"Sei still, kleiner Mann" Musk droht der Ukraine – und beleidigt Polen
US-Milliardär Elon Musk provoziert online die Ukrainer. Außenminister Marco Rubio gibt ihm Rückendeckung – und teilt gegen einen europäischen Kollegen aus.
Das Kürzel hat es in sich: "Intelligence, Surveillance and Reconnaissance" (ISR) nennen Militärexperten einen wichtigen Verbündeten im Krieg. Nachrichtendienst, Überwachung und Aufklärung sind entscheidend für das Vorgehen auf dem Schlachtfeld, und genau diese Dinge entziehen die USA der Ukraine derzeit.
Nachdem US-Präsident Donald Trump der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland zuerst die Militärhilfe strich und dann auch die Weitergabe von Aufklärungsdaten kappte, spielt jetzt Tech-Milliardär Elon Musk öffentlich mit der Idee, sein Satellitensystem Starlink für die Ukraine abzuschalten. "Wenn ich es abschalten würde, bräche ihre gesamte Front zusammen", schrieb Musk, ein enger Berater Trumps, auf seiner Plattform X.
Musk nennt seinen Dienst fälschlicherweise unersetzbar
Nachdem der Tesla-Besitzer für seinen Post online Kritik erntete, sprang ihm niemand geringeres als der US-Außenminister bei. Auf X verharmloste Marco Rubio die Aussagen von Musk – und fordert gleichzeitig Dankbarkeit von den Europäern. Mit dem unwirschen Affront richtete Rubio sich direkt gegen Radosław Sikorski – den polnischen Außenminister. Dieser hatte sich auf X zu Musk geäußert und darauf hingewiesen, dass auch Polen Starlink bezahlt.
Eine Bemerkung, die Elon Musk direkt auf seinem Onlinedienst gekontert hat. In Richtung Sikorski schickte er ein "Sei leise, kleinen Mann" – und schob dann für Europa eine Drohung hinterher: "Es existiert kein Ersatz für Starlink." Das stimmt allerdings nicht: Mehrere europäische Firmen bieten einen vergleichbaren Dienst an, die bislang erfolgreichste ist die französische Firma Eutelsat.
Musk: Ukraine verliert sowieso
Nach einer Studie der US-Forschungseinrichtung Center for Strategic International Studies (CSIS) in Washington "unterscheidet sich der Krieg in der Ukraine grundlegend von vorherigen Konflikten", wie es in einer Analyse von Anfang März heißt. "Der großflächige Einsatz unbemannter Systeme und die exponentielle Zunahme von Datenquellen und -mengen bilden Elemente eines autonomen Operationsparadigmas." Drei kritische Punkte der ukrainischen Armee im Krieg gegen Russland werden genannt:
- Sinkende Truppenstärke, auch für die Auswertung der Daten
- Verzögerung bei der Verarbeitung eingehender Aufklärungsinformationen
- Schwierigkeit, die Daten aus unterschiedlichen Quellen – von Bildern von Aufklärungssatelliten bis zu Drohnenaufnahmen – entsprechend auszuwerten
Nun droht Musk mit der Abschaltung von Starlink, einem Satellitensystem in niedriger Erdumlaufbahn für Telekommunikations- und Internetverbindungen. Die Ukraine werde den Krieg ohnehin verlieren, so Musk. Er habe das jahrelange "Schlachten" satt. Es sei daher nötig, sofort Frieden zu schließen. Musk hatte der Ukraine den Satellitendienst nach Beginn der russischen Invasion zunächst kostenlos überlassen. Später hatten die USA und andere Verbündete zur Finanzierung beigetragen.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- CSIS-Studie "Ukraine’s Future Vision and Current Capabilities for Waging AI-Enabled Autonomous Warfare" (Englisch)