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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kommunikation zwischen Moskau und den USA Dieser "Heiße Draht" soll den Weltfrieden sichern

Am Dienstag haben Donald Trump und Wladimir Putin miteinander telefoniert. Die Kommunikation zwischen Washington und Moskau hat eine lange Geschichte.
Im Ringen um eine Waffenruhe in der Ukraine soll ein Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin am Dienstag Fortschritte bringen. Der Republikaner will Putin in dem Gespräch am Nachmittag von dem US-Vorschlag für eine 30-tägige Feuerpause in der Ukraine überzeugen, doch der Kreml hat Vorbehalte dagegen geäußert und Bedingungen gestellt.
Nach Angaben des Kreml sollte das Telefonat von 14.00 bis 16.00 Uhr deutscher Zeit stattfinden. Die beiden Staatschefs würden "eine große Anzahl an Themen" besprechen, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow, darunter den Ukraine-Konflikt und eine "Normalisierung" der amerikanisch-russischen Beziehungen. Vor russischen Medienvertretern bezeichnete Peskow das Telefonat als "ein Gespräch in einer Reihe von Handlungen, die darauf abzielen, einen Dialog herzustellen".
Telefonate zwischen Washington und Moskau gibt es immer wieder. Nach der Kubakrise richteten die damalige Sowjetunion und die Vereinigten Staaten einen sogenannten "Heißen Draht" ein, eine direkte Kommunikationsmöglichkeit zwischen den beiden Weltmächten.
In der Popkultur wird dieser "Heiße Draht" oft als rotes Telefon dargestellt. Doch damit hat die Kommunikationstechnologie zwischen den USA und Russland nichts zu tun. t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zum "Heißen Draht".
Wenn der "Heiße Draht" kein rotes Telefon ist – was dann?
Der "Heiße Draht" ist kein Telefon, sondern ein schriftlicher Kommunikationsweg. Grund dafür ist, dass sowohl der russische als auch der amerikanische Präsident in ihrer Landessprache kommunizieren und die Nachrichten nicht missverstanden werden sollen. Bei Ankunft einer Nachricht wird der gesendete Text vom Empfänger übersetzt. Jedoch sind einige Telefongespräche zwischen russischen und US-amerikanischen Präsidenten verbrieft.
Direkt nach der Kubakrise im Jahr 1962 richteten beide Länder eine Verbindung per Fernschreiber ein. Die Hauptleitung verlief von Washington über London, Kopenhagen, Stockholm und Helsinki nach Moskau. Eine Ersatzleitung verlief über die marokkanische Stadt Tangier.
Im September 1971 beschlossen die Sowjetunion und die USA, das System auszubauen. Zwei neue Satelliten-Kommunikationsleitungen ergänzten die vorhandenen Leitungen unter Verwendung von zwei amerikanischen Intelsat-Satelliten und zwei sowjetischen Molnija II-Satelliten.
Ab 1984 wurden die vorhandenen Kommunikationswege mit einer Faxfunktion erweitert. Gemäß der Vereinbarung sollte die Aufrüstung durch den Einsatz von Intelsat-Satelliten und -Modems, Faksimilegeräten und Computern erfolgen. Die Faksimile-Terminals waren 1986 einsatzbereit. Die Fernschreiber aus den 1960er-Jahren wurden 1988 abgeschaltet, nachdem mehrere Jahre der Erprobung und Nutzung bewiesen hatten, dass die Faxverbindungen zuverlässig waren. Seit 2008 können sich die Präsidenten auch E-Mails schreiben, um über dringende Angelegenheiten zu sprechen.
Wann gab es Kommunikation über den "Heißen Draht"?
Die Hotline sollte vor allem dazu dienen, die andere Partei im Falle von Zwischenfällen, (nuklearen) Unfällen und unerwarteten Flotten- und Truppenbewegungen zu informieren, die die andere Partei als Provokation oder Kriegshandlung ansehen könnte.
Nur wenige Monate nach der Inbetriebnahme der Fernschreiberverbindung wurde sie am 22. November 1963, als Präsident John F. Kennedy ermordet wurde, erstmals von den Amerikanern genutzt.
Danach gibt es nur wenige gesicherte Einsätze des "Heißen Drahtes": während des Sechs-Tage-Kriegs zwischen Israel und Ägypten, dem Krieg zwischen Indien und Pakistan im Jahr 1971, dem Jom-Kippur-Krieg 1973, der türkischen Militärinvasion in Zypern 1974, nach dem sowjetischen Angriff auf Afghanistan 1979, nach den Drohungen einer sowjetischen Invasion nach Polen 1981, dem israelischen Angriff auf Libanon 1982, dem ersten Golfkrieg 1991 und nach dem Irakkrieg im Jahr 2003. Außerdem soll es laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters auch Kommunikation nach dem russischen Angriff auf die Ukraine gegeben haben.
Gibt es ähnliche Krisenkommunikation auch zwischen anderen Staaten?
Ja. Neben der Verbindung zwischen Moskau und Washington gibt es auch einen "Heißen Draht" zwischen Moskau und Peking sowie zwischen Peking und Washington.
Außerdem haben Indien und Pakistan nach dem Krieg der beiden Länder im Jahr 1971 eine direkte Verbindung zwischen den Präsidentenbüros in Islamabad und Neu-Delhi eingerichtet. Heute wird sie vor allem genutzt, um das jeweils andere Land über den Test von Atomwaffen zu informieren.
Des Weiteren gibt es noch direkte Kommunikationsverbindungen zwischen Süd- und Nordkorea, die Gegenstand diplomatischer Verhandlungen zwischen den beiden Ländern sind. Sie wurden mehrere Male angesichts diplomatischer Skandale ab- und später wieder angeschaltet. Seit September 2021 sind sie durchgehend aktiv.
- cryptomuseum.com: "Washington-Moscow Hotline" (Englisch)
- reuters.com: "Exclusive: U.S., Russia have used their military hotline once so far during Ukraine war" (Englisch)
- electrospaces.com: "The hotlines between North and South Korea" (Englisch)
- asianews.it: "India e Pakistan: a hotline against nuclear risks" (Englisch)