Flüchtlinge auf Lesbos Athen verbietet Versorgung der Migranten außerhalb des Lagers
Nachdem das Migrantenlager in Moria abgebrannt ist, gibt es auf Lesbos ein neues Lager. Dort hat das Asylministerium Griechenlands nun offenbar strenge Regeln aufgestellt, bei deren Verstoß Bußgelder drohen.
Die Situation auf der griechischen Insel Lesbos bleibt weiter dramatisch: Tausende Migranten sind nach dem Brand der Flüchtlingslagers auf Hilfe angewiesen. Die Menschen sind auch auf Hilfe von Anwohnern angewiesen. Nun soll das Ministerium für Asyl allerdings festgelegt haben, dass die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser nicht mehr außerhalb des neuen Lagers stattfinden darf. Wer dagegen verstößt, muss offenbar ein Bußgeld zahlen, berichtet der Seenotrettungsverein "Mission Lifeline" bei Twitter. Zudem schreibt der Verein, die griechische Polizei habe damit begonnen, Migranten festzunehmen. Weshalb die Migranten festgenommen werden, ist bislang nicht bekannt. Auch eine Bestätigung dieser Nachricht gibt es bislang noch nicht.
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Nach dem Brand des Lagers Moria waren vergangene Woche auf Lesbos gut 12.000 Migranten obdachlos geworden. Viele zögern, das neue Lager zu beziehen; sie befürchten, dort eingesperrt zu werden, und fordern stattdessen, von der Insel aufs Festland gebracht zu werden. Dies fordern auch humanitäre Organisationen. Athen hält sich aber an das Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016. Demnach müssen alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück.
Immer mehr Migranten ziehen in neues Lager
Mehr als 5.000 Migranten sind nach offiziellen Angaben in den vergangenen Tagen ins Zeltlager von Kara Tepe gegangen. Auch am Freitagmorgen standen Hunderte Menschen Schlange vor dem Eingang des Lagers, wie das Staatsfernsehen (ERT) zeigte. Viele von ihnen verbrachten die Nacht vor dem Eingang des Lagers, damit sie als erste aufgenommen werden. Am Freitag harrten jedoch noch geschätzt 7.000 Migranten im Freien aus.
Bislang wurden nach Angaben des Migrationsministers Notis Mitarakis 135 Migranten positiv auf das Coronavirus getestet. Sie wurden im Zeltlager isoliert. Humanitäre Organisationen bemängeln, es gebe nicht ausreichende Gesundheitsfürsorge im Lager. Dies dementierte die Regierung in Athen.
Reporter ohne Grenzen wirft griechischer Polizei Willkür vor
Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (RSF) klagte "die willkürlichen und teils gewalttätigen Einschränkungen der Pressefreiheit durch die griechische Polizei" an. "Die Strategie der griechischen Behörden ist eindeutig: Sie wollen Journalistinnen und Journalisten teils sogar unter Einsatz von Gewalt davon abhalten, über ihren Umgang mit der Krisensituation in Moria zu berichten", erklärte Geschäftsführer Christian Mihr am Freitag in Berlin. Es schränke das Recht der internationalen Öffentlichkeit auf eine unabhängige Berichterstattung ein.
Mihr sagte, die Medienschaffenden sähen sich vor Ort mit wechselnden Reaktionen der Polizei konfrontiert. Teils gewährten sie Zutritt zum zerstörten Lager oder zu dem Areal, auf dem die ehemaligen Lagerbewohner ausharrten, teils verwehrten sie ihn. Ein Fall von brutaler Polizeigewalt gegen einen Journalisten habe sich am 11. September ereignet. Ein Korrespondent sei von mehreren Beamten zu Boden geworfen worden. Die Polizisten hätten ihre Knie so fest auf seinen Körper gepresst, dass er vor Schmerzen geschrien habe, wie in einem Video zu hören sei.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Twitter: Profil von Mission Lifeline
- Eigene Recherche