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Nawalnys Tod: Mithäftling spricht über ungewöhnliche Vorgänge | Bericht


Nawalnys Mithäftling über den Todestag
"Ich glaube, dass er schon viel früher gestorben ist"

Von t-online, lim

Aktualisiert am 18.02.2024Lesedauer: 2 Min.
urn:newsml:newsaktuell.de:20240217:53820622Vergrößern des Bildes
Alexej Nawalny in Haft (Archivbild): An seinem Todestag soll es Aufregung im Gefängnis gegeben haben. (Quelle: Evgeny Feldman/dpa)

Klirrende Kälte und brutale Gewalt: Das sind die Umstände in der Kolonie "Polarwolf", in der Nawalny starb. Nun spricht ein Mithäftling darüber, was sich am Todestag in dem Gefängnis abspielte.

Eigentlich ist es kaum möglich, Kontakt zu den Häftlingen in den Strafkolonien aufzunehmen. Seit dem Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny hat sich die Lage noch verschärft. Dem russischen Medium "Novaya Gazeta" gelang es nun allerdings, mit einem Insassen zu sprechen. Am Tag vor Nawalnys Tod sei ein "mysteriöser Tumult" ausgebrochen.

"Alles fing damit an, dass sie unsere abendliche Durchsuchung beschleunigt haben. Das passiert normalerweise an Feiertagen, wenn die Wärter es eilig haben, zu feiern, aber gestern war kein Feiertag. Dann sperrten sie uns ein, verboten jede Bewegung zwischen den Baracken und verschärften die Sicherheitsmaßnahmen. Wir hörten spät in der Nacht Autos auf das Gefängnisgelände fahren, konnten aber durch unsere Zellenfenster nicht sehen, was es war", so der Häftling.

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"Warum sonst sollten sie uns komplett einsperren?"

Am nächsten Tag hätten die Wärter erneut die Zellen durchsucht und Telefone, Kartenspiele und Heizschlangen beschlagnahmt. Es soll ausgesehen haben, als stünde eine externe Inspektion an. Diese würden jedoch einen Monat vorher angekündigt. "Und so haben wir aus heiterem Himmel eine Inspektion erwartet. Da muss etwas passiert sein", sagte er. Um 10 Uhr hätten sie dann von Nawalnys Tod erfahren.

Der Strafzellenbereich, in dem Nawalny untergebracht war, liege abseits der Kaserne, einen Krankenwagen hätten die Insassen allerdings bemerkt. "Aber an diesem Morgen war kein Krankenwagen in der Kolonie – er erschien erst, als die Nachricht von Nawalnys Tod bekannt wurde", sagte der Häftling. "Ich glaube also, dass er schon viel früher gestorben ist, als offiziell verkündet wurde – höchstwahrscheinlich in der Nacht zuvor. Warum sonst sollten sie uns komplett einsperren und so gründlich durchsuchen?"

Auch die Gefängnisleitung sei überrumpelt gewesen

Nach den Schilderungen des Strafgefangenen seien auch der Gefängnisdirektor und der Leiter der Strafkolonie von der Nachricht überrumpelt gewesen. Sie hätten verstört gewirkt. Zeitgleich mit der Todesnachricht wurden die Insassen auch über den Besuch von Inspektoren der Zentralstelle des Föderalen Strafvollzugsdienstes informiert. Für den Häftling ein weiteres Indiz dafür, dass Nawalny schon früher gestorben war.

Video | Nawalnys Botschaft für den Fall seines Todes
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Quelle: t-online

Laut dem Bericht herrschte unter den Häftlingen jedoch weitgehende Gewissheit, dass weder der Gefängnisdirektor Vadim Kalinin noch seine Angestellten etwas mit dem Tod Nawalnys zu tun hatten. Ausgeschlossen werden könne aber nicht, dass ihnen etwas befohlen wurde, was sie nicht wollten.

Nawalnys Todeszeitpunkt ist bedeutsam, um die Ereignisse des Abends zu rekonstruieren und bei einer unabhängigen Obduktion die Todesursache festzustellen. Da seine Angehörigen bezweifeln, dass der Kremlkritiker eines natürlichen Todes gestorben ist, könnte eine Obduktion Klarheit schaffen. Nawalnys Leiche war kurzzeitig verschwunden. Nun sei sie in einem Krankenhaus aufgetaucht. Mehr dazu lesen Sie hier.

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