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Hamas in Gaza: Terroristen hoffen auf einen permanenten Krieg


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Hamas in Gaza
Ihr perfider Plan geht auf

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 11.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Kämpfer des militärischen Flügels der Hamas: Was treibt die Führer der Terroristen an? (Quelle: IMAGO/Yousef Masoud/imago-images-bilder)
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Die Führer der Hamas geben in Doha einen Einblick in ihr militärisches Vorgehen. Was treibt die Terroristen an?

Die israelischen Streitkräfte werden täglich vier Stunden die Waffen ruhen lassen, mit denen sie den nördlichen Teil des Gazastreifens an der Küste in eine Trümmerwüste verwandelt haben. Das Ziel ist es, die Hamas so weit zu schwächen, dass sie nicht mehr imstande sein wird, dieses Gebiet zu regieren.

Von der Hamas wissen wir, dass sie Tausende ihrer Kämpfer zum Ermorden möglichst vieler Zivilisten hinüber nach Israel schickte. Dass sie ihre Stellungen mitten unter ihrer eigenen Zivilbevölkerung aufgebaut hat, sei es in Tunneln, sei es in der Nähe von Krankenhäusern. Ansonsten ist die Hamas eine anonyme Größe.

Tausende Tote helfen der Hamas

Nicht mehr gänzlich anonym allerdings, denn einige ihrer politischen Führer, die sich erstaunlicherweise in Doha aufhalten, haben sich jetzt zu Wort gemeldet. Dabei geben sie einen Einblick in ihre Denkweise und die Begründung für diesen Krieg.

Dass Israel Rache für das Inferno am 7. Oktober üben würde, war ihnen nicht nur klar, sondern es war sogar die erwünschte Konsequenz. Dass jetzt viele Tausend Männer, Frauen, Kinder in Gaza sterben, hilft ihnen beim Erreichen ihres Zieles – den Status quo im Nahen Osten zu zerschmettern.

Es sei notwendig gewesen, die ganze Gleichung auf den Kopf zu stellen, anstatt nur einen der üblichen Konflikte zu provozieren, sagt Khalil al-Hayya, der zum engsten Führungszirkel der Hamas gehört, und ergänzt: "Uns ist es gelungen, das palästinensische Problem wieder in den Vordergrund zu rücken. Jetzt ist die ganze Region aus ihrer Ruhe gerissen."

Der 7. Oktober wurde in Gaza geplant

Versteht man Hamas-Anführer wie al-Hayya recht, sind sie froher Hoffnung, dass der Krieg mit Israel zum Dauerzustand wird, sodass sich die Aussicht auf Koexistenz mit arabischen Staaten zerschlägt. "Ich erhoffe mir, dass ein permanenter Krieg an allen Grenzen Israels tobt und die arabischen Länder an unsere Seite zieht", sagt Taher el-Nounou, ein Hamas-Berater.

Die "New York Times" hat den mörderischen Überfall am 7. Oktober rekonstruiert. Ihn habe eine kleine Gruppe aus Kommandeuren im Gaza ersonnen – ohne Abstimmung mit der Führung in Doha oder der Hisbollah im Libanon, den Brüdern im Geiste, welche die Juden aus dem Nahen Osten vertreiben wollen.

Offenbar waren die Gleitflieger und Kämpfer aus den Tunneln selber überrascht, wie leicht sie nach Israel eindringen konnten und auf welch geringen Widerstand sie dort stießen. Die israelische Führung hatte, in maximaler Fehleinschätzung der Gefahrenlage, mehrere Divisionen ins Westjordanland verlegt.

Arabische Länder ließen Palästinenser außen vor

Oberflächlich gesehen herrschte ja tatsächlich Ruhe in Gaza in den Monaten vor dem 7. Oktober. Israel war dabei, das Verhältnis zu Saudi-Arabien zu normalisieren – ausgerechnet Saudi-Arabien, das die Palästinenser als ihren Patron ansahen. Zwei Jahre zuvor hatten Bahrain und die Vereinten Arabischen Emirate Friedensverträge mit Israel geschlossen. Auch Katar und Oman haben Israel mittlerweile anerkannt. Die Region war kurz davor, sich mit Israels Existenz auszusöhnen.

Keines dieser Länder bezog die Palästinenser bei ihren Verträgen ein, genauso wenig wie Jahrzehnte zuvor Jordanien und Ägypten Rücksicht auf sie genommen hatten. Für arabische Länder sind die Palästinenser kein Machtfaktor, sobald es um ihre eigenen Interessen geht. "Nur eine gewaltige Aktion konnte diese Entwicklung unterbrechen", sagt Hamas-Führer al-Hayya.

Hamas-Führer will Gefangene freipressen

Die entscheidende Figur innerhalb Gaza ist seit 2017 Yahya Sinwar. Er ist 61 Jahre alt und gründete die Kassam-Brigaden, die berüchtigt dafür waren, Selbstmordattentäter nach Israel zu schicken, vorzugsweise an Bushaltestellen. Im Jahr 1988 wurde Sinwar in Israel verhaftet und wegen versuchten Mordes an vier Palästinensern, die er für israelische Spione gehalten hatte, für lange Zeit ins Gefängnis geschickt. Im Jahr 2011 kam er dann frei. Sinwar war einer von mehr als Tausend Gefangenen, die im Austausch für Gilad Shalit, einem entführten israelischen Soldaten, zurück nach Gaza durften.

"Für mich ist es eine moralische Pflicht, alles dafür zu tun, dass diejenigen Gefangenen, die noch in israelischer Haft sind, bald freikommen", sagte Sinwar in einem Interview im Jahr 2018. Aus diesem Grund ließ er am 7. Oktober so viele Menschen wie möglich nach Gaza verschleppen. Mehr als 240 sollen es sein.

Arabische Länder müssen ihren Beitrag leisten

Mit dieser Hamas ist kein Ausgleich denkbar. Insoweit liegt es nahe, ihre militärische Führung auszuschalten. Dass daraus kein Krieg in Permanenz entsteht, wie es sich al-Hayya und die anderen erhoffen, ist mehr als zu wünschen. Aber wie geht es weiter?

In nicht allzu großer Ferne müssen die arabischen Länder, die diplomatische Beziehungen mit Israel unterhalten, ihren Beitrag zu einer politischen Lösung leisten. Dabei kommt es auf die USA an, die jetzt schon zu Mäßigung aufruft und Vorschläge für eine Zukunft der Region unterbreitet. Gut möglich, dass sich der israelische Premier Benjamin Netanjahu gegen das Unvermeidliche am längsten sträuben wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
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