Teheran trotzt US-Sanktionen Iran will neuen Kampfjet vorstellen
Der Iran rüstet auf und will einen neuen Kampfjet vorstellen. Im Konflikt mit den USA zeigt sich die Führung selbstbewusst. Teheran kritisiert aber auch europäische Staaten wegen des Atomabkommens.
Der Iran trotzt mit der Ankündigung neuer Waffensysteme demonstrativ den US-Sanktionen. Zugleich kritisiert die Führung in Teheran auch die europäischen Partner, die noch am Atomabkommen festhalten.
Verteidigungsminister Amir Hatami kündigte für die kommende Woche die Vorstellung eines neuen Kampfjets an. Dieser werde am Tag der Nationalen Verteidigungsindustrie am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert, sagte er der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars.
"Unsere oberste Priorität ist die Entwicklung unserer Raketensysteme gewesen." Hier sei weitere Arbeit notwendig. US-Präsident Donald Trump hatte den Austritt seines Landes aus dem internationalen Atomwaffenabkommen auch damit begründet, dass der Vertrag nicht stark genug gegen das iranische Raketenprogramm vorgehe.
Bislang Jets aus Russland und den USA
Die iranische Luftwaffe ist hauptsächlich auf russische Flugzeuge oder US-Modelle von vor der Islamischen Revolution 1979 beschränkt. Die Islamische Republik hatte bereits 2013 einen neuen Kampfjet mit der Bezeichnung "Qaher 313" vorgestellt, der im Inland entwickelt worden sein soll. Angesichts der internationalen Sanktionen hat der Iran eine eigene Rüstungsindustrie aufgebaut.
Die Marine kündigte an, erstmals das "Kamand"-Abwehrsystem aus eigener Produktion auf einem Kriegsschiff installiert zu haben. Ein zweites Mal werde bald folgen, sagte Konteradmiral Hossein Chansadi der Nachrichtenagentur Tasnim. Der Iran hat gedroht, die für Öl-Tanker wichtige Straße von Hormus zu blockieren.
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Vize-Präsident Eshagh Dschahangiri zeigte sich überzeugt, der Iran werde die US-Sanktionen überstehen. "Das ist ein kritischer Moment für unsere Wirtschaft, aber wir stecken nicht in einer Sackgasse", sagte er der amtlichen Nachrichtenagentur Irna. "Dieses Land hat genug menschliche und natürliche Ressourcen, auf die es sich stützen kann." Seit April hat die iranische Währung die Hälfte ihres Wertes verloren, insbesondere weil die Bürger US-Dollar kaufen, um ihre Ersparnisse zu schützen.
Außenminister kritisiert USA – und Europa
Außenminister Dschawad Sarif warf der US-Regierung vor, eine neu gegründete Aktionsgruppe im US-Außenministerium arbeite daran, seine Regierung zu stürzen. "Niemals wieder", schwor er auf Twitter unter Verweis auf den Sturz der iranischen Regierung 65 Jahre zuvor. Am Donnerstag hatte Sarifs US-Kollege Mike Pompeo den hochrangigen Berater Brian Hook als Chef der sogenannten Iran Action Group eingesetzt. Diese soll nach US-Angaben Trumps Iran-Politik koordinieren.
Zuletzt hatte sich der Ton zwischen Trump und der iranischen Führung weiter verschärft. Der mächtigste Mann des Irans, das geistliche Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei, untersagte alle direkten Gespräche mit den USA. Trump will ein neues und nach seiner Einschätzung wirksameres Atomabkommen mit dem Iran aushandeln und hat auch Einschränkungen in der Raketen-Rüstung der Islamischen Republik gefordert. Die anderen Unterzeichnerstaaten, darunter Deutschland, wollen dagegen an dem bisherigen Abkommen festhalten.
Der Iran zeigte sich nun jedoch mit den Bemühungen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens um die Umsetzung des Atomabkommens unzufrieden. "Die Europäer beziehen bisher mehr politische Positionen, als dass sie praktische Schritte unternehmen", sagte Außenminister Sarif dem Nachrichtenportal YJC zufolge. Falls die Europäer die Vereinbarung für ein wichtiges Sicherheitsabkommen hielten, sollten sie "sich dies auch etwas kosten lassen". Der Iran werde der EU die nächsten Monate noch Zeit geben, bevor Teheran eine Entscheidung über die Zukunft des Abkommens treffe.
- Reuters, dpa