Schockierende Berichte USA: Deshalb lässt Hamas keine weiblichen Geiseln mehr frei
Berichte über brutale sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die von der Hamas begangen wurden, sorgen für Entsetzen. Auch die USA äußern sich zu den Vorwürfen.
Die USA vermuten einen düsteren Grund, warum der Waffenstillstand zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas Anfang dieser Woche ein jähes Ende nahm. Die Hamas wolle keine weiteren weiblichen Geiseln freilassen, sagte ein Sprecher der US-Regierung vergangenen Montag bei einer Pressekonferenz. "Sie wollen nicht, dass diese Frauen davon erzählen, was ihnen widerfahren ist."
US-Präsident Joe Biden rief am Dienstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Boston zur weltweiten Verurteilung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen durch die Hamas auf. Die Welt könne "nicht einfach wegschauen", sagte Biden.
Die Terrororganisation habe Berichten zufolge "Vergewaltigungen genutzt, um Frauen und Mädchen zu terrorisieren". In den Wochen seit dem 7. Oktober hätten Überlebende und Augenzeugen von "unfassbarer Grausamkeit" berichtet, einschließlich "Vergewaltigung, Verstümmelung und Leichenschändung".
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Mehrere Wochen nach dem Massaker der Terroristen am 7. Oktober kommen immer mehr Berichte über brutale sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen ans Licht. Viele davon sind zutiefst verstörend.
Ein Helfer des Rettungsdienstes Zaka erzählte etwa vor einem parlamentarischen Sonderausschuss über das Grauen, das ihn in einem Grenzort erwartete: "Die Leiche einer Frau, nackt, mit einem scharfen Gegenstand, der in ihrem Intimbereich steckte." Auch an anderen Orten habe er nach dem Massaker von Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen mehrere tote Frauen mit nacktem Unterleib vorgefunden, erzählte der Rettungshelfer Chaim Otmazgin.
Ein Sanitäter erzählte, er habe in einem Haus im Kibbuz Be'eri ein 14-jähriges Mädchen vorgefunden, das vergewaltigt und ermordet worden sei. Sie habe auf dem Boden ihres Schlafzimmers gelegen, mit nacktem Unterleib, gespreizten Beinen und Samenspuren auf ihrem Rücken. Der Jugendlichen sei in den Kopf geschossen worden.
Klage über verspätete Reaktion der UN-Frauen
Israelische Aktivisten werfen der internationalen Gemeinschaft und insbesondere Menschenrechtsorganisationen indes weitgehendes Schweigen zur mutmaßlichen sexualisierten Gewalt durch die Hamas vor.
Das Büro des UN-Generalsekretärs und das Frauenrechtsgremium UN Women äußerten sich dazu erst in der vergangenen Woche. Israelische Aktivisten hatten sich hierzu aber schon kurz nach dem Hamas-Angriff an UN-Einrichtungen gewandt und nach eigenen Angaben kaum Reaktionen erhalten.
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Am 7. Oktober hatten Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels nahe der Grenze begangen. Dabei wurden mehr als 1.200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, weniger als die Hälfte kamen bisher frei. Die Berichte über höchst sadistische Gewalt am Tag des Massakers nähren auch die Sorge um junge Frauen, die sich noch in der Gewalt der Terrororganisation befinden und deren Freilassung die Hamas bisher verweigert hat.
Polizei ermittelt wegen sexueller Verbrechen
Die israelische Polizei hat wegen der Berichte über massenhafte sexualisierte Verbrechen an Frauen Ermittlungen aufgenommen. Eine unabhängige Expertenkommission sammelt ebenfalls Augenzeugenberichte, forensisches und anderes Beweismaterial. Die Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen hatten viele ihrer Gräueltaten selbst mit Bodycams dokumentiert, teilweise über soziale Medien und auch über Handys der Opfer live übertragen.
Die Polizistin Shelly Harusch erzählte bei der Sitzung eines parlamentarischen Ausschusses, es seien bisher rund 1.500 Zeugenaussagen zu den Vorfällen gesammelt worden. "Die Untersuchung konzentriert sich auch auf sexuelle Vergehen gegen die Opfer." Festgenommene Hamas-Terroristen gaben im Verhör an, sie hätten auch den Auftrag gehabt, Frauen zu vergewaltigen.
Verstörende Augenzeugenberichte
Nach Polizeiangaben gibt es verschiedene Augenzeugenberichte von Vergewaltigungen durch Terroristen auf dem Nova-Musikfestival am 7. Oktober. Ein Überlebender berichtete von einer "Apokalypse der Leichen". Er habe viele junge Frauen ohne Kleidung gesehen, einige seien verstümmelt gewesen, einige mit verstümmeltem Unterleib.
Eine Teilnehmerin, die sich im Gebüsch vor den Mördern versteckt hatte, berichtete von grausamen Gewalttaten an einer jungen Frau. "Sie beugten sie nach vorne und mir wurde klar, dass sie sie vergewaltigen, einer nach dem anderen. Dann wurde sie einem anderen Mann weitergegeben, der eine Uniform trug", erzählte die Augenzeugin. "Sie war am Leben, als sie vergewaltigt wurde. Er zog ihr an den Haaren und schoss ihr in den Kopf, noch während er sie vergewaltigte. Er zog noch nicht einmal seine Hose hoch. Sie schnitten ihre Brust ab und spielten damit auf der Straße."
