Kritik am System des Gipfels So reagieren andere Staaten auf Trumps G7-Vorstoß
US-Präsident Trump will den G7-Gipfel verschieben und andere Länder hinzufügen. Auf diesen Vorschlag reagierten nun Russland und Australien. Auch die Bundesregierung äußert sich.
Die Bundesregierung hat zurückhaltend auf den Vorstoß von US-Präsident Donald Trump reagiert, den G7-Gipfel auf September zu verschieben und ihn um Russland, Südkorea, Indien und Australien zu erweitern. "Wir warten auf die weiteren Informationen durch die USA, die ja Gastgeber sind", sagte ein Regierungssprecher am Sonntag in Berlin. Der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten gehören die USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien an. An den Treffen nimmt auch die Europäische Union teil.
G7-Format hält Trump für "sehr veraltet"
Ob Trump die Gruppe dauerhaft erweitern will, war zunächst unklar. Auf dem Rückflug von Cape Canaveral in Florida nach Washington sagte Trump vor Journalisten, er halte das G7-Format für "sehr veraltet". Er schlage die Erweiterung vor, weil er nicht den Eindruck habe, dass die G7 gut vertrete, was in der Welt vor sich gehe.
Australien würde die Erweiterung der G7 und eine offizielle Einladung zum Treffen der sieben führenden Industriestaaten begrüßen. Es habe bereits Kontakt zwischen Ministerpräsident Scott Morrison und den USA wegen dieses Themas gegeben, sagte ein Sprecher der australischen Regierung am Sonntag. "Eine Stärkung der internationalen Kooperation zwischen gleichgesinnten Staaten ist wertvoll in einer Zeit nie dagewesener globaler Herausforderungen."
Trump will Russland dazu holen
Trump hatte bereits bei mehreren Gelegenheiten erklärt, Russland müsse wegen seiner globalen strategischen Bedeutung der Gruppe angehören. Das Land war 2014 aus der damaligen G8, also der G7 plus Russland, wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim ausgeschlossen worden. Zu diesem Zeitpunkt war noch Barack Obama US-Präsident. Russland kontrolliert die Krim noch immer, und mehrere G7-Staaten haben frühere Forderungen Trumps, Russland wieder aufzunehmen, zurückgewiesen.
In Moskau hat Trumps Initiative ein verhaltenes Echo ausgelöst. Russland sei bereit zu beliebigen Formaten des Dialogs, aber nur auf Augenhöhe mit anderen Teilnehmern, sagte der Außenpolitiker Dmitri Kossatschow am Sonntag der Agentur Interfax. "Ein Platz als Zuschauer passt Russland nicht", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat. Vor allem erwarte Russland nun Details zu der Initiative, um über eine Teilnahme zu entscheiden.
Kreml: G7 für Russland unbedeutend
Der Kreml hatte immer wieder deutlich gemacht, dass das G7-Format für Russland kaum noch von Interesse sei, weil es das Kräfteverhältnis in der Welt nicht vollständig abbilde. Deshalb bevorzugt Russland das G20-Format der führenden Industrienationen und Schwellenländer.
Kossatschow sagte, dass bei der US-Initiative China und andere Länder fehlten. Wenn Trump vorhabe, ein neues Format einiger Länder "unter sich" zu etablieren als Vereinigung gegen andere Staaten, dann "können wir das nicht annehmen". Zumindest aber zeige Trump mit seinem Vorstoß, dass er das G7-Format selbst für veraltet halte. Seit langem sei klar, dass die G7 nur noch ein Instrument für die westliche Welt sei, ihre Einheit zu demonstrieren.
Der G7-Gipfel war für Juni in Washington geplant und sollte als Zeichen für die Aufhebung der weltweiten Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie und für die Wiederbelebung der Wirtschaft dienen.
- Nachrichtenagentur Reuters