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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Flucht vor Trump Stadt lockt USA-Auswanderer mit Häusern für einen Euro
Ein Bürgermeister auf Sardinien wirbt gezielt um enttäuschte US-Amerikaner, die nach Trumps Wahlsieg das Land verlassen wollen. Die Stadt Ollolai bietet dafür Häuser für nur einen Euro.
Der Bürgermeister der sardischen Kleinstadt Ollolai sieht im Wahlsieg von Donald Trump eine Chance, frustrierte US-Amerikaner für seine Stadt in Italien zu gewinnen. Eine Studie zeigt, dass jeder vierte Amerikaner nach Trumps Sieg über eine Auswanderung nachdenkt.
Diese Stimmung will der Bürgermeister gezielt nutzen, um die enttäuschten Wähler mit Ein-Euro-Häusern nach Ollolai zu locken und damit seiner Stadt neuen Schwung zu verleihen.
Häuser für einen Euro
Francesco Columbu, Bürgermeister der sardischen Kleinstadt Ollolai, kämpft seit Jahren gegen die Abwanderung aus seiner Region. Um den Trend umzukehren, bietet die Stadt nun leerstehende Häuser für nur einen Euro an. Am Dienstag startete Columbu eine gezielte Kampagne, die vor allem Amerikaner ansprechen soll. Auf seiner Website wirbt er mit Ollolai als "europäischem Zufluchtsort im herrlichen Paradies Sardinien".
Offenbar trifft er mit diesem Angebot genau den Nerv der Zeit: Innerhalb eines Tages erhielt die Stadt über 30.000 Anfragen von potenziellen Interessenten, und die Webseite wurde mehr als 156.000-mal aufgerufen. Columbu sieht darin eine einmalige Chance, nachhaltig in seine Stadt zu investieren, neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Bevölkerungsrückgang zu stoppen. Zwar sei das Projekt auch für Interessenten aus anderen Ländern offen, doch aktuell bevorzuge man Bewerber aus den USA, erklärte er dem US-Sender CNN in einem Interview.
Auch Trump ist willkommen
Ollolai bezeichnet sich als "Geburtsort des globalen Ein-Euro-Häuser-Phänomens" – erstmals wurden dort 2018 heruntergekommene Immobilien für einen symbolischen Euro angeboten. Viele Käufer investierten Tausende Euro in die Renovierung, nutzen die Häuser jedoch selten als ganzjährige Wohnsitze. Erfolgreicher sei das Projekt "Work from Ollolai", mit dem gezielt Menschen angesprochen werden, die im Homeoffice arbeiten. Im vergangenen Jahr seien bereits zehn US-Amerikaner im Rahmen des Projekts nach Ollolai gezogen, erklärte der Bürgermeister.
Columbu hofft, dass der jüngste Aufruf noch mehr neue Bewohner anzieht. Im Rahmen des Programms bietet Ollolai drei Arten von Unterkünften an: kostenfreie Wohnungen für bestimmte Kategorien von mobil arbeitenden Menschen, Ein-Euro-Häuser, die renovierungsbedürftig sind, und sofort beziehbare Immobilien für bis zu 100.000 Euro. Trotz möglicher Interessenkonflikte mit den Zielen seines eigenen Projekts erklärte der Bürgermeister mit einem Lächeln, dass er auch ein Investment des designierten Präsidenten Donald Trump nicht ablehnen würde.