Im Westen Afghanistans Taliban attackieren erstmals eine Provinzhauptstadt
In drei Bezirken musste sich die Polizei bereits ergeben, jetzt ist nur noch die Provinzhauptstadt Kala-e Nau in Regierungshand. In Afghanistan sind die Taliban weiter auf dem Vormarsch.
Die militant-islamistischen Taliban haben erstmals seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen eine Provinzhauptstadt in Afghanistan angegriffen. Es gebe Gefechte in Kala-e Nau, der Hauptstadt der Provinz Badghis im Westen des Landes, bestätigte der Polizeichef der Provinz der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Man verteidige das Polizeihauptquartier und den Sitz des Provinzgouverneurs.
Einem Provinzrat zufolge waren in der Nacht zu Mittwoch auch noch die letzten drei unter Kontrolle der Regierung stehenden Bezirke an die Islamisten gefallen. Soldaten und Polizisten hätten sich aus den Bezirken Mukur, Ab Kamari und Kadis in die Provinzhauptstadt Kala-e Nau zurückgezogen. Ein Konvoi aus Mukur sei dabei angegriffen worden und die Sicherheitskräfte hätten große Verluste erlitten. Daraufhin hätten sich mehrere Regierungsvertreter und hochrangige Polizisten ergeben.
Die Taliban erobern mehrere Bezirke
Mit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan Anfang Mai hat sich die Sicherheitslage zugespitzt. Die Taliban haben seither ein Viertel der Bezirke im Land neu erobert. Dabei haben sie Hunderte Regierungskräfte getötet, verwundet, gefangen genommen oder zur Aufgabe überredet. Mindestens fünf Provinzhauptstädte haben sie mittlerweile umzingelt.
In der Vergangenheit wurden Angriffe auf Provinzhauptstädte mithilfe von US-Luftschlägen zurückgedrängt. Die USA haben aber vergangene Woche ihre größte Luftwaffenbasis Bagram verlassen. Es ist unklar, ob sie aktuell noch Luftschläge durchführen. Aus dem Pentagon hieß es am Dienstag, der Abzug der US-Truppen sei zu 90 Prozent abgeschlossen.
- Nachrichtenagentur AFP