US-Militär besetzt Lincoln Memorial Weshalb dieses Foto viele Amerikaner empört
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Inmitten der Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in Washington hat die Nationalgarde das Lincoln Memorial besetzt. Ein Foto des Einsatzes wirkt symbolisch für die Reaktion der US-Regierung.
Es ist ein Foto, wie es vor kurzem noch undenkbar schien: Dutzende von Nationalgardisten bezogen am Dienstag Aufstellung auf den Stufen des Lincoln Memorial in der US-Hauptstadt Washington. In voller Montur, maskiert und behelmt schirmten die Soldaten Demonstranten von der nationalen Gedenkstätte ab. Der Einsatz kommt während der Proteste gegen rassistische Polizeigewalt einer Provokation gleich.
Hier sprach Martin Luther King
Denn ausgerechnet an diesem Ort hielt der Bürgerrechtler Martin Luther King vor mehr als 50 Jahren seine berühmte Rede mit dem Titel "I have a dream". Abraham Lincoln selbst hatte im 19. Jahrhundert als US-Präsident die Sklaverei beendet. Zwar war der Eingang des Denkmals in den vergangenen Tagen mit einem gesprühten Schriftzug beschädigt worden. Die Proteste vor der Gedenkstätte blieben am Dienstag aber friedlich. Dementsprechend deutlich fiel die Kritik an dem Einsatz in den sozialen Medien aus.
"Diese Machtdemonstration des Militärs am Lincoln Memorial ist eine Entweihung", schrieb die Leiterin des politischen Think-Tanks "Center for American Progress", Neera Tanden, in einem Beitrag auf Twitter. "Eine Entweihung unserer Verfassung. Unseres Rechts zu protestieren. Unseres Rechts, Wandel zu verlangen. Es ist unamerikanisch."
Ben Rhodes, der ehemalige stellvertretende Sicherheitsberater des US-Präsidenten Barack Obama, schrieb: "Dieses Foto repräsentiert das Gegenteil dessen, für was das Lincoln Memorial steht und wird ein bleibender Fleck auf der amerikanischen Geschichte zuhause und im Ausland sein." Eine Vielzahl weiterer Nutzer waren ähnlicher Ansicht.
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Republikanische Politiker, Autoren und Angehörige der Regierungsadministration verteidigten das Vorgehen hingegen als Schutz vor Vandalismus. US-Präsident Donald Trump hatte mehrfach den Einsatz des Militärs auch in weiteren Bundesstaaten angedroht, um die zum Teil gewalttätigen Proteste niederzuschlagen. Nach eigenen Angaben verlegte das US-Militär mittlerweile rund 1.600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington.
Seit Tagen protestieren im ganzen Land zahllose Menschen gegen rassistische Polizeigewalt. Auslöser war der gewaltsame Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis, der von Passanten gefilmt wurde. Minutenlang kniete ein Polizist dabei auf dem Hals des Mannes, der um sein Leben flehte. US-Justizminister William Barr kündigte an, die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt würden in der Nacht zum Mittwoch noch einmal verstärkt.
- eigene Recherchen