Reaktion auf US-Strafzölle Jetzt schlägt die EU zurück

Die Europäische Union hat als Reaktion auf die US-Strafzölle Gegenmaßnahmen angekündigt. Was bedeutet das für die Verbraucher und die Wirtschaft?
Für viele war es nur eine Frage der Zeit: Seit Mittwoch haben die USA Strafzölle auf Aluminium und Stahl für die Staaten der Europäische Union verhängt. Wer künftig in den USA beides aus der EU beziehen will, muss zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent zahlen. US-Präsident Donald Trump hofft dadurch, dass US-Unternehmen weniger Produkte aus dem Ausland importieren und stärker auf Produktion innerhalb der Vereinigten Staaten setzen.
Neu ist dieses Vorhaben von Trump nicht: Ähnlich ging der US-Präsident bereits in seiner ersten Amtszeit vor. Auch gegenüber China, Mexiko und Kanada droht die US-Regierung aktuell mit weiteren Zöllen. Doch in Brüssel möchte man Trumps Vorhaben nicht hinnehmen: Die EU-Kommission verkündete im Gegenzug, dass sie ebenfalls Zölle auf diverse Produkte aus den USA verhängen wird.
Doch wie genau hat die Kommission jetzt reagiert und was bedeuten die Zölle genau? t-online gibt einen Überblick:
Welche Gegenmaßnahmen hat die EU verkündet?
Die Kommission kündigte am Mittwochmorgen ein ganzes Bündel an Zöllen auf verschiedene Produkte an, die Anfang April in Kraft treten sollen: Dazu gehören etwa Zölle auf Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote, Orangensaft, Soja oder Erdnussbutter. Die konkrete Höhe der Zölle hängt von der jeweiligen Warengruppe ab. Auf in den USA produzierte Harley-Davidson-Motorräder liegen sie etwa bei 50 Prozent, bei Videospielkonsolen bei 10 Prozent, bei anderen bei 25 Prozent.
Nach Angaben der EU-Kommission treffen die neuen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent Exporte der EU im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht. "Basierend auf den aktuellen Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen", hieß es.
Die EU-Gegenmaßnahmen sollen dies nun ausgleichen. Nach Kommissionsangaben wären US-Warenexporte im Wert von 26 Milliarden Euro von den geplanten EU-Reaktionen betroffen. Im ersten Schritt soll es um Waren im Wert von etwa 8 Milliarden Euro gehen, im zweiten dann um Waren im Wert von etwa 18 Milliarden Euro.
Mitte April sollen nach Abstimmung mit den Mitgliedstaaten noch weitere EU-Extrazölle folgen. Diese könnten auch aus den USA importierte Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse treffen. Zudem soll es auch EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte wie Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte geben.
Was könnten die Zölle für die Verbraucher bedeuten?
Wer künftig im EU-Raum Produkte aus den USA kauft, wird mit höheren Preisen rechnen müssen. Es sei davon auszugehen, dass die höheren Kosten anteilig an die Kunden weitergegeben werden, sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura. Im Handel seien die Margen so gering, dass dies nicht von den Unternehmern aufgefangen werden könne.
Einfuhrzölle wirkten sich teilweise auf die Verbraucherpreise aus, sagte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Björn Fromm. "Das ist Gift in der gegenwärtigen Lage. Handel und Verbraucher profitieren vom freien Warenverkehr. Handelskriege kennen am Ende immer nur Verlierer."
Bei Jeans hält der Modeverband Deutschland die Auswirkungen für überschaubar. Auf dem Jeans-Markt hierzulande spielten Produkte, die direkt aus den USA kommen, keine große Rolle, sagte eine Sprecherin. Die wichtigsten Herstellerländer seien China, Bangladesch und die Türkei. Der Einfuhrwert für Jeans aus den USA nach Deutschland lag 2024 laut Statistischem Bundesamt nur bei gut drei Millionen Euro.
Was haben Gegenzölle in Trumps erster Amtszeit bewirkt?
Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 Sonderzölle für die Einfuhr von Stahl- und Aluminiumprodukten angeordnet und dies "mit Interessen der nationalen Sicherheit" begründet. Die EU reagierte damals bereits mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Motorräder und Jeans.
Die Whisky-Exporte in die EU seien daraufhin zwischen 2018 und 2021 um 20 Prozent zurückgegangen, heißt es aus Handelskreisen. Die EU gilt als größter Exportmarkt für US-Whiskeys.
Im Herbst 2021 einigte sich die EU dann allerdings mit der Regierung von Trumps demokratischem Nachfolger Joe Biden auf ein Stillhalteabkommen, das zur Folge hatte, dass die Zölle weitestgehend ausgesetzt wurden. Nach seiner Wiederwahl geht Trump nun aber wieder auf Konfrontationskurs. Er hat auch angekündigt, auf Autos und andere Waren aus der EU neue Zölle verhängen zu wollen.
Zu den neuen geplanten EU-Zusatzzöllen auf US-Produkte wird es nach Angaben der EU-Kommission nun bis zum 26. März Konsultation mit Interessengruppen geben. Dann sollen die Mitgliedstaaten eingeladen werden, die vorgeschlagenen Maßnahmen zu billigen, bevor sie verabschiedet werden. Das Inkrafttreten ist nach Angaben von Kommissionspräsidentin von der Leyen zum 13. April vorgesehen.
- Nachrichtenagentur dpa