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US-Wahl: Kurz vor dem Angriff telefonierte Netanjahu noch mit Donald Trump


Aussage lässt tief blicken
Kurz vor dem Angriff telefonierte Netanjahu noch mit Donald Trump

Von t-online, cc

Aktualisiert am 26.10.2024 - 05:39 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Illustration zeigt die Flagge des Iran und den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.Vergrößern des BildesDie Illustration zeigt die Flagge des Iran und den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. (Quelle: IMAGO/Taidgh Barron)

US-Präsident Joe Biden kritisierte Israels Ministerpräsidenten zuletzt häufig. Nun soll es ein Gespräch zwischen Netanjahu und Donald Trump gegeben haben. Ging es dabei um den Iran?

Donald Trump bewundert knallharte Typen, oder solche, die er dafür hält. Wladimir Putin, Viktor Orbán, Kim Jong-un – und Benjamin Netanjahu. Im Zuge eines Telefonats mit dem israelischen Ministerpräsidenten machte er dies erst kürzlich deutlich. Demnach zeigte sich Trump beeindruckt von der konzertierten Pager-Attacke des Mossad auf tausende Hisbollah-Kämpfer im Libanon. Auch bekundete er seine Bewunderung für die Leistungen des israelischen Militärs. So berichtete es der republikanische Senator Lindsey Graham, der bei der Telefonkonferenz dabei war.

Und Trump soll im Laufe mehrerer Telefonate, die er mit dem israelischen Regierungschef im Oktober führte, das letzte davon fand am 19. Oktober statt, noch etwas gesagt haben: "Tu, was auch immer du tun musst". So berichteten es mehrere Trump-Vertraute der "Washington Post". Der 78-Jährige heißt die aggressive Nahost-Politik Netanjahus also gut. Diese mündete in der Nacht zum Samstag in einer militärischen Attacke auf den Iran (mehr dazu lesen Sie hier).

Trumps Ermunterung für Netanjahu erinnert an die Aussagen, die der Ex-Präsident im Frühjahr Richtung Kreml schickte. Da hatte Trump auf die Frage, ob er die Nato-Verbündeten im Falle eines russischen Angriffs verteidigen würde, gesagt: "Nein, ich würde euch nicht beschützen". Und weiter: "Ich würde sie [die Russen] sogar ermutigen, zu tun, was immer sie wollen." Die Aussagen riefen unter den Nato-Staaten, aber auch bei der Biden-Administration, Empörung hervor.

Trump inszeniert sich einmal mehr als Vermittler

Auch jetzt sind Trumps Sätze brisant. Denn in den Vereinigten Staaten läuft die finale Phase des Präsidentschaftswahlkampfs und der Nahost-Konflikt wirft seine Schatten auf die US-Wahl. Bereits Anfang Oktober kritisierte Joe Biden Benjamin Netanjahu dafür, dass dieser keinen Deal mit der terroristischen Hamas zustande bringe. Biden deutete öffentlich an, dies könne eine Strategie des israelischen Regierungschefs sein, den Wahlkampf zu beeinflussen. "Ob er die US-Wahl beeinflussen will? Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es nicht", sagte der 81-Jährige bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Der amtierende US-Präsident verspricht seit Monaten, einen Frieden im Nahen Osten herbeizuführen, doch Netanjahu macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Der israelische Ministerpräsident setzt offenbar auf eine militärische Lösung des Konflikts, nicht auf eine Lösung am Verhandlungstisch. Trump betonte zuletzt im Wahlkampf auffällig häufig, dass in seiner Amtszeit relative Ruhe im Nahen Osten geherrscht habe – und verwies auf seine Eigenschaft als "Dealmaker", also als geschickter Verhandler. (Lesen Sie hier einen Bericht unseres US-Korrespondenten zu dem Thema).

Dass die Lage in der Region mit dem neuerlichen Angriff auf den Iran immer weiter eskaliert, anstatt sich zu beruhigen, dass die rund hundert israelischen Geiseln, die sich immer noch in der Hand der Hamas befinden, nach wie vor nicht befreit werden konnten, wirft hingegen ein schlechtes Licht auf die US-Regierung und die Demokraten. Und könnte im Wahlkampf manch unentschiedenen Wähler beeinflussen.

US-Administration zunehmend in der Defensive

Während Vizepräsidentin Kamala Harris sich außenpolitisch bislang nicht profilieren konnte, demonstriert Trump sein gutes Verhältnis zu Israel. Politexperten gehen davon aus, dass Netanjahu auf einen Machtwechsel im Weißen Haus setzt. Trump wäre für ihn wohl der willkommene Bündnispartner; erst vor einigen Wochen ermutigte Trump Israel sogar zu einem Schlag gegen Irans Atomprogramm. Etwas, das Biden strikt ablehnt.

Das Verhältnis zwischen dem amtierenden US-Präsidenten und Netanjahu ist zuletzt stark angespannt gewesen. Im Frühjahr – Israel war gerade auf dem Höhepunkt seiner Militärkampagne gegen die Hamas, tausende Palästinenser waren bereits gestorben – eskalierte der Streit zwischen den beiden gänzlich, wie unter anderem der Enthüllungsjournalist Bob Woodward in seinem neuen Buch berichtet.

Biden warf seinem "Freund Bibi" demnach vor, keine Strategie im Gaza-Krieg zu haben. Netanjahu antwortete, er wisse genau, was er tue und er werde es sowieso tun, auch ohne Bidens Einverständnis. Der US-Präsident soll Netanjahu daraufhin als "verdammten Lügner", "miesen Typen" und sogar als "Hurensohn" beschimpft haben, wie Woodward von Vertrauten Bidens erfuhr.

Kaum vorstellbar, dass es zu so einem Dialog auch zwischen Trump und Netanjahu kommen könnte. Zumal der Republikaner zuletzt immer wieder betonte, sollte er wieder im Weißen Haus sein, werden die USA mit aller Härte gegen das Mullah-Regime vorgehen. Das wäre wohl ganz nach dem Geschmack von Netanjahu.

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