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Massaker von Srebrenica: Chronik eines Massenmords


Massaker von Srebrenica
Bilanz eines Massenmords

afp, dpa, Marc von Lüpke

Aktualisiert am 22.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Ratko Mladic: Der bosnisch-serbische General trägt die Verantwortung für zahlreiche Kriegsverbrechen während des bosnischen Bürgerkriegs.Vergrößern des Bildes
Ratko Mladic: Der bosnisch-serbische General trägt die Verantwortung für zahlreiche Kriegsverbrechen während des bosnischen Bürgerkriegs. (Quelle: Reuters-bilder)

Es war das schlimmste Blutbad in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Getöteten hatten Schutz in Srebenica gesucht, die Stadt war von den Vereinten Nationen im bosnischen Bürgerkrieg von 1992 bis 1995 zur Schutzzone erklärt worden. Per Luftbrücke versorgte die UNO die Flüchtlinge in der von serbischen Einheiten belagerten Stadt.

Am 9. Juli 1995 marschierten die Serben schließlich in die Stadt ein: Die niederländischen Blauhelmsoldaten, die die Zivilisten eigentlich schützen sollten, blieben tatenlos. In Srebrenica lebten damals 42.000 Menschen, davon 36.000 Flüchtlinge. Die Angreifer sonderten die kampffähigen Männer unter den Muslimen aus. Anschließend transportierten sie die Zivilisten per Lastwagen aus der Stadt - und brachten die Männer massenweise um.

"Schlächter vom Balkan"

Der General, der die unmittelbare Verantwortung für die Bluttat trägt, heißt Ratko Mladic. Um die Welt ging ein Foto, das den bosnisch-serbischen Oberbefehlshaber zeigt, wie er mit dem Kommandanten der untätig gebliebenen niederländischen Blauhelmtruppen Ton Karremans anstösst.

Seit 2011 musste sich Mladic, auch "Schlächter vom Balkan" genannt, vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien verantworten. Nach 16 Jahren auf der Flucht war er im gleichen Jahr festgenommen worden.

Zur Rechenschaft wurde der 75-jährige Mladic auch für die 44-monatige Belagerung von Sarajevo gezogen, bei der nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 10.000 Menschen umkamen. Unter anderem lauteten die Anklagepunkte gegen Mladic auf Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Zu lebenslanger Haft verurteilten die Richter Mladic am Ende. Es war der letzte große Prozess wegen der Verbrechen im bosnischen Bürgerkrieg durch das Kriegsverbrechertribunal.

"Die Seele können sie mir nicht nehmen"

Die serbische Regierungszeitung "Novosti" zitierte den Angeklagten zuvor mit den Worten "Ich bin unschuldig. Die Seele können sie mir nicht nehmen". Der Boulevardzeitung "Kurir" sagte Mladic: "Ich schlafe ruhig, ich bin unschuldig".

Das UN-Kriegsverbrechertribunal im niederländischen Den Haag hat bislang Anklage gegen 20 Männer erhoben. Bisher wurden 15 Angeklagte für schuldig befunden, ein Angeklagter starb während des Prozesses.

40 Jahre Haft

Neben Ex-General Mladic gilt der frühere Serbenführer Radovan Karadzic als Hauptverantwortlicher. Er war bereits im März 2016 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sein Berufungsverfahren läuft noch.

Drei Männer wurden bislang zu lebenslanger Haft verurteilt. Darunter ist Vujadin Popovic, Ex-Sicherheitschef des berüchtigten Drina-Korps der bosnisch-serbischen Armee. Andere ehemalige hohe bosnisch-serbische Offiziere wurden wegen Beihilfe zum Genozid zu Haftstrafen von bis zu 35 Jahren verurteilt.

Der frühere Präsident Jugoslawiens, Slobodan Milosevic, starb vor Abschluss des Prozesses 2006 in seiner Zelle in Den Haag.

Nur wenige Angeklagte gaben ihre Schuld zu. Dazu gehörte Drazen Erdemovic, der an Erschießungen beteiligt war und später gegen andere Offiziere aussagte. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Ex-Offizier der jugoslawischen Armee wurde als einziger aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

"Die Serbenrepublik erschaffen"

Mladic bleibt trotz des Urteils für serbische Nationalisten weiterhin eine Ikone. Wenige Stunden vor dem Urteil hatte der bosnische Serbenführer Milorad Dodik den als Kriegsverbrecher Angeklagten in höchsten Tönen gelobt.

"Mladic bleibt im serbischen Volk eine Legende", so der Präsident der serbischen Landeshälfte von Bosnien-Herzegowina am Dienstag vor Journalisten in Banja Luka: "Der Mann hat das Militär befehligt, das die Freiheit seines Volkes verteidigt und so die Serbenrepublik erschaffen hat."

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