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Nach Sturm auf US-Kapitol: Jagd auf Angreifer – immer mehr Festnahmen


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Sturm auf US-Kapitol
Jagd auf Angreifer hat begonnen – immer mehr Festnahmen


Aktualisiert am 11.01.2021Lesedauer: 4 Min.
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Videos sorgen für Aufsehen: Ein Pilot droht Trump-Anhängern in der Flugzeugkabine mit drastischen Maßnahmen – andere, an der Kapitol-Erstürmung beteiligte Personen dürfen gar nicht mitfliegen und erfahren das am Flughafen. (Quelle: t-online)

Einige der Extremisten, die das US-Parlament gestürmt haben, erlebten in den letzten Tagen ein böses Erwachen. Immer mehr werden festgenommen. Auch bei Flügen tun sich Probleme auf, wie Videos zeigen.

Sie brachen gewaltsam in das US-Parlament ein, griffen Polizisten an, zerstörten öffentliches Eigentum, brachten zum Teil Waffen, Sprengsätze und Schutzausrüstung mit, töteten einen Polizisten, drohten mit Morden und Geiselnahmen: Den Angreifern, die sich am Sturm auf das US-Kapitol beteiligt haben, drohen enorme Strafen. Seit viele von ihnen nahezu unbehelligt das Gebäude verlassen konnten, hat sich allerdings einiges getan. Die Strafverfolgungsbehörden haben ihre Fährte aufgenommen – und nehmen mithilfe von Hinweisen aus der Bevölkerung immer mehr Verdächtige fest.

Staatsanwalt: Hunderte Verfahren möglich

Schon jetzt haben Ermittler Dutzende der Männer und Frauen ausfindig gemacht, der zuständige US-Bundesstaatsanwalt Michael Sherwin rechnet in den kommenden Wochen und Monaten mit möglicherweise Hunderten weiteren Verfahren. Die Geschehnisse seien in ihrem Umfang beispiellos. "Ich glaube nicht, dass es einen vergleichbaren Fall in der Geschichte des Justizministeriums gibt", sagte Sherwin in einem Interview mit dem "National Public Radio". Dazu trage die schiere Anzahl möglicher Verdächtiger und die große Anzahl und breite Fächerung der Straftatbestände bei.

Zur ersten Welle der Festnahmen zählen viele von jenen, die sich beim Angriff auf das Kapitol besonders exponierten. So sind mittlerweile beide Männer in Haft, die in paramilitärischer Ausrüstung und mit Spezialhandschellen bewaffnet die Senatskammer stürmten. Einer von ihnen ist ein Ex-Militär der US-Luftwaffe aus Texas. Der Sicherheitsforscher John Scott-Railton hatte beide mithilfe zahlreicher Twitter-Nutzer identifiziert. Der Ex-Offizier war aber bereits von seiner Ex-Frau angezeigt worden. Der zweite Mann war in Begleitung seiner Mutter aus Tennessee nach Washington gereist und auf Bildern maskiert mit den Handschellen zu sehen.

Ebenfalls verhaftet wurde der Mann, der prominent als einer der ersten Eindringlinge einen Polizisten der Capitol Police über mehrere Treppenaufgänge jagte. Während der Polizist nun als Held gefeiert wird, da er seine Verfolger von der Senatskammer ablenkte und damit die Evakuierung verbliebener Parlamentarier ermöglichte, werden dem Verdächtigen mit dem "QAnon"-Shirt bislang fünf Verbrechen zur Last gelegt. Er wurde in seiner Heimatstadt in Iowa festgenommen.

Von der Heldenpose zum Foto seiner Festnahme ging es auch für den Mann, der seine Füße auf dem Schreibtisch der Chef-Demokratin Nancy Pelosi ablegte und ein Schreiben aus ihrem Büro stahl. Er hatte dazu Interviews gegeben, nachdem das Bild von ihm um die Welt ging. Er ist in seiner Heimatstadt im US-Bundesstaat Arkansas verhaftet worden. In Unterlagen zu den Vorwürfen gegen ihn werden auch seine Stellungnahmen Medien gegenüber erwähnt. Er soll bald nach Washington überstellt werden.

Ebenfalls in Untersuchungshaft befindet sich der Mann, den Bilder zeigen, wie er das Sprecherpult des US-Repräsentantenhauses entwendete. Auch er hatte in sozialen Medien über seine Reise nach Washington berichtet. Das FBI stieß auf ihn durch eine Auswertung öffentlich verfügbarer Informationen. Er hatte ähnlich große Aufmerksamkeit erfahren wie der "QAnon"-Schamane, der mit Fell, Hörnern und Speer ausgestattet das Gebäude betreten hatte. Auch dieser skurrile Trump-Unterstützer wurde mittlerweile verhaftet.

Neben jenen, die sich besonders exponierten, sind mittlerweile auch mehrere Männer angeklagt, die schwerstbewaffnet nach Washington kamen. Im Truck eines Mannes aus Alabama fand die Polizei ein M4-Sturmgewehr, eine Pistole und elf Molotow-Cocktails mit einem Napalm-ähnlichen Gemisch. Ein weiterer Mann ist angeklagt, im Kapitol eine scharfe Schusswaffe mitgeführt zu haben. Bislang ist von mehr als 80 Festnahmen und Anklagen auszugehen, darunter ein republikanischer Abgeordneter des Parlaments im US-Bundesstaat West-Virginia.

Vorfälle an Flughäfen auf Video

Für Furore sorgten zu Wochenbeginn auch Videos in sozialen Medien von mutmaßlichen Teilnehmern des Kapitol-Sturms, wie sie aus Flugzeugen geleitet und zum Teil festgenommen werden. Mehrere Personen in den Videos geben an, auf der sogenannten "No-Fly-List" zu stehen. "Sie haben mich einen Terroristen genannt", ruft ein sichtlich aufgebrachter Mann, von dem angenommen wird, dass er in Washington in das Kapitol eingedrungen ist. Die Umstände dieses Videos waren für t-online nicht näher verifizierbar. Andere Filme haben allerdings einen konkreten Bezug zum Sturm aufs Kapitol, während mindestens einer von diesen einen älteren Vorfall zeigt, der nicht mit dem Angriff in Washington in Verbindung steht.

Welche Probleme Trump-Anhänger derzeit auf Flügen haben, sehen Sie hier oder oben im Video.

Bei den berüchtigten Listen handelt es sich um eine Art Gefährderdokumentation: Menschen auf dieser Liste werden als Sicherheitsrisiko betrachtet und dürfen deswegen nicht an Bord eines Linienflugzeugs gelassen werden. Während es zwar bereits im Gespräch war, Verdächtige des Kapitol-Sturms in die Liste aufzunehmen, galt es als unwahrscheinlich, dass das kurzfristig noch vor der Amtseinführung von Joe Biden geschehen könne.

In den vergangenen Tagen waren allerdings auch mehrere Fälle bekannt geworden, in denen Unterstützer Trumps Menschen an Flughäfen und während des Fluges belästigten und einschüchterten, darunter die republikanischen Senatoren Mitt Romney und Lindsey Graham, denen sie "Verrat" vorwarfen. Einige Fluglinien hatten daraufhin auffällig gewordene Passagiere bereits von ihren Flügen ausgeschlossen.

Aufgrund der Vorkommnisse hatten die großen Flugbegleitergewerkschaften nicht nur gefordert, Beteiligte am Sturm auf das Kapitol auf die "No-Fly-List" zu setzen, sondern auch, dass sich Fluggesellschaften darüber austauschen, wen sie aus welchen Gründen nicht mehr befördern. So sollte unter anderem verhindert werden, dass die Personen erneut nach Washington reisen oder für Zwischenfälle während der Flüge sorgen. Auch die Bundesluftfahrtbehörde hatte angekündigt, Sicherheitsrichtlinien streng durchzusetzen.

Bei dem Angriff auf das Kapitol waren ein Polizeibeamter und eine Angreiferin getötet worden. Vier weitere Demonstranten starben aufgrund medizinischer Notfälle. Ein zweiter Polizeibeamter der Capitol Police beging kurz nach der Attacke Suizid. Mehrere Beamte wurden durch Angreifer verletzt. Das FBI fahndet weiterhin mit Bildmaterial nach vielen Verdächtigen, darunter ein Mann, der mehrere Rohrbomben platziert haben soll. Für seine Ergreifung ist eine Belohnung von 50.000 US-Dollar ausgelobt.

Verwendete Quellen
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