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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Strafzölle und Sanktionen Nun geht es erst richtig los
Mit der Wahl Donald Trumps wird ein neuer Handelskrieg mit China immer wahrscheinlicher. Beide Seiten rüsten schon einmal auf – mit Zöllen und Sanktionen.
Acht Jahre ist es her, dass Trump in seinem ersten Wahlkampf ankündigte, er wolle chinesische Importe mit Strafzöllen in Höhe von 45 Prozent belegen. Im diesjährigen Wahlkampf ging er sogar noch weiter und kündigte an, dass auf Importe aus der Volksrepublik Zölle in Höhe von 60 Prozent anfallen könnten.
Zwei Jahre nach seinem ersten Wahlsieg kamen die Zölle, zwar nicht wie angekündigt, auf alle Importe, aber auf Waschmaschinen, Solarpaneele, Stahl und Aluminium. Darüber hinaus sanktionierte die Regierung Trump mehrere chinesische Unternehmen, darunter den Telekommunikationsriesen Huawei. Nun könnte Trump in seiner zweiten Amtszeit daran anknüpfen.
Peking sanktioniert amerikanische Unternehmen
Ob und wenn ja, in welcher Höhe Trump in seiner zweiten Amtszeit tatsächlich chinesische Importe mit Strafzöllen belegen wird, ist ungewiss. Als sicher gilt jedoch, dass sich der unter der Regierung Biden fortgesetzte Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter verschärfen dürfte.
Darauf stellt sich auch die Kommunistische Partei Chinas unter Führung Xi Jinpings ein. So verabschiedete Peking bereits 2021 ein Gesetz, das es China erlaubt, auf Sanktionen mit einer Reihe von Gegenmaßnahmen zu reagieren. Wie die "Financial Times" berichtet, macht China auch selbst mehr und mehr Gebrauch von Sanktionen gegen US-amerikanische Unternehmen.
Analyst: "Nur Spitze des Eisbergs"
So belegte Peking den Drohnenbauer Skydio mit einer Reihe von Sanktionen. Die von dem Unternehmen hergestellten Drohnen werden vor allem von der ukrainischen Armee eingesetzt. Lesen Sie hier mehr dazu. Ferner droht die kommunistische Führung damit, den amerikanischen Modehersteller PVH, zu dem unter anderem Marken wie Calvin Klein und Tommy Hilfiger gehören, vom chinesischen Markt auszuschließen.
Im Gespräch mit der "Financial Times" bezeichnet der China-Analyst Andrew Gilholm diese Schritte als "Warnschüsse". "Dies ist die Spitze des Eisbergs", so Gilholm. Ein weiterer Pfeil in Pekings Köcher ist die Kontrolle über einen Großteil Seltener Erden wie Lithium. Lithium ist einer der wichtigsten Rohstoffe für den Bau von Akkus.
"Ich sage unseren Kunden immer wieder: 'Ihr denkt, ihr habt das geopolitische Risiko und den Handelskrieg zwischen den USA und China eingepreist, aber das habt ihr nicht, denn China hat noch keine ernsthaften Vergeltungsmaßnahmen ergriffen'", so Gilholm weiter.
Experte: "Den Chinesen kann eine Menge einfallen"
Daneben könnte China aber auch auf weitere schmutzige Methoden setzen, wie der Ökonom Jürgen Matthes vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft aufzeigt. "Bei bürokratischer Willkür kann den Chinesen eine Menge einfallen: Die Steuerfahndung auf den Hals hetzen oder Genehmigungen verzögern sind zwei beliebte Beispiele, um Firmen Steine in den Weg zu legen", sagte der Experte dem Portal "n-tv.de".
"Die Palette der möglichen Steine, die China Unternehmen in den Weg legen kann, ist ziemlich groß", so Matthes weiter.
Chinas Wirtschaft schwächelt
Neben dem Ausbau handelspolitischer Gegenmaßnahmen arbeitet China vor allem daran, seine eigene Wirtschaft von der amerikanischen unabhängiger zu machen. So baut Peking seit Jahren die Handelsbeziehungen primär zu Ländern aus, die weniger eng mit Washington verflochten sind. Teil dieser Bemühungen ist unter anderem Chinas Prestigeprojekt, die "Neue Seidenstraße". Lesen Sie hier mehr dazu.
Doch trotz aller Vorbereitung könnte ein eskalierender Handelskrieg Chinas Wirtschaft empfindlich schaden. Seit Corona schwächelt die Konjunktur im Reich der Mitte. Nach Jahren des kontinuierlichen Wachstums hat Peking mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und einer deutlich langsamer wachsenden Wirtschaft zu kämpfen.
Trumps Zölle könnten den USA schaden
Trumps Handelsstrategie könnte unterdessen sogar den USA schaden und China nutzen. Besonders wenn Trump seine Drohung wahr machen sollte, nicht nur chinesische Importe, sondern alle Importe mit Zöllen zu belegen. Im Gespräch mit der "Financial Times" erklärte der Handelsanalyst Jon Mazur: "Sollten andere große Volkswirtschaften beginnen, die USA als unzuverlässigen Handelspartner zu betrachten, könnten sie auf der Suche nach günstigeren Exportmärkten versuchen, engere Handelsbeziehungen mit China zu knüpfen."
In einem Beitrag der Denkfabrik Atlantic Council weist Direktor Josh Lipsky noch auf ein anderes Risiko für die Trump-Regierung hin. Denn wenn durch die Zölle die Preise in den USA steigen sollten, könnte sich die amerikanische Zentralbank gezwungen sehen, die im Zuge der Inflation stark gestiegenen Leitzinsen nicht weiter abzusenken – aus Sorge vor anziehenden Preisen.
Genau auf diese sinkenden Zinsen setzt Trump allerdings – um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Bei fallenden Zinsen kann die US-Industrie günstige Kredite aufnehmen und damit ihre eigenen Produktionskapazitäten ausbauen. Die Hoffnung ist, dass so die durch die zurückgehenden Importe entstandene Lücke geschlossen werden kann.
- Eigene Recherche
- ft.com: "China arms itself for potential trade war with Donald Trump" (englisch)
- atlanticcouncil.org: "The Trump trade wars are coming back. Here’s what to expect this time" (englisch)
- nytimes.com: "Donald Trump Says He Favors Big Tariffs on Chinese Exports" (englisch)
- n-tv.de: "'China kann US-Firmen die Steuerfahndung auf den Hals hetzen'"