Augenzeugen berichteten, Frauen seien neben den Leichen ihrer Freunde vergewaltigt worden. Manche seien anschließend getötet, andere nach Gaza verschleppt worden. Auf einem von Terroristen verbreiteten Video war die Entführung einer jungen Frau mit blutgetränkter Hose zu sehen. Ein anderes Video zeigte, wie der leblose Körper der Deutschen Shani Louk auf einem Pick-up in den Gazastreifen mitgenommen wurde.
Spuren schwerer Gewalt an weiblichen Leichen
Viele der Leichen wurden nach dem Massaker zur Identifikation in das Militärrabbinat bei Tel Aviv gebracht. Dabei waren jeweils ein Pathologe, ein Zahnarzt sowie ein Militärfotograf anwesend. Eine freiwillige Helferin erzählte von schrecklich geschundenen Frauenkörpern, die dorthin gebracht wurden.
Die Arme und Beine einer weiblichen Soldatin seien etwa an vielen verschiedenen Stellen gebrochen gewesen. Die weiblichen Opfer seien oft einmal in den Körper und dann sehr oft in den Kopf geschossen worden. "Es ging offenbar nur um Verstümmelung", sagte sie.
Die Helferin berichtet von vielen Hinweisen auf solche Verbrechen. Manche Leichen seien etwa mit blutigen Unterhosen bekleidet gewesen. Andere Mitarbeiter hätten von Leichen mit verstümmelten Geschlechtsteilen berichtet. In manchen Leichen seien Handgranaten deponiert gewesen. "Wir mussten schnell rauslaufen, um uns in Sicherheit zu bringen." Es seien daraufhin Sprengmeister gerufen worden.
Was die Beweislage erschwert: in vielen Fällen waren die Leichen in so schlimmem Zustand, dass Samen- oder DNA-Proben nicht entnommen werden konnten.
Vergewaltigung für Opfer immer noch mit Scham besetzt
Die Juraprofessorin Yifat Bitton sagt, viele der Überlebenden seien zutiefst traumatisiert und nicht alle könnten über ihre Erlebnisse sprechen. Diese Angriffe seien immer noch stark mit Stigma und Scham verbunden. "Dies ist eine weitere Last für die Opfer", sagte Bitton. Es könnte dauern, bis alle von ihren schlimmen Erlebnissen erzählen.
Man kenne es auch aus anderen Kriegen, dass Frauen als Mittel der Demütigung vergewaltigt wurden. Gräueltaten dieses Ausmaßes und dieser Schwere habe man aber in Israel vorher noch nicht erlebt.
Cochav Elkajam Levy, Juradozentin an der Hebräischen Universität in Jerusalem, sagte zu den Vorfällen am 7. Oktober: "Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden." Es sei wichtig, die Zeugenaussagen und Beweise zu sammeln, damit die Opfer Gerechtigkeit erfahren. "Wir haben die Expertenkommission am 8. Tag des Krieges eingerichtet, weil immer mehr Zeugnisse brutaler Verbrechen gegen Frauen und Kinder ans Licht kamen", sagt Levy.
Sie betont, bei geschlechtsspezifischer Gewalt handele es sich nicht nur um sexualisierte Verbrechen. "Die Organe von Frauen herauszuschneiden, eine Granate im Körper einer Frau zu verstecken, ein Baby vor den Augen seiner Mutter zu töten, oder Mütter vor ihren Kindern, Frauen und Kinder zu entführen – all dies ist geschlechtsspezifische Gewalt."
Man habe auch zahlreiche Videos in sozialen Medien und Videos von Bodycams der Hamas-Terroristen ausgewertet. Mit all dem Material werden eine Datenbank und ein Archiv aufgebaut. "Wir wollen sicherstellen, dass die Verbrechen, die am 7. Oktober an Frauen begangen wurden, nie vergessen werden." Viele Geschichten seien durch mehrere Quellen verifiziert.
Sheryl Sandberg: Sollte die Welt den Terroristen glauben?
Die Hamas bestreitet, dass ihre Kämpfer sexualisierte Gewalt verüben. Auf einem Treffen der Vereinten Nationen am Montag, das unter anderem von Sheryl Sandberg organisiert wurde, fragte die ehemalige Meta-Managerin, ob die Welt einer Terrororganisation glauben sollte oder "den Frauen, deren Körper uns erzählen, wie sie die letzten Minuten ihres Lebens verbracht haben", und forderte eine "umfassende und faire Untersuchung" durch die UN.
Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton sagte in einer aufgezeichneten Nachricht: "Es ist empörend, dass einige, die behaupten, für Gerechtigkeit einzutreten, ihren Verstand und ihr Herz vor den Opfern der Hamas verschließen."
- guardian.com: "UN hears accounts of sexual violence during 7 October attacks by Hamas" (englisch)
- timesofisrael.com: US: "Hamas not releasing female hostages so they won’t share 'what happened to them'" (englisch)
- Nachrichtenagentur dpa