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ZDF-Moderator: Das hat Lanz bei dem Musk-Zitat weggelassen


Null Empathie?
Das hat Lanz bei dem Musk-Zitat weggelassen


19.03.2025 - 03:43 UhrLesedauer: 4 Min.
In der Talkshow von Markus Lanz ging es diesmal um Elon Musk.Vergrößern des Bildes
In der Talkshow von Markus Lanz ging es diesmal um Elon Musk. (Quelle: IMAGO/teutopress GmbH)
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Ein Loblied des "Welt"-Herausgebers auf Elon Musk sorgt bei "Lanz" für ungläubiges Gelächter. Herbert Diess warnt: Nicht echauffieren, sondern Musk verhindern lernen.

75 Minuten lang ging es bei "Markus Lanz" am Dienstagabend ausschließlich um Elon Musk. Dabei gerieten insbesondere der erklärte Musk-Fan Ulf Poschardt ("Welt") und der Kritiker des Tesla-Chefs, Sönke Iwersen ("Handelsblatt"), aneinander. Am besten kannte wohl Ex-Volkswagen-Chef Herbert Diess den auf dem Papier reichsten Mann der Welt. Er sagte mit Blick auf die Lage in den USA: "Letztlich ist das auch eine Chance für Europa."

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Gäste

  • Herbert Diess, Manager
  • Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin (Bertelsmann Stiftung)
  • Sönke Iwersen, Journalist ("Handelsblatt")
  • Ulf Poschardt, Journalist ("Welt")

"Dieses Echauffieren über Amerika, das bringt uns nichts", warnte Diess, der von 2018 bis 2022 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG war. Stattdessen müssten die Entwicklungen unter US-Präsident Donald Trump nüchtern beobachtet werden, stets unter der Prämisse: "Was machen wir denn jetzt damit?"

Lanz seziert Musk

Zum einen machen sich Trump und Musk laut Diess derzeit viele Feinde auf der Welt. "Da entstehen Lücken", forderte der Aufsichtsratsvorsitzende des Chipherstellers Infineon Europa zum Handeln auf. Die USA sollten laut Diess aber auch warnendes Beispiel sein.

Denn für ihn zeigt das Ausbleiben von Massendemonstrationen gegen den Umbau des Staatsapparates, dass viele Bürger bei der Bürokratie weiterhin Veränderungsbedarf sehen – "ähnlich wie in Europa". "Auch das wird hier passieren, wenn wir nicht demokratisch reformieren", mahnte Diess.

Mit dem "Welt"-Herausgeber Ulf Poschardt hatte Lanz einen bekennenden Musk-Fan in die Runde geholt. Dessen Zeitung hatte Musks viel kritisierte Wahlempfehlung zugunsten der AfD veröffentlicht. "Ich bin kein Fanboy, finde aber das Antiautoritäre bei ihm interessant", zitierte die Redaktion der Talkshow den Journalisten vorab. Der fiel schnell mit gewagten Thesen auf.

Musk habe bei Twitter 80 Prozent der Mitarbeiter herausgeworfen; trotzdem habe es die "Performance" nicht gestört, behauptete Poschardt und erntete dafür, insbesondere von seinem Sitznachbarn, Gelächter. "Da sieht man, dass Sie die Marktwirtschaft nicht verstehen", kommentierte Sönke Iwersen.

Musk sorgt bei Lanz für Streit

Iwersen, der seit 2012 das Investigativteam des "Handelsblatts" leitet, verwies unter anderem auf den Kursverfall der Aktie von X seit der Musk-Übernahme. Das soziale Netzwerk ist an den Börsen nur noch rund ein Viertel des von Musk bezahlten Kaufpreises von 44 Milliarden US-Dollar wert (hat allerdings seit der Trump-Amtsübernahme wieder leicht angezogen).

Musk habe Unternehmen beschimpft, weil die bei ihm keine Werbung mehr schalten wollten und X sei zur "Kloake" verkommen, wo jeder alles verbreiten dürfe, monierte Iwersen. Technik könne Musk gut, aber das Kommunikative falle ihm schwer, warf Diess ein. Das hat ihn einst allerdings nicht davon abgehalten, Musk 2021 bei einem Workshop per Videoschalte zu VW-Top-Managern sprechen zu lassen.

Poschardt ging die Kritik an Trump bei "Markus Lanz" zu weit. "Vergleichen wir den jetzt mit Nazis?", monierte er. Dabei wurde die Hitlergruß-ähnliche Geste des Tesla-Chefs in der Sendung gar nicht diskutiert, sondern nur im Hintergrund eingeblendet. Angebliche Parallelen der zweiten Trump-Administration zu faschistischen Bewegungen kamen früh zur Sprache, nachdem Lanz diese Aussage von Musk geteilt hatte: "Die fundamentale Schwäche der westlichen Zivilisation ist Empathie." Das müsse man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, kritisierte der Moderator.

Damit tat Lanz aber ein Stück weit das, wovor Poschardt gewarnt hatte: Musk auf extreme Aussagen zu verkürzen, den Kontext zu ignorieren und dadurch den Erfolg des Unternehmers nicht nachvollziehen zu können. Der Satz fiel während eines Besuchs von Musk im Podcast des umstrittenen Moderators Joe Rogan. Was Lanz ausließ: Musk betonte, er glaube an Empathie und dass einem andere Menschen am Herzen liegen sollten.

Empathie müsse aber eher der Zivilisation als ganzes gelten und dürfe nicht dazu führen, dass eine Gesellschaft vor lauter Empathie geradezu Selbstmord begehe "Empathie ist gut", sagte Musk. Sie könne aber von Gegnern wie ein "Bug", eine Schwachstelle in einem Computerprogramm, ausgenutzt werden. Da war es vielleicht kein Zufall, dass Poschardt bei Lanz von einem verlogenen, linksliberalen "Empathie-Populismus" sprach.

Was will Musk bei Trump?

Doch während der "Welt"-Herausgeber Musk "viele Layers" sowie "radikale Unabhängigkeit" attestierte und an anderer Stelle von Unternehmern sprach, "die ein bisschen schräg sind", wollte Investigativjournalist Iwersen keinen Zweifel aufkommen lassen: Musk habe Trump aus purem Eigennutz den Weg ins Weiße Haus geebnet.

Die vielen Untersuchungsverfahren gegen seine Firmen, etwa wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht, oder gegen ihn persönlich wegen Kursmanipulation hätten die Schlinge immer enger gezogen.

"Wenn er (Trump) verliert, bin ich am Arsch", hatte Musk in einem Interview mit Tucker Carlson gesagt und auf eine mögliche Haftstrafe angespielt. Nun könne Musk mit der vermeintlichen Effizienztruppe "Doge" die Gegner bei Aufsichtsbehörden von einst entfernen oder sie würden von sich aus gehen, sagte Iwersen.

Auch Ashbrook warnte davor, die Umbrüche in den USA zu unterschätzen. Laut der Politologin von der Bertelsmann Stiftung wird in den Vereinigten Staaten gerade die Meinungsfreiheit auf allen Ebenen eingeschränkt, bis hin zu den Naturwissenschaften. Musk greife zudem in die Außenpolitik ein und solle, so kolportierte die US-Kennerin, häufiger mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin telefonieren.

Das "Wall Street Journal" hatte im Oktober 2024 von regelmäßigen Telefonaten der beiden Männer in den vergangenen zwei Jahren berichtet. Putin soll unter anderem gebeten haben, dass Musk seine Starlink-Satelliten nicht über Taiwan aktiviert. Ashbrook warnte bei "Lanz" wie Diess vor transatlantischen Beziehungen der autoritären Art. Wie sich eine Demokratie von innen illiberal umbauen lassen, habe die Trump-Regierung schließlich in Ungarn gelernt.

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Markus Lanz" vom 18. März 2025
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