Umstrittener Besuch | Kanye West: Was treibt den US-Rapper nur nach Moskau?

Kanye West ist russischen Medien zufolge für einen privaten Besuch nach Moskau gereist. Der US-Rapper hatte in der Vergangenheit seine Bewunderung für den Despoten Putin gezeigt.

Kanye West ist nicht nur Musiker, er ist auch mit Leib und Seele Agent Provocateur. Immer für eine Provokation gut. Egal, ob er Verschwörungstheorien zur HIV- und Crack-Epidemie unter die Leute bringt, durch brisante Holocaust-Vergleiche auffällt oder sich mit kruden Thesen zur Sklaverei hervortut, West hat nicht selten eine ganz andere Meinung. Und so wunderte es nicht, dass der 47-jährige Multimilliardär nun nach Moskau geflogen ist – obwohl die Vereinigten Staaten ihren Bürgern dringend von solchen Reisen abraten.

West stört das offenbar nicht. Er hat schon früher seine Bewunderung für Wladimir Putin zum Ausdruck gebracht und so wird er wohl auch nicht fürchten müssen, in Russland verhaftet zu werden. Laut Medienberichten handelt es sich bei dem Trip um einen privaten Besuch. Dennoch frohlockten russische Staatsmedien ob der Ankunft des Musik-Superstars. "Kanye West ist in Moskau! Das ist eine großartige Nachricht, er ist im Herzen der Hauptstadt", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Sonntag die Musikproduzentin Jana Rudkowskaja.

Die ehemalige russische Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak veröffentlichte ihrerseits im Onlinedienst Telegram ein kurzes Video, das zeigen soll, wie der Rapper vom Dach des berühmten Einkaufszentrums Gum aus den Roten Platz betrachtet. Laut Sobtschak befindet sich West in Moskau, um den 40. Geburtstag seines Freundes Goscha Rubtschinski zu feiern, eines angesagten russischen Modedesigners.

Namhafte Firmen wandten sich von Kanye West ab

Für die Putin-Propaganda dürfte der Besuch des US-Stars ungefähr so wichtig sein, wie die zahlreichen Trips des früheren Basketball-Superstars Dennis Rodman nach Nordkorea, um das dortige Unrechtsregime international aufzuwerten. Während Diktator Kim Jong Un diese Besuche stets wie Staatsangelegenheiten zelebrierte, ist von einem Empfang Wests bei Putin bislang nichts bekannt. Allerdings hatte es bereits 2022 Gerüchte gegeben, der Rapper könne dem Autokraten im Kreml seine Aufwartung machen. Doch dazu kam es bislang nicht.

Etwa hundert Menschen versammelten sich vor dem Hotel Vier Jahreszeiten im Zentrum Moskaus, um einen Blick auf West zu erhaschen. "Alle warten auf Kanye West, und alle hoffen, Selfies oder Autogramme zu bekommen", sagte der 18-jährige Alexander, für den der Rapper eine "Legende" ist.

In den USA ist West, der sich seit einer Namensänderung offziell Ye nennt, aufgrund antisemitischer und Hitler verherrlichender Äußerungen in den vergangenen Jahren immer mehr zum Außenseiter im Showgeschäft geworden. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas und Modeunternehmen wie Gap und Balenciaga beendeten die Zusammenarbeit mit dem Rapper wegen dessen umstrittener Aussagen.

Trump und West trafen sich zum Business-Lunch

Seit dem Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat es fast keine Auftritte von westlichen Künstlern in Russland gegeben. Die Berichte über den Besuch von West in Russland nähren nun Gerüchte über ein Konzert des US-Rappers in Moskau. Das Luschniki-Stadion, das als angeblicher Auftrittsort kursiert, erklärte jedoch gegenüber staatlichen Medien, diesbezüglich keine Informationen zu haben.

Vor Ausbruch des Krieges soll West große Pläne gehabt haben, in den russischen Markt zu investieren, schrieb das Musikmagazin "Rolling Stone". So war von einem Treffen mit Aras Aglarow die Rede, einem der vermögendsten Männer Russlands. Der Milliardär und Immobilienmagnat unterhält beste Beziehungen zu Putin, sprach sich bereits für eine lebenslange Präsidentschaft des Tyrannen aus. Aglarows Sohn Emin zählt zu den bekanntesten Musikern des Landes.

Praktisch für West: Mit Aglarow hat er einen Mann zum Freund, der auch intensive Beziehungen zu Donald Trump pflegt – wie West selbst. Der Rapper zählt zu den Bewunderern Trumps, trat schon häufiger mit MAGA-Kappe ("Make America Great Again") auf und traf sich mit dem Ex-Präsidenten auch in dessen Trump-Tower zum Business-Lunch.

"Ye ist einfach nicht zu kontrollieren"

Trump und der russisch-aserbaidschanische Geschäftsmann Aglarow wiederum tauschten sich einst bei der Verleihung des Schönheitspreises "Miss Universe" in Las Vegas aus. Dabei soll auch ein Anwalt gewesen sein, der auf das Umgehen von US-Sanktionen gegen russische Geschäftsleute spezialisiert ist, wie das Portal "The Insider" berichtete.

Dass West als Mittelsmann zwischen dem Trump-Lager und dem Putin-Regime fungiert, dafür gibt es bislang keine Belege; der Trip nach Moskau gibt aber Anlass zu Spekulationen. Klar ist, dass Wests Besuch das Regime Putins ebenfalls international aufwertet. Ein Präzedenzfall, und ein Beispiel, dem weitere westliche Künstler folgen könnten. Aber wie sagte ein Vertrauter dem "Rolling Stone" einmal: "Ye ist Ye, er ist einfach nicht zu kontrollieren."