Besuch in Flüchtlingslager Wissler fordert Aufnahme von Geflüchteten aus Lesbos
Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler ist nach Lesbos gereist, um sich ein Bild von der Lage im griechischen Flüchtlingslager Kara Tepe zu verschaffen. Was sie vorfindet bezeichnet sie als "absolut erschütternd".
Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler hat an die Bundesregierung appelliert, die weitere Aufnahme von Menschen aus griechischen Flüchtlingslagern zu ermöglichen. Deutschland dürfe sich keinen "schlanken Fuß" machen und die Verantwortung für Geflüchtete auf die Länder an den europäischen Außengrenzen abwälzen, sagte Wissler am Donnerstag auf der griechischen Insel Lesbos.
Die Vorsitzende der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Sofia Leonidakis und Wissler besuchten das griechische Flüchtlingslager Kara Tepe. Es wurde errichtet, nachdem das ursprüngliche Lager Moria im vergangenen Sommer 2020 bei einem Großbrand zerstört worden war. Damals waren über Nacht rund 10.000 Geflüchtete und Migranten obdachlos.
2.765 Geflüchtete wurden seit April 2020 aufgenommen
Wissler bezeichnete die Zustände in dem Lager mit mehr als 6.000 Bewohnern als "absolut erschütternd". Viele Menschen würden schon seit Jahren in Lagern auf Lesbos leben und seien zum Teil hochgradig traumatisiert. Fließendes Wasser gebe es nicht, Kinder hätten keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Auch die medizinische Versorgung und den Zugang zu Lebensmitteln beschrieb die Linken-Chefin als unzureichend. Die Pandemie habe die Situation der Menschen noch weiter verschlimmert. "Die Geflüchteten dürfen das Lager nur einmal pro Woche verlassen."
Leonidakis forderte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) auf, Kommunen die eigenständige Aufnahme von Geflüchteten aus griechischen Lagern zu ermöglichen. Bremen und andere Bundesländer seien dazu bereit und dürften nicht weiter gebremst werden. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums hat Deutschland seit April vergangenen Jahres 2.765 Menschen aus Griechenland aufgenommen. Die Aufnahmezusagen seien damit erfüllt, heißt es dazu in einer Erklärung von Ende April 2021.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa