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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geheimdokument aufgetaucht Die geheimen Regeln der Wagner-Söldