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Nach Fall von Baghus: "Der ,Islamische Staat' wird bleiben und größer werden"


"Wir erwarten den Sieg, so Gott will"
Geschlagene Terrormiliz: IS-Anhänger glauben weiter ans Kalifat

Von afp
10.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Schlange stehen für Nahrungsmittel: Frauen und Kinder aus dem letzten von der Terrormiliz IS kontrollierten Ort Baghus.Vergrößern des Bildes
Schlange stehen für Nahrungsmittel: Frauen und Kinder aus dem letzten von der Terrormiliz IS kontrollierten Ort Baghus. (Quelle: Gabriel Chaim/dpa-bilder)
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Baghus an der syrisch-irakischen Grenze ist die letzte Bastion des "Islamischen Staats". Bis diese fällt, ist es wohl nur eine Frage der Zeit. Doch die Dschihadisten träumen noch immer vom Kalifat.

Nach Monaten unter Belagerung im letzten Überrest ihres "Kalifats" in Ost-Syrien sind die Dschihadisten verdreckt, ausgehungert und häufig verletzt. Doch selbst in der Niederlage geben sie sich reuelos und unbeugsam. "Wir werden uns rächen, und das Blut wird Euch bis zu den Knien stehen", ruft eine schwarz verschleierte Frau in Baghus, die nach wochenlangem Beschuss die letzte Bastion der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) an der Grenze zum Irak verlassen hat.

"Wir sind gegangen, doch wird es neue Eroberungen geben", schreien andere Frauen und bewerfen eine Gruppe von Journalisten mit Steinen. "Der ,Islamische Staat' wird bleiben und größer werden." Als eine Journalistin mit entblößten Haaren sich nähert, packt eine der verschleierten Frauen sie bei den Haaren. "Liest du nicht den Koran? Schämst du dich nicht?", ruft sie. "Gott verdammt die Frau, die einem Mann gleicht", schreit eine andere.

"Wir erwarten den Sieg, so Gott will"

Der "Islamische Staat" bezog seine Besonderheit und seine Attraktion aus dem Anspruch, ein Staat zu sein mit einer eigenen Währung und eigenen Schulen. Heute ist davon nichts mehr übrig, und den letzten IS-Anhängern, die nach Wochen in Tunneln, Gräben und Zelten aus Baghus humpeln, bleibt kaum mehr als die Kleider an ihren ausgehungerten Körpern. Die Niederlage eingestehen wollen sie dennoch nicht, geschweige denn Reue zeigen.

"Wir erwarten den Sieg, so Gott will", sagt die 47-jährige Irakerin Um Mohammed, die mit anderen Frauen in der Wüste bei Baghus wartet. "Die Nichtsnutze und Feiglinge sind abgehauen, und nun sind auch wir Frauen gegangen, weil wir den Männern eine Last waren." In der Nähe verrichten einige Frauen ihr Gebet oder lesen im Koran, während ein staubbedeckter Junge mit einem Lächeln auf den Lippen ein religiöses Lied zum Ruhm des IS singt.

Tausende Frauen und Kinder

"Der Staat des Kalifats wird nicht verschwinden, er ist in den Hirnen und Herzen der Neugeborenen und der Kleinen eingebrannt", zeigt sich eine ältere Frau überzeugt, die ihren Namen nicht nennen will. Obwohl die endgültige Niederlage nur eine Frage der Zeit war und es aus Baghus kein Entkommen mehr gab, harrten bis zuletzt tausende Frauen und Kinder mit den IS-Kämpfern im belagerten und zunehmend schrumpfenden "Kalifat" aus.

"Die IS-Anhänger, die aus den letzten Überresten des Kalifats geholt wurden, bleiben weitgehend reuelos, entschlossen und radikalisiert", sagte der US-Kommandeur im Mittleren Osten, General Joseph Votel. Mehr als 50.000 mutmaßliche IS-Anhänger haben sich seit Dezember den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) ergeben. Nun sind sie im Lager von Al-Hol interniert, das inzwischen völlig überbelegt ist.

Stolz statt Reue

Nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer, die am Rande von Baghus auf den Abtransport nach Al-Hol warten, wollen sich nicht von der IS-Miliz distanzieren. Statt Reue für die Gräueltaten der eigenen Gruppe zu zeigen, wirft ein am Fuß verletzter Mann der internationalen Anti-IS-Koalition "Terrorismus" vor. "Ich habe mich nur wegen meiner Verletzung ergeben", sagt er und betont, er sei seit Anbeginn bei der IS-Miliz dabei gewesen.


Auch Abdel Moneim Nadschina, der mit seinen ergrauten Haaren weit älter als seine 30 Jahre wirkt, hofft weiter auf neue "Eroberungen" des "islamischen Kalifats", zeigt sich aber von der Führung enttäuscht. "Das Gesetz Gottes wurde angewandt, doch gab es Ungerechtigkeiten. Die Anführer haben Geld gestohlen und die Leute im Stich gelassen", sagt er. Auch vom IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ist er enttäuscht. "Er hat uns Leuten anvertraut, die uns fallengelassen haben."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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