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Donald Trump: Jetzt nutzt Erzfeind DeSantis seine Chance


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Sein größter Konkurrent
Scheitert Trump, kommt er


23.03.2023Lesedauer: 5 Min.
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Ron DeSantis: Was hat der Gouverneur von Florida vor? (Quelle: IMAGO/Ivy Ceballo)

Eigentlich ist er der Ziehsohn von Donald Trump. Doch nun nutzt Ron DeSantis die Schwäche des Republikaner-Idols. Das Ziel des Gouverneurs von Florida: nächster US-Präsident werden.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

Vielleicht fürchtet Donald Trump diesen Mann sogar noch mehr als all die Staatsanwälte, die gegen ihn ermitteln. Seinen schlimmsten Gegner beschimpft er schon seit Monaten öffentlich. Mal nennt er ihn "Fleischklops", mal einen "Globalisten", dann wieder einen "Scheinheiligen". Trump verbreitete über seinen ärgsten Feind zuletzt sogar Mutmaßungen über dessen unangebrachtes Verhalten gegenüber jungen Frauen.

Trumps größter Rivale heißt Ron DeSantis. Er ist ausgerechnet sein einstiger Ziehsohn und zudem der Gouverneur aus seinem Heimatbundesstaat Florida. Der ebenfalls rechtspopulistische DeSantis gilt schon seit Monaten als Trumps gefährlichster Konkurrent im Rennen um die kommende Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Laut Umfragen unter deren Anhängern liegt Trump zwar deutlich vor DeSantis. Der Gouverneur von Florida hat seine Kandidatur aber noch gar nicht offiziell bekannt gegeben.

Der Krieg der Konservativen

Doch was Ron DeSantis jetzt getan hat, gilt bei Trump und seinem Wahlkampfteam als offene Kriegserklärung. Sie ist der Auftakt für den womöglich schmutzigsten Wahlkampf, den die republikanische Partei je gesehen hat. Grund dafür ist ein Interview mit DeSantis, das der US-Fernsehsender Fox News an diesem Donnerstag ausstrahlt. Darin nimmt er zum ersten Mal ausführlicher Stellung zu seiner möglichen Kandidatur und teilt deutlich gegen Donald Trump aus.

DeSantis, der Journalisten sonst gerne meidet, will mit diesem Gespräch offenkundig den Eindruck erwecken, dass die Ankündigung seiner Kandidatur gegen Trump keine Frage des Ob, sondern nur eine Frage des Wann ist. Auszüge des Interviews sind bereits vorab erschienen und sie erklären, warum Donald Trump sogar noch wütender auf DeSantis als auf die Demokraten ist.

"Glauben Sie, dass Sie Biden schlagen könnten?", wird DeSantis in dem Interview gefragt. "Ich denke schon", antwortete er daraufhin ohne zu zögern. "Glauben Sie, dass Sie das Zeug haben zum Präsidenten der USA?" lautet die nächste Frage. DeSantis' Antwort: "Ich denke, was es braucht, ist eine Vision für das Land zu haben. Die Fähigkeit zu haben, Führung zu übernehmen und bereit zu sein, im Feuer zu stehen, auch wenn es richtig heiß wird, und unter Druck nicht nachzugeben. Und ich glaube, dass ich all diese Dinge habe." Eine endgültige Festlegung auf seine parteiinterne Kandidatur gegen Trump umschifft DeSantis zwar. Aber es wirkt wie ein letzter Testballon, bevor es so weit ist.

Trump und sein Team haben diesen Köder jedenfalls gleich geschluckt. Für Trump ist die Sache klar: DeSantis wird gegen ihn antreten. Seit die ersten Auszüge des Interviews veröffentlicht wurden, feuert der Ex-Präsident fast nur noch Tiraden gegen seinen Parteikollegen. "Während ich gegen die radikal linken Wahnsinnigen kämpfe, gegen die Strafverfolger und Staatsanwälte, die uns alle zerstören wollen, macht Ron DeSanctimonious – "Ron, der Scheinheilige" ist Trumps Wortspiel – nicht das, was er für die Bevölkerung von Florida tun sollte", wetterte Trump in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. De Santis verbringe seine Zeit stattdessen lieber mit einem englischen Fernsehmoderator, der um Quoten kämpfe.

