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Trumps "Fürst der Finsternis" Roger Stone festgenommen


Festnahme von Roger Stone
Trumps "Fürst der Finsternis" wird nun ans Licht gezerrt

afp, Daniel Jahn

25.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Politikberater Roger Stone: seit drei Jahrzehnten ist er eng mit Trump verbunden – und auf Intrigen und Manipulationen spezialisiert.Vergrößern des Bildes
Politikberater Roger Stone: seit drei Jahrzehnten ist er eng mit Trump verbunden – und auf Intrigen und Manipulationen spezialisiert. (Quelle: Drew Angerer/getty-images-bilder)
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Viele Namen sind dem Politikberater Stone schon gegeben worden – und er ergötzte sich an seinem Ruhm als politischer Dunkelmann. Doch Trumps enger Vertrauter droht über die Russland-Affäre tief zu stürzen.

"König der schmutzigen Tricks", "Fürst der Finsternis", "Der Pate" – dies sind nur einige der Beinamen, die sich Roger Stone während seiner jahrzehntelangen Laufbahn als Berater konservativer US-Politiker erworben hat. Er ist ein Spezialist für die Beschädigung politischer Gegner durch Manipulationen und Intrigen. Nun ist Stone aber selbst in höchster Not. Am Freitag wurde der langjährige Vertraute von Präsident Donald Trump im Zuge der Ermittlungen zur Russland-Affäre festgenommen – und erst Stunden später wieder gegen eine Kaution in Höhe von 250.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt.

Vorwürfe: Falschaussagen, Zeugenbeeinflussung

Es war ein übles Erwachen für Stone: Noch vor Sonnenaufgang standen Beamte der US-Bundespolizei FBI vor seinem Haus in Fort Lauderdale im Bundesstaat Florida, um ihn abzuführen. Sonderermittler Robert Mueller wirft dem 66-Jährigen in seiner Anklageschrift unter anderem Falschaussagen und Zeugenbeeinflussung vor. Er soll die Untersuchungen eines Kongressausschusses zur Russland-Affäre torpediert haben.

Zwar zeigte sich Stone bei Verlassen des Gerichts in gewohnter Kampfpose, grinste und streckte in einer absurd wirkenden Triumphgeste beide Arme in die Höhe. Doch die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer und bringen ihn in heftige Bedrängnis.

Stone steht im Verdacht, während des Präsidentschaftswahlkampfs als Verbindungsmann zwischen dem Trump-Team und Wikileaks fungiert zu haben. Die Plattform publizierte zehntausende interne E-Mails der Demokratischen Partei und der Kampagne von Trumps Rivalin Hillary Clinton, die mutmaßlich von russischen Hackern gekapert worden waren.

Stand er im Kontakt zum russischen Geheimdienst?

Stone brüstete sich damals öffentlich mit seinen Kontakten zu Wikileaks-Gründer Julian Assange. Er deutete auch an, vorab in den Inhalt der gehackten Mails eingeweiht worden zu sein. Zudem kommunizierte Stone mit "Guccifer 2.0" – ein Pseudonym, hinter dem sich laut Mueller russische Geheimdienstmitarbeiter verbargen.

Nach der Wahl dementierte Stone dann aber jeglichen Kontakt zu Wikileaks. Die Kooperation mit Mueller verweigerte er. Angeklagt wurde er nun deshalb, weil er die Untersuchungen eines Kongressausschusses zu seinen mutmaßlichen Wikileaks-Kontakten torpediert haben soll.

Leitlinie: "Gib nichts zu, leugne alles"

Mit seiner widerborstigen Haltung folgte Stone einer seiner selbstformulierten Leitlinien für das politische Geschäft: "Gib nichts zu, leugne alles." Im Dezember verkündete er kämpferisch, dass er niemals gegen Trump aussagen werde. Dafür erntete er glühendes Lob vom Präsidenten, der Stones "Mumm" würdigte.

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Stone hat sich an seinem Ruf als politischer Finsterling geradezu ergötzt. In einer ihm gewidmeten Netflix-Dokumentation von 2017 schleudert er seinen vielen Feinden entgegen: "Ich weide mich an Eurem Hass." Auf Stones Rücken prangt ein eintätowiertes Porträt von Ex-Präsident Richard Nixon, der wegen der Watergate-Abhöraffäre abdanken musste.

Bereits als Teenager war Stone zum Wahlkampfhelfer Nixons geworden und lancierte verdeckte Manipulationen zur Diskreditierung eines parteiinternen Rivalen. Als gerade einmal 19-Jähriger geriet Stone dadurch ins Visier der Watergate-Untersuchungen im Kongress. Anschließend arbeitete er für eine ganze Reihe republikanischer Größen, beispielsweise für die Wahlkampagnen von Ronald Reagan.

Diktatoren gehörten zu seinen Kunden

Gemeinsam mit mehreren Partnern gründete Stone auch eine Lobbyistenfirma. Einer dieser Partner war Paul Manafort, der spätere Wahlkampfleiter Trumps, der ebenfalls in die Fänge des Sonderermittlers geriet und mittlerweile zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

So unappetitliche Kunden wie der Diktator des damaligen Zaire und der philippinischen Machthaber Ferdinand Marcos gehörten zu den Kunden der Lobby-Firma. Aber auch in der US-Politik mischte Stone immer wieder mit und mehrte seinen Ruf als schmutziger Trickser. So war er während des Auszählungschaos in Florida bei der Präsidentschaftswahl 2000 an einer Protestaktion beteiligt, die zum Abbruch von Nachzählungen führte – so trug er womöglich zum hochumstrittenen Sieg von George W. Bush bei.

Stones Verbindung zu Trump reicht bis Mitte der Achtziger Jahre zurück. Er machte damals Lobbyarbeit für das Casino-Business des Immobilienmoguls. Der Strippenzieher nimmt für sich in Anspruch, Trumps politischen Aufstieg wesentlich beeinflusst zu haben. Starken Einfluss auf den aggressiven Politikstil des Präsidenten dürfte der Mann mit der Vorliebe für extravagante Dreiteiler auf jeden Fall gehabt haben.


Seine "Stone-Regeln" haben Trump offenkundig inspiriert. Eine lautet: "Attackiere. Attackiere. Attackiere. Verteidige Dich nie." Seine kämpferische Pose am Freitag konnte aber nicht kaschieren, dass Stone seine eigene Regel nicht mehr befolgen kann – und sich im Verteidigungsmodus befindet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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