"Ich vergebe euch" Häftling berichtet über jahrelange Folter im US-Lager Guantánamo
Zum ersten Mal hat ein Guantánamo-Insasse vor einem US-Gericht über sein jahrelanges Martyrium ausgesagt. Er sei vergewaltigt, geschlagen und an Ketten aufgehängt worden. Bald könnte Majid K. frei kommen.
Einen Tag nach seinen erschütternden Aussagen zur Folter durch die CIA ist ein Häftling des umstrittenen Guantánamo-Gefängnisses zu 26 Jahren Haft wegen der Unterstützung des Terrornetzwerks Al-Kaida verurteilt worden. Das Strafmaß für den Pakistaner Majid K. wurde am Freitagnachmittag (Ortszeit) bekanntgegeben, wie ein Sprecher in Guantánamo mitteilte. Am Vortag hatte er den Geschworenen in vielen Einzelheiten über die Folter berichtet, die er durchleben musste.
Es war die erste öffentliche Darstellung der Foltermethoden durch einen Häftling, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nach Guantánamo kam. K. berichtete, wie er von CIA-Vernehmungsbeamten vergewaltigt, geschlagen und mit Wasserfolter traktiert wurde. Er durfte seine Geschichte als Teil seines Plädoyers erzählen, wobei er sich verpflichtete, keine geheimen Informationen preiszugeben.
K. wurde 2003 in Karachi entführt
K. erzählte dem Gericht, wie er tagelang in dunklen Zellen festgehalten wurde, teilweise an Ketten aufgehängt, ohne Nahrung oder Kleidung, während laute Musik ertönte und Wachen ihn mit Eiswasser übergossen. In dunklen CIA-Lagern in unbekannten Ländern sei er mit einer Kapuze in eine mit Eiswasser gefüllte Badewanne gesetzt und mit dem Kopf unter Wasser gehalten worden.
In den ersten Tagen nach seiner Festnahme am 5. März 2003 in Karachi gab K. nach eigenen Angaben gegenüber den Vernehmungsbeamten zu, dass er mit Al-Kaida zusammengearbeitet hatte. Er lieferte der CIA Informationen über die Gruppe.
"Je mehr ich kooperierte, desto mehr wurde ich gefoltert"
"Wann immer ich gefoltert wurde, habe ich ihnen gesagt, was ich dachte, dass sie hören wollten. Ich habe nur gelogen, damit die Misshandlungen aufhören", sagte er in der 39-seitigen Erklärung, die anschließend von seinen Anwälten ins Internet gestellt wurde. "Aber je mehr ich kooperierte und ihnen erzählte, desto mehr wurde ich gefoltert", sagte er darin. Die Folterungen dauerten über drei Jahre an.
Er hege jedoch keinen Groll gegen seine Entführer. "Denen, die mich gefoltert haben, vergebe ich – euch allen", sagte er dem Gericht. Aufgrund einer früheren Vereinbarung könnte der Pakistaner nach bereits 19 Jahren in US-Haft bereits im nächsten Jahr freigelassen werden.
Khans Aussage über Folter wird durch eine Untersuchung des US-Senats über die Anwendung von Folter durch die CIA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gestützt.
- Nachrichtenagentur AFP