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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Steinmeier im Senegal Schon genug zu tun – und dann auch noch Putin
Drei Tage besucht Bundespräsident Steinmeier den Senegal. Bereits zu Beginn wird er mit den Problemen vor Ort konfrontiert – und holen ihn die Themen aus der Heimat ein.
Der Bundespräsident lächelt, als er unter den Kronleuchter tritt. Es ist 11.36 Uhr an diesem Montag, Frank-Walter Steinmeier ist zu Besuch im Senegal. Drei Tage bleibt das deutsche Staatsoberhaupt, das unter anderem von einer Wirtschaftsdelegation begleitet wird, hier. Zum Auftakt gibt es gemeinsam mit dem Präsidenten des Senegals eine Pressekonferenz im prunkvollen Präsidentenpalast.
Es besteht viel Einigkeit darüber, wie die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern künftig aussehen soll, so viel wird schnell klar. Doch obwohl Steinmeier rund 5.000 Kilometer von Berlin entfernt ist, sind die Probleme mitgereist – und er muss sich auch zu Wladimir Putin äußern.
Zunächst spricht Macky Sall, der senegalesische Staatschef. Er sei sehr froh, dass Steinmeier nun da sei, Deutschland sei schließlich einer der "ersten bilateralen Partner" in der Corona-Krise gewesen. Man wolle künftig den Handel und die Investitionen stärken. Auch das am Montag stattfindende deutsch-senegalesische Wirtschaftsforum soll dazu dienen.
"Dann stoßen wir naturgemäß an enge Grenzen"
Dann spricht Sall über die Corona-Pandemie in seinem Land und den angrenzenden Staaten in Westafrika. Die Impfquote ist gering, es ist viel zu wenig Impfstoff vorhanden. Später wird der Senegalese noch sagen: "Es geht darum, dass wir nicht nur Impfstoff-Geschenke bekommen." Über die Aufhebung von Patenten könne man zwar reden. Vorher gehe es aber noch um grundsätzlichere Fragen: "Wie sollen wir Impfstoffe herstellen, wenn wir nicht die Kapazitäten dazu haben?" Es ist eines der drängendsten Themen im Senegal.
Bevor Steinmeier spricht, entsteht eine kurze Pause. Der Bundespräsident setzt seinen Kopfhörer mit der Simultanübersetzung ab. Sein Blick gleitet durch den Raum. Dann redet auch er über die Pandemie: "Wenn wir nur über die Verteilung von Impfstoff reden, stoßen wir naturgemäß an enge Grenzen."
Man spreche deshalb nicht von einer "abstrakten Debatte", wie künftig die Impfstoffproduktion in Afrika gefördert werden solle. Auch deshalb besucht er am Dienstag eine mögliche Produktionsstätte von Impfstoffen.
Der angekündigte Truppenabzug der Franzosen in Mali wird ebenfalls vom Bundespräsidenten angesprochen. Hier müsse die deutsche Regierung am Ende entscheiden, wie man mit der Bundeswehr in diesem Gebiet künftig vorgehe.
Destabilisierung der Region gefürchtet
Doch er wolle bei seinem Besuch einen Eindruck gewinnen, welche Haltung man im Senegal zur Sicherheit in der Sahelzone einnehme. Nicht wenige fürchten eine Destabilisierung der Region.
Am Schluss hat ein Journalist noch eine Frage an den Bundespräsidenten, es geht um den russischen Präsidenten. Am Montag machte ein mögliches Treffen von US-Präsident Joe Biden und Wladimir Putin Schlagzeilen. Steinmeier äußert sich skeptisch. Er habe gerade gelesen, dass in Moskau ein solches Treffen noch "für verfrüht" gehalten werde. Dennoch, so der Bundespräsident, sei es ein "Zeichen der Hoffnung", wenn Putin und Biden miteinander sprächen.
Fast versöhnlich klang das, und etwas hoffnungsvoll. Denn in einem solchen Gespräch liege die Möglichkeit, "das Schlimmste zu verhindern".
- Beobachtungen vor Ort in Dakar