Gezieltes Timing gegen Trump

Das Interview ist kein Zufallsprodukt. Ron DeSantis gibt es nicht irgendwem, sondern dem berühmten, erzkonservativen britischen Moderator Piers Morgan. Der war lange ein glühender Trump-Anhänger. Schon vor Monaten aber hat Piers Morgan sich gegen Trump gestellt und wirbt für einen Bruch der Republikaner mit ihrem Idol.

Dass Fox News das Interview mit DeSantis diese Woche ausstrahlt, dürfte ebenfalls kein Zufall sein. Denn eine Anklage gegen Trump im Schweigegeldprozess um den Pornostar Stormy Daniels soll kurz bevorstehen. Egal, wie sehr sich Trump dann als Opfer der Anklage eines demokratisch gesinnten Staatsanwalts geben kann, dürfte ihn der Vorgang zusätzlich schwächen.

Darum ist es für DeSantis womöglich der willkommene Moment, um zuzuschlagen. Schon vor dem Interview machte er sich in dieser Woche lustig darüber, dass Trump rechtliche Probleme wegen des Pornostars hat. Auch in dem Interview mit Piers Morgan sitzen die Angriffe auf Trump. Angesprochen darauf, was ihn von Trump unterscheide, sagte DeSantis: "Nun, ich denke, da gibt es schon ein paar Dinge. Die Herangehensweise an Covid war zum Beispiel anders. Ich hätte jemanden wie Fauci gefeuert. Ich denke, er hat zu viel Macht bekommen, und ich denke, er hat viel Schaden angerichtet." DeSantis spielt damit auf den in libertär-konservativen Kreisen verhassten Ex-Gesundheitsberater von Donald Trump und später von Joe Biden an.

Attacken gegen Trumps Charakter

DeSantis kritisiert zwar nur indirekt, aber dennoch deutlich den Führungsstil von Trump als chaotisch, selbstbezogen und spalterisch: "Was meinen Führungsansatz betrifft, nehme ich Personal in die Regierung auf, das die Agenda des Volkes teilt und vertritt." Wenn man seine eigene Agenda einbringe, dann sei man weg, so DeSantis. "So etwas wird es einfach nicht geben. Die Art und Weise, wie wir regieren, bedeutet meiner Meinung nach kein tägliches Drama." Man müsse sich auf das große Ganze konzentrieren, das sei sehr wichtig. Es sind Anspielungen auf die berüchtigten täglichen Skandal-Meldungen während Trumps Regierungszeit als Präsident.

Trump schäumt seitdem offenbar vor Wut auf DeSantis. In zahlreichen weiteren Äußerungen versucht er nun die Arbeit des Gouverneurs von Florida in ein schlechtes Licht zu rücken. So wirft er ihm etwa vor, für Zehntausende Corona-Tote in Florida verantwortlich zu sein. DeSantis' Pandemie-Management sei sogar schlechter gewesen als das des verhassten, von Demokraten regierten New York. Auch miserable Kriminalitätsraten und schlechte Bildung macht Trump bei DeSantis aus.

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Für ihn besteht offenbar kein Zweifel, dass DeSantis gegen ihn antreten wird. "Jetzt, da Ron DeSanctimonious endlich zugibt, im Rennen zu sein ...", schrieb er und zählte weitere Dinge gegen ihn auf, "da muss man einfach die Fakten ansehen, und die lügen nicht." Bei DeSantis sei alles Täuschung. "Wir wollen nicht, dass Ron unser Präsident wird!" schrieb Trump.

Kehrtwende

DeSantis distanziert sich in seinem Interview derweil noch weiter von Trump. Und das ausgerechnet mit dem Thema Außenpolitik, mit dem sich kaum punkten lässt. Aus Kalkül, am rechten Rand zu fischen, bezeichnete DeSantis neulich den Ukraine-Krieg als einen bloßen "territorialen Konflikt" in Europa, der die Interessen Amerikas nicht betreffe.

Bei vielen hochrangigen Parteikollegen kam diese Verharmlosung nicht gut an. Sie zu verprellen kann sich DeSantis wiederum kaum leisten. Bei Piers Morgan bezeichnete er den russischen Präsidenten Wladimir Putin darum jetzt unmissverständlich als einen "Kriegsverbrecher" und forderte, dass dieser für seine barbarische Invasion in der Ukraine "zur Rechenschaft gezogen" werde.

Eine besondere politische Wendigkeit könnte demnach eine wichtige Eigenschaft von DeSantis sein, um nicht nur gegen Donald Trump, sondern am Ende auch gegen Joe Biden zu gewinnen. "Wenn ich antrete, dann um Biden zu schlagen", sagte er.

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