Terrormiliz droht Israel mit Vergeltung Hunderte Hisbollah-Mitglieder bei Piepser-Explosion verletzt – 9 Tote
Zahlreiche Mitglieder der Hisbollah-Miliz wurden durch die Explosion ihrer Pager schwer verletzt. Der Vorfall könnte den ohnehin angespannten Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah weiter anheizen.
Bei mutmaßlich koordinierten Explosionen von tragbaren Funkempfängern – sogenannten Pagern – sind im Libanon 2.750 Menschen verletzt und neun Menschen getötet worden. Das gab der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Beirut bekannt.
Die pro-iranische Terrormiliz Hisbollah weist Israel die Verantwortung für die Explosionen zu. "Wir machen den israelischen Feind voll verantwortlich für diese kriminelle Aggression", erklärte die Miliz am Dienstag. Israel werde "sicherlich seine gerechte Strafe für diese sündhafte Aggression erhalten".
Nach Angaben aus Teheran ist auch der iranische Botschafter im Libanon verletzt worden. Das iranische Staatsfernsehen berichtete am Dienstag, Botschafter Modschtaba Amani habe dem Sender selbst mitgeteilt, dass es ihm trotz der Verletzung gut gehe und "keinerlei Gefahr" für ihn bestehe.
In Videos von Überwachungskameras war zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden.
Auch Eliteeinheit der Hisbollah getroffen
Die Hisbollah erklärte, zwei ihrer Mitglieder und ein Mädchen seien getötet und viele weitere Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten sollen auch Mitglieder der Radwan-Truppe gewesen sein, einer Eliteeinheit der Hisbollah. Zudem sollen auch hochrangige Hisbollah-Vertreter verletzt worden sein, wie eine der Miliz nahestehende Quelle bestätigte. Die Gründe für die zeitgleichen Explosionen würden untersucht, erklärte die Miliz.
Die "Times of Israel" berichtete zunächst. dass Israel es geschafft haben könnte, sich in die Pager zu hacken und sie zum Explodieren zu bringen. Auch die Nachrichtenagentur AFP schrieb das. Inzwischen sich verdichten sich aber die Hinweise, dass Israel die Pager vor der Auslieferung an die Hisbollah mit Sprengstoff präpariert hatte.
Wie das "Wall Street Journal" berichtet, stammten die Pager aus einer Lieferung, die die Hisbollah erst kürzlich erhalten habe. Hunderte Kämpfer hätten solche Geräte, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Hisbollah-Vertreter. Auch dieser vermutete, die Geräte seien mit Schadsoftware versehen gewesen, die zu einer Überhitzung und zur Explosion geführt hätten. Experten in israelischen Medien gingen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Miliz sehr wichtiges Kommunikationssystem gehandelt habe.
Rund 60.000 Israelis mussten Häuser verlassen
Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem nördlichen Nachbarland Libanon nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah.
Insgesamt mussten seither rund 60.000 Israelis ihre Häuser und Wohnungen in vielen Dörfern sowie der Stadt Kiriat Schmona im Norden Israels verlassen. Viele Betroffene leben seit Monaten in vom Staat bezahlten Hotels im Land. In mehreren Ortschaften im israelischen Grenzgebiet wurden Dutzende Häuser sowie Infrastruktur beschädigt.
Das Militär ist in der Gegend schon immer präsent. Seit Beginn der Gefechte mit der Hisbollah gibt es dort aber auch Kontrollpunkte der Armee auf von Zivilisten genutzten Straßen. Aktuell mehren sich erneut die Zeichen, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon zu einem offenen Krieg eskalieren könnte. Die Rückkehr der geflüchteten israelischen Bürger in ihre Wohnorte im Norden des Landes zählt nun – neben der Befreiung der Geiseln aus dem Gazastreifen und der Zerstörung der Hamas – zu Israels erklärten Kriegszielen.
- Eigene Recherche
- Times of Israel: "Dozens of Hezbollah members said seriously injured in Beirut as devices explode in alleged Israeli op" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und dpa