das nicht so stehen lassen: "Unsere Militärs können diesen Typen nicht leiden, sie halten ihn für den schlechtesten Oberbefehlshaber aller Zeiten", sagte der 78-Jährige und versicherte, dass er dies aus sicherer Quelle wisse. "Ich habe niemals so viel Schwachsinn gehört, ganz ehrlich", erwiderte Biden.

Der Präsident brachte noch einen weiteren Schlag an. "Was haben Sie denn gemacht?", fragte Biden rhetorisch. "Sie hatten Sex mit einem Pornostar, sogar während Ihre Frau schwanger war." Trump wirkte überrascht von dem Angriff, er schüttelte sich kurz und konterte dann: "Erstens, ich hatte niemals Sex mit einem Pornostar", insistierte er. Mehr sagte er zu dem Thema konkret nicht. Kein Wort zu seiner Familie oder seiner Ehefrau Melania. Die war übrigens nicht mit nach Atlanta geflogen, um ihrem Mann bei der Debatte beizustehen.

Stattdessen führte der Ex-Präsident aus, wie sehr er die Strafverfolgung der New Yorker Justiz für eine reine Hetzkampagne der Demokraten hält. Trump war von einem Gericht in Manhattan wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen und unerlaubter Wahlkampfbeeinflussung verurteilt worden. Er beschrieb sich als Opfer des demokratisch dominierten Justizsystems und ging jetzt in die Defensive, nahm die Deckung hoch.

  • 3. Highlight: Biden hat Probleme mit der Aussprache

Schon zu Anfang des Duells wirkte Biden gebrechlich. Seine Aussprache war oft undeutlich, seine Mimik seltsam verändert. Nachdem er Antworten gegeben hatte, schaute er oft wie entgeistert ins Leere. Als würde er in einen Tunnel starren.

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Auffällig war, dass er sich häufig räuspern musste. Laut einem seiner Ärzte hat das mit der Refluxkrankheit zu tun, an der der Präsident leidet. "Er hat gelegentlich mit Symptomen eines gastroösophagealen Refluxes zu tun, daher muss er sich so oft räuspern", hatte der Arzt Kevin O’Connor nach einer Untersuchung Bidens im Februar gesagt. Bei der Refluxkrankheit dringt Magensäure über die Speiseröhre nach oben und führt zu Entzündungen und Symptomen wie Aufstoßen, Räuspern und Husten. Biden nimmt gegen die Erkrankung Medikamente.

Politbeobachter berichteten im Laufe der Debatte in sozialen Medien davon, dass Biden womöglich einen Schnupfen haben könnte. Zumindest sollen dies Mitglieder aus seinem Umfeld berichtet haben. Das US-Präsidialamt bestätigte die Vermutung nach der Redeschlacht.

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Noch auffälliger als diese nonverbalen Auffälligkeiten in Bidens Rede, das Räuspern und Husten, waren jedoch seine verbalen Aussetzer. So wirkte Biden gerade zu Beginn des Duells nervös, verwechselte in nahezu jeder Antwort ein oder mehrere Begriffe. Einmal sagte er "Jahrhundert" statt "Jahrzehnt", dann brachte er gleich mehrfach "Milliarden und Millionen" durcheinander, als er über die Wirtschaft sprach. Oder er verwechselte "Gründerväter" und "Politiker".

Später, als das Duell fortgeschritten war, hatte Biden seine Terminologie besser im Griff. Seine Technik wurde besser. Doch da war es womöglich schon zu spät. Denn Trumps Rhetorik war souveräner, er hatte kaum Versprecher in seiner Rede.

  • 4. Highlight: Auch bei den Fakten erlaubt Biden sich Patzer

Trump hatte nicht nur mehr Redezeit, er drang auch mit seinen Botschaften besser durch. Seine Attacken waren klarer und effektiver. So wechselte Trump nach gut einer Stunde des Rededuells zum Du, sprach Biden plötzlich mit seinem Vornamen an. "Joe, unser Land geht gerade den Bach runter, während wir hier sitzen und Zeit damit verschwenden, herumzureden. Er ist der miserabelste Präsident in der Geschichte, er zerstört die Wirtschaft. Wenn er die Wahl gewinnt, werden wir keine Chance mehr haben, dann wird unser Land vollständig zerstört. Er ist der schlechteste Amtsinhaber aller Zeiten, und jeder weiß es."

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Als Biden diesen Frontalangriff auf seine Person kontern wollte, verzettelte er sich jedoch in länglichen Ausführungen und musste dann hinnehmen, dass ihm das Mikrofon abgestellt wurde – er hatte schlicht die Redezeit überschritten. Der Effekt war offensichtlich: Biden wirkte überrumpelt, wirkte, als hätte er nach dem Ertönen des Rundengongs noch ein Luftloch geschlagen.

Worauf Trump sein Urteil von Bidens Amtszeit stützt, sagte er nicht. Trump ist bekannt dafür, dass er mit Übertreibungen und Unwahrheiten argumentiert. Der Ex-Präsident wiederholte während der Debatte etwa seine unbelegte Behauptung, dass Einwanderer unter Joe Biden eine Verbrechenswelle ausgelöst hätten. Studien zufolge begehen Einwanderer in den USA jedoch nicht häufiger Verbrechen als dort geborene Bürger.

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Doch auch Biden nimmt es an mindestens einer Stelle nicht so genau mit der Wahrheit. So sei unter seiner Ägide nie ein US-Soldat in einem Konflikt gestorben, behauptete er. Tatsächlich hat das US-Verteidigungsministerium den Tod von 13 US-Soldaten bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan bestätigt.

  • 5. Highlight: Der finale Niederschlag: Biden tappt in die Falle

Dann endlich kamen die CNN-Moderatoren zu der Frage, die sich vermutlich alle US-Wähler stellen: Sind die beiden Kandidaten fit genug für eine weitere Amtszeit? Trump durfte zuerst antworten. Er lobte sich ausdauernd für seine außerordentliche Gesundheit, gab damit an, wie gut er noch beim Golf sei. Und schickte eine Spitze in Richtung seines Kontrahenten, weil der angeblich keinen Ball mehr "weiter als 50 Yard [Anm. d. Red: rund 45 Meter]" schlagen könne.

Biden ließ sich tatsächlich auf die Diskussion ein. Er merkte nicht, dass sein Herausforderer ihm mit der saloppen Sportanalogie eine Falle stellte. Biden tappte voll hinein. "Nun, ich habe mein Handicap während meiner ersten Amtszeit auf 6 reduziert [Anm. d. Redaktion: also seine spielerischen Fähigkeiten im Golfspiel verbessert]. Biden wollte damit wohl zeigen, dass er fit ist, dass seine Hand-Augen-Koordination intakt ist, kurzum: dass er für das Präsidentenamt geeignet ist.

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Das Problem: Sein bisweilen tattriger Auftritt im TV-Studio unterstrich das nicht. Und auf die Wähler vor den Bildschirmen dürfte die Diskussion über das Golfspielen reichlich abgehoben wirken.

  • Ergebnis nach 90 Minuten. Klarer Punktsieg

Inflation, Abtreibung, Immigration. Das waren die Themen, die in der Debatte zwischen Donald Trump und Joe Biden im Fokus standen. Aber es ging bei Weitem nicht nur um "Ideen", wie Kaliforniens demokratischer Gouverneur und Biden-Unterstützer Gavin Newsom sagte. Oder um Wirtschaftsdaten und Abtreibungsgesetze. Es ging vor allem um das Auftreten der beiden Kandidaten. Wie wirkten die beiden auf das Publikum?

Bei dieser ersten Auseinandersetzung spielten also vor allem Fragen wie Alter, Fitness und geistiges Vermögen die entscheidende Rolle. "Sieht Biden alt aus? Und wirkt Trump zu verrückt?", so fasste es der US-Korrespondent der ABC, David Sheer, zusammen. Diese Frage lässt sich am Ende leicht beantworten: Trump wirkte wie immer. Wer sich von seinen Verrücktheiten, von seinen Lügen und Unverschämtheiten nicht irritieren lässt, wird sich an diesem Abend gut vom Herausforderer abgeholt gefühlt haben.

Biden hingegen wirkte alt. Und das ist wohl das Letzte, was der Demokrat ausstrahlen wollte. Biden, das muss man so klar sagen, hat diesen ersten Kampf deutlich verloren. Dennoch gab sich der 81-jährige Demokrat nach dem Auftritt zuversichtlich. Vor Anhängern seiner Partei sprach er davon, dass die Analysten in den kommenden Tagen erst einmal die Fakten überprüfen würden. "Schaut, wir werden diesen Typen besiegen. Wir müssen diesen Kerl schlagen", sagte er.

Das sahen die meisten Beobachter jedoch weniger optimistisch. In Bidens Partei brach noch während der Debatte Panik aus, wie CNN berichtete. Selbst Demokraten, die mit Biden befreundet sind, sahen nicht nur einen Punktsieg Trumps, sondern schlimmer noch: einen klaren Knock-out des US-Präsidenten.

Verwendete Quellen
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