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COP26: Darum geht es bei der Weltklimakonferenz in Glasgow


Weltklimakonferenz in Glasgow
Verlässt die Welt die "Einbahnstraße in die Katastrophe"?


30.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Stahlindustrie in China: Die UN mahnt zu deutlich ehrgeizigeren Klimazielen.Vergrößern des Bildes
Stahlindustrie in China: Die UN mahnt zu deutlich ehrgeizigeren Klimazielen. (Quelle: Andreas Habich/Climate Visuals)

Der Klimawandel stellt die Welt vor gigantische Herausforderungen. Wie die gelöst werden können, wird ab Sonntag in Glasgow besprochen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Es geht um nichts weniger als um die Zukunft des Planeten: An diesem Sonntag beginnt in Glasgow die Weltklimakonferenz (COP26). Fast 200 Staaten nehmen daran teil, 25.000 Teilnehmer werden erwartet – darunter auch einige Prominente.

Sechs Jahre liegt der letzte richtungsweisende Beschluss zurück, damals in Paris. 175 Staaten verpflichteten sich mit dem "Übereinkommen von Paris" dem Ziel, die Erderhitzung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Warum ist die Konferenz in Glasgow nun so wichtig? Worum soll es dort genau gehen? Und welche Rolle spielte eigentlich Angela Merkel bei der ersten COP? Eine Übersicht.

Was ist die Weltklimakonferenz – oder COP26?

Die Weltklimakonferenz findet jährlich statt, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen (UN) debattieren die Staaten der Welt meist zu Beginn des Winters zwei Wochen lang, wie die Menschheit die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eindämmen kann. Der Gipfel in Glasgow läuft bis Freitag, 12. November.

COP steht für "Conference of the Parties", also die Konferenz der Parteien – gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klimarahmenkonvention unterschrieben haben. Dieses Jahr trifft man sich in Glasgow zum 26. Mal – daher COP26.

Wie ist die Ausgangslage?

Als "Einbahnstraße in die Katastrophe" bezeichnete UN-Generalsekretär António Guterres die Klimasituation kürzlich. Laut der UN-Klimaagentur steuert die Welt derzeit auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu, selbst wenn alle vorliegenden Pläne umgesetzt werden.

Die Folgen wären fatal: deutlich mehr Dürren, Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände. Hunderte Millionen Menschen wären betroffen und viele müssten fliehen. Auch die US-Geheimdienste stuften die Erderwärmung erstmals als eine Gefahr für die nationale Sicherheit ein.

Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten die globalen Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gesenkt werden. Entschlossen umgesteuert haben die meisten Staaten bisher aber nicht. Viele Regierungen haben vor allem den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verschleppt sowie den klimafreundlichen Umbau von Verkehr und Landwirtschaft vernachlässigt. Nach Ansicht vieler Experten bleibt das gemeinsam in Paris gesteckte Ziel also noch in beträchtlicher Ferne.

Worum geht es bei dieser Klimakonferenz?

Das große Ziel wurde bereits in Paris gesteckt, seitdem geht es nun um das Wie – also um viele komplizierte Detailfragen. Angesichts der sich verschärfenden Lage müsste es nun in Glasgow ehrgeizigere Zusagen geben. Der designierte COP-Präsident Alok Sharma erwartet allerdings schwierige Verhandlungen: "Es ist, als sei man in einer Prüfung am Ende bei den schwierigsten Fragen angekommen, und gleichzeitig hat man kaum noch Zeit."

Bei der Konferenz werden die Länder dazu aufgerufen, deutlich ehrgeizigere Aktionspläne vorzulegen, etwa den Kohleausstieg schneller voranzutreiben. Laut UN müssten die Staaten ihre Bemühungen etwa versiebenfachen. Tatsächlich aber haben viele Staaten noch nicht einmal ihre nationalen Klimaschutzbeiträge (NDC) eingereicht. Um dem Pariser Abkommen zu entsprechen, wären diese bis 2020 fällig gewesen.

Auch das sogenannte Regelbuch zur technischen Umsetzung des Pariser Abkommens ist noch immer nicht fertig, umstritten ist auch der Zeitrahmen, in dem die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen in den Staaten überprüft werden soll.

Wann wäre die COP26 erfolgreich?

Am Ende steht eine Art Abschlusserklärung. Darin müsste nachvollziehbar erklärt werden, wie die Staatengemeinschaft konkret auf den 1,5-Grad-Pfad kommen will. Ein anderes Thema ist das Geld, also etwa wie viel Finanzhilfe ärmere Staaten konkret für den Klimaschutz erhalten sollen. Bisher haben die reichen Staaten und Entwicklungsbanken etwa 79,6 Milliarden US-Dollar bereitgestellt, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für 2019 analysierte. Das Ziel für 2020 lag allerdings bei 100 Milliarden Dollar. Es wäre also ein Fortschritt, wenn dieses Versprechen in Glasgow erfüllt wird.

Wer nimmt teil?

Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an. Darunter sind nicht nur die Regierungsvertreter, sondern auch Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten. Die britische Queen sagte nach einem Krankenhausaufenthalt zwar ab, andere prominente Gäste aber werden erwartet. So reist etwa die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg mit einer Delegation an, zum ersten Mal ist auch US-Präsident Joe Biden dabei. Kanzlerin Angela Merkel wird von ihrem möglichen Nachfolger Olaf Scholz begleitet.

Allerdings wird befürchtet, dass vor allem Vertreter ärmerer Länder nicht nach Glasgow reisen – weil sie bisher nicht gegen das Coronavirus geimpft wurden. COP-Präsident Sharma versucht, diese Sorgen mit dem Hinweis zu zerstreuen, dass es Akkreditierungen aus aller Welt gebe und mehr als hundert Staats- und Regierungschefs anreisen.

Welche Signale kommen aus den Vertragsstaaten?

Der britische Premier Boris Johnson formulierte seine Erwartungen mit den Worten "coal, cars, cash and trees", also den Verzicht auf Kohlekraftwerke und Verbrennungsmotoren, finanzielle Klimahilfen für besonders anfällige Staaten und eine massive Aufforstung. Er selbst will Großbritannien zu dem "Saudi-Arabien der Windenergie" machen.

Die US-Regierung sagte bereits zu, ihre Klimahilfen für andere Länder zu verdoppeln. China kündigte an, keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr bauen zu wollen. Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mahnte ehrgeizigere Ziele an.

Einige Staaten rangen sich noch kurz vor der COP26 dazu durch, ihre Ziele höherzustecken. Der große Kohleexporteur Australien etwa verkündete, bis 2050 klimaneutral werden zu wollen, der weltgrößte Erdölexporteur Saudi-Arabien bis 2060.

Warum gibt es die Weltklimakonferenz überhaupt?

Erste Weltklimakonferenzen gab es schon Ende der 1970er- und in den 1980er-Jahren. Die erste "COP" unter dem Dach der Klimarahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt. Deutsche Verhandlungsführerin war damals Angela Merkel, als Umweltministerin unter Kanzler Helmut Kohl. Schon vor mehr als 25 Jahren setzte sich der Gipfel das Ziel, verbindlich festzuschreiben, bis wann und wie stark weltweit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase reduziert werden soll.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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