Er wurde 100 Jahre alt Ehemaliger US-Präsident Jimmy Carter ist tot
Er war der 39. Präsident der USA. Nun ist Jimmy Carter verstorben.
Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Er sei am Sonntag friedlich in seinem Haus in Plains im Bundesstaat Georgia eingeschlafen, teilte seine Stiftung mit. Carter wurde 100 Jahre alt. Er hinterlässt 4 Kinder, 11 Enkel und 14 Urenkel.
"Mein Vater war ein Held, nicht nur für mich, sondern für jeden, der an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glaubt", sagte Chip Carter, der Sohn des ehemaligen Präsidenten. "Meine Brüder, meine Schwester und ich haben ihn durch diese gemeinsamen Überzeugungen mit dem Rest der Welt geteilt. Die Welt ist unsere Familie, weil er die Menschen zusammengebracht hat, und wir danken Ihnen, dass Sie sein Andenken ehren, indem Sie diese gemeinsamen Überzeugungen weiterhin leben."
Laut der Stiftung soll es öffentliche Feierlichkeiten in Atlanta und der Hauptstadt Washington D.C. geben. Der konkrete Zeitplan für das Staatsbegräbnis stehe allerdings bisher nicht fest.
Träger des Friedensnobelpreises
Carters Amtszeit als Präsident ist in die Geschichtsbücher als teils glücklos eingegangen. Kaum ein anderer US-Präsident hat während seiner Präsidentschaft so schwere Blamagen und Niederlagen erleben müssen wie Carter – vom Geiseldrama von Teheran bis hin zum sowjetischen Einmarsch in Afghanistan. Selbst Triumphe wie das Friedensabkommen von Camp David zwischen Ägypten und Israel verblassten dagegen. So war es vor allem die Zeit nach seiner Präsidentschaft, die ihm Respekt und Anerkennung einbrachte.
Der Demokrat machte sich nach seiner Präsidentschaft einen Namen als Vermittler in Krisen und mit humanitärer Hilfe. 1982 gründete er gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung besonders in ärmeren Ländern. Als Vermittler bei Friedensbemühungen brachte Carter sich ein. 2002 bekam er dafür den Friedensnobelpreis. Seiner Heimat Plains blieb er immer treu. Aus der Hauptstadt Washington zog es ihn zurück in das Örtchen mit ein paar hundert Einwohnern. Jedes Jahr wird er dort bei einem Erdnussfestival gefeiert.
Frau starb 2023
Ende des vergangenen Jahres musste Carter einen schweren Verlust hinnehmen. Seine Ehefrau Rosalynn starb im Alter von 96 Jahren – zuvor hatte sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert, sie litt unter anderem an Demenz. Die Carters waren 77 Jahre lang verheiratet. Bei der Trauerfeier wurde auch offenbar, wie schlecht es um den Gesundheitszustand Carters selbst steht. Bereits vor rund anderthalb Jahren brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege.
Sein schlechter Gesundheitszustand hat ihn gezeichnet. Der Trauerfeier seiner geliebten Rosalynn wohnte der Ex-Präsident dann im vergangenen November halb liegend in einem Rollstuhl bei, gewärmt von einer Decke. Es wirkte, als wäre er kaum wach. "Er hat körperlich stark abgebaut und kann nicht mehr viel alleine machen, aber er ist emotional sehr engagiert", sagte Carters Enkel Jason vor wenigen Wochen.
Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident. Sein hohes Alter hat vor allem im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder für Lacher herhalten müssen. Als der 81 Jahre alte US-Präsident Joe Biden noch im Rennen ums Weiße Haus war, scherzte der Komiker Colin Jost beim traditionellen Galadinner des Washingtoner Pressekorps: "Sie wissen, dass Jimmy Carter da draußen ist und denkt: Ich könnte dieses Ding vielleicht gewinnen." Als Biden nach der desaströsen TV-Debatte gegen Trump das Handtuch werfen musste, witzelte der ein oder andere, dass Carter für Biden ins Rennen gehen könnte.
- washingtonpost.com: "Jimmy Carter, 39th president and Nobel Peace Prize winner, dies at 100, his son says" (englisch, kostenpflichtig)
- cartercenter.org: "Former U.S. President Jimmy Carter Passes Away at 100" (englisch)
- Nachrichtenagentur dpa