Ankara und Athen im Clinch Merkel schaltet sich in Gas-Streit im Mittelmeer ein
Der griechisch-türkische Konflikt um Gasvorkommen verschärft sich. Präsident Erdogan kritisiert Griechenland scharf, Frankreich mischt sich ein. Nun versucht die Bundeskanzlerin erneut zu vermitteln.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sucht im Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer das Gespräch mit dem türkischen Präsidenten. Das sei noch am Donnerstag geplant, teilte Recep Tayyip Erdogan in Ankara mit. Auch mit EU-Ratspräsident Charles Michel wollte er sprechen. Bereits im Juli hatte Merkel im Gasstreit vermittelt.
Er wolle den Konflikt "durch Dialoge und Verhandlungen" lösen, sagte Erdogan bei einem Treffen seiner Regierungspartei AKP. Zugleich warf er der Regierung in Athen "Feindseligkeit" vor: "Die Haltung, die Griechenland in der Ägäis und im Mittelmeer an den Tag legt, ist heimtückisch", sagte er. Die Türkei habe immer nach einer Lösung im Streit mit Griechenland gesucht. "Wir möchten niemandens Rechte verletzen. Aber wir werden auch nicht anderen Staaten erlauben, unsere Rechte zu verletzen", sagte der türkische Präsident.
"Wir sind absolut nicht hinter unnötigem Abenteuer her und suchen keine Spannungen", betonte Erdogan weiter. Wenn man mit "Vernunft und Menschenverstand" vorgehe, könne man eine Formel finden, die die Rechte aller schütze.
Türkei schickte Erkundungsschiff zu griechischer Insel
Zuvor hatte sich der Streit zwischen Griechenland und der Türkei erneut zugespitzt. Die Türkei entsandte ein Erkundungsschiff vor eine griechische Insel. Der griechische Außenminister Nikos Dendias warnte daraufhin, Griechenland sei bereit, seinen Hoheitsbereich "zu verteidigen". Er forderte den sofortigen Rückzug des von türkischen Marineschiffen begleiteten Erkundungsschiffs "Oruc Reis" aus griechischen Gewässern.
Vor dem Hintergrund des Streits hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seine Kritik gegenüber der Türkei geäußert und eine verstärkte Militärpräsenz seines Landes in der Region angekündigt. In den kommenden Tagen solle die Stärke der französischen Verbände im östlichen Mittelmeer vorübergehend ausgeweitet werden, teilte die französische Präsidentschaft am Mittwoch nach einem Telefonat Macrons mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis mit.
Emmanuel Macron unterstützt Griechenland
Macron zeigte sich den Angaben aus Paris zufolge in seinem Telefonat mit Mitsotakis besorgt über die durch das türkische Vorgehen "ausgelösten Spannungen". Er appellierte an Ankara, diese Aktivitäten einzustellen, um einen "friedlichen Dialog" mit Griechenland und den Nato-Partnern über die Lage im östlichen Mittelmeer zu ermöglichen. Macron rief Ankara und Athen zum Dialog auf. Er begrüßte in diesem Zusammenhang auch deutsche Vermittlungsbemühungen zwischen Griechenland und der Türkei.
Mit der Verstärkung des französischen Militäreinsatzes im östlichen Mittelmeer wolle Macron seinen Willen unterstreichen, dass das "internationale Recht" in dem Gebiet respektiert werde, erklärte das Präsidialamt in Paris. Die Ausweitung der französischen Militärpräsenz solle "in Kooperation mit den europäischen Partnern, darunter Griechenland" erfolgen. Details zur geplanten Verstärkung des Militäreinsatzes nannte die Regierung in Paris zunächst aber nicht.
Türkei fühlt sich provoziert und ausgeschlossen
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte zuvor angekündigt, sein Land wolle die Erkundungen im östlichen Mittelmeer ausbauen und werde seine "Rechte" in der Region kompromisslos verteidigen. Ab Ende August werde Ankara Bohrlizenzen für neue Standorte im "westlichen Teil unseres Kontinentalschelfs" vergeben.
Ankara hatte die "Oruc Reis" am Montag zur griechischen Insel Katellorizo entsandt. Griechenland sieht die Erkundungen in seinen Hoheitsgewässern als Verstoß gegen seine Souveränität. Eine ähnliche Krise hatte es bereits im vergangenen Monat gegeben. Die Türkei hatte damals das Erkundungsschiff schließlich wieder abgezogen, um Gespräche mit Griechenland und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu führen.
Die Türkei fühlt sich nun aber durch ein in der vergangenen Woche geschlossenes Abkommen zwischen Griechenland und Ägypten provoziert. Die beiden Länder hatten die Errichtung einer ausschließlichen Wirtschaftszone im Mittelmeer verabredet, die nur von ihnen genutzt werden darf. Seit der Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer, auch vor der Küste Zyperns, gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung.
- Nachrichtenagentur AFP