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Donald Trump plant Wahlkampfauftritte: "Denke nicht, dass ich ansteckend bin"


"Denke nicht, dass ich ansteckend bin"
Arzt gibt grünes Licht: Trump plant Wahlkampfauftritte

Von reuters, dpa, aj

Aktualisiert am 09.10.2020Lesedauer: 4 Min.
US-Präsident Donald Trump: Seine Corona-Erkrankung hat er laut seinem Arzt nach 10 Tagen überstanden.Vergrößern des Bildes
US-Präsident Donald Trump: Seine Corona-Erkrankung hat er laut seinem Arzt nach 10 Tagen überstanden. (Quelle: Alex Brandon/ap)

Corona-Patient Donald Trump bekommt grünes Licht vom Arzt, diese Woche wieder Wahlkampf zu machen. Der Präsident will schon am Wochenende in zwei Staaten auftreten – zudem fordert er doch eine TV-Debatte.

US-Präsident Donald Trump hat fürs Wochenende die ersten Wahlkampfauftritte seit seiner Covid-19-Erkrankung in Aussicht gestellt. Er wolle am Samstag nach Florida und am Sonntag nach Pennsylvania, sagte Trump in einem Telefoninterview mit dem TV-Sender Fox News. Ausschnitte der Sendung sehen Sie oben im Video oder hier. Sein Leibarzt teilte zuvor mit, dass der Präsident die ihm verschriebene Covid-Behandlung abgeschlossen habe und zum Samstag wieder öffentliche Termine absolvieren dürfe.

Trump schränkte zugleich ein, dass man die Veranstaltungen noch organisieren müsse. Florida und Pennsylvania sind wichtige Bundesstaaten für die Präsidentenwahl am 3. November, in denen Trump in Umfragen zurückliegt. Während das Weiße Haus seit Tagen betont, dass Trump keine Krankheitssymptome mehr habe, musste er in dem gut 20-minütigen Interview zwei Mal mitten in einem Satz wegen Problemen mit der Stimme und Husten pausieren.

"Ich denke nicht, dass ich ansteckend bin"

Er solle am Freitag wieder getestet werden, sagte Trump, nachdem er die Frage des TV-Moderators Sean Hannity dazu zunächst zwei Mal ignorierte. Trumps Leibarzt Sean Conley machte zuvor nur vage Angaben dazu, warum der Präsident wieder in die Öffentlichkeit dürfe. Der kommende Samstag werde der zehnte Tag nach Trumps positivem Coronavirus-Test am Donnerstag vergangener Woche sein, schrieb Conley in einem Gesundheits-Update. "Ich erwarte die sichere Rückkehr des Präsidenten zu öffentlichen Terminen zu diesem Zeitpunkt." Conley verwies auch auf "die Kurve bei fortschrittlicher Diagnostik".

Zehn Tage gelten generell als die Zeit, nach der Corona-Patienten nicht mehr ansteckend sind. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass dies vor allem für leichte Fälle gelte und der Zeitraum in Einzelfällen sowie je nach Behandlung unterschiedlich sein kann. "Ich denke nicht, dass ich ansteckend bin", sagte Trump zuvor am Morgen in einem ersten Telefoninterview mit Fox.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über den Wahlkampf, seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Behandlung mit einem experimentellen Antikörper-Mittel

Trump war nach drei Nächten im Krankenhaus am Montagabend ins Weiße Haus zurückgekehrt. Er war unter anderem mit einem experimentellen Antikörper-Mittel sowie mit Steroiden behandelt worden. "Insgesamt hat er sehr gut auf die Behandlung angesprochen", erklärte der Leibarzt. Es gebe keine Hinweise auf ein Fortschreiten der Krankheit.

Laut Conley lag Trumps Puls am Donnerstagnachmittag bei 69 Schlägen pro Minute und die Sauerstoffsättigung seines Blutes betrug 96 bis 98 Prozent. Das ist ein wichtiger Wert bei Corona-Patienten, weil das Virus die Lunge angreifen kann. Trump war vergangene Woche zusätzlicher Sauerstoff verabreicht worden, nachdem der Sättigungswert unter 94 Prozent gefallen war.

Conley gab auch bekannt, dass der Präsident 15 bis 17 Atemzüge pro Minute mache und einen Blutdruck von 127 zu 81 habe. Allerdings machte er keine Angaben zu Trumps Temperatur. Zuletzt hatte es stets nur geheißen, dass Trump wieder fieberfrei sei – und Conley gibt nicht heraus, wie hoch das Fieber vergangene Woche in der Spitze war. Der Weiße Haus weigert sich auch zu sagen, wann Trump zuletzt einen negativen Corona-Test hatte. Der Leibarzt stellte sich seit Trumps Entlassung aus der Klinik nicht mehr Fragen von Journalisten.

Auch von Trump sah man seitdem nicht viel. Der Präsident veröffentlichte lediglich drei kurze Videos bei Twitter. Darin nannte er unter anderem seine Erkrankung "Gottes Segen", weil er dadurch auf die Antikörper-Therapie als "Heilmittel" gestoßen sei.

Trump-Team fordert TV-Duell auf einer Bühne

Trumps Wahlkampfteam forderte am Donnerstag, dass seine zweite TV-Debatte mit Biden wie ursprünglich geplant mit Anwesenheit beider Kandidaten am nächsten Donnerstag über die Bühne gehen soll. Dafür müsste die Kommission, die die Debatten veranstaltet, allerdings ihre Entscheidung zurücknehmen, das Duell online durchzuführen.

Trump hatte erklärt, dass er an einer Debatte über das Internet nicht teilnehmen werde – mit der Begründung, dass Biden dann Antworten vom Bildschirm ablesen könne. Der Präsident liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden zurück. Der Abstand vergrößerte sich nach Trumps aggressivem Auftreten in der ersten Debatte vergangene Woche und seiner Corona-Infektion.

Die Kommission hatte an Donnerstagmorgen angekündigt, dass die Debatte übers Internet statt mit Anwesenheit von Trump und Biden in Miami laufen solle. Nachdem Trump seine Teilnahme absagte, setzte der TV-Sender ABC eine Fragestunde Bidens mit Wählern für den Tag an.

Behörden rufen zu Tests auf

Die Gesundheitsbehörden in der US-Hauptstadt Washington und Umgebung haben unterdessen nach dem Corona-Ausbruch im Weißen Haus mögliche Betroffene angehalten, sich testen zu lassen. In einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben hieß es, dass die Zahl der Corona-Fälle unter Personen, die in den vergangenen zwei Wochen im Weißen Haus oder im Umfeld der Regierungszentrale arbeiteten oder am 26. September an einer Veranstaltung dort teilnahmen, gestiegen sei. Nach Einschätzung der Behörden seien bisher nur in begrenztem Umfang Kontakte von Infizierten rückverfolgt worden. Es bestehe daher die Gefahr, dass sich auch weitere Mitarbeiter und Anwohner angesteckt haben könnten.

Der TV-Sender ABC News hatte am Mittwoch unter Berufung auf ein internes Dokument der Katastrophenschutzbehörde (Fema) berichtet, dass sich in den vergangenen Tagen 34 Mitarbeiter des Weißen Hauses und andere Kontakte mit dem Virus infiziert haben. Nach Bekanntwerden der Infektion von Trump am Freitag war die Liste mit Infizierten in seinem Umfeld immer länger geworden. Neben der Sprecherin des Weißen Hauses sind auch enge Berater Trumps, Hope Hicks und Stephen Miller, positiv getestet worden. Das Weiße Haus hält sich unter Verweis auf Persönlichkeitsrechte äußerst bedeckt bei Angaben zum Umfang des Ausbruchs.

Am 26. September hatte Trump im Rosengarten des Weißen Hauses seine Kandidatin für einen freien Richterposten am Supreme Court vorgestellt. Mehr als 100 geladene Gäste kamen an diesem Tag zusammen, wenige trugen Masken, zwischen den Stühlen war kaum Abstand. Mehrere Teilnehmer wurden anschließend positiv auf Corona getestet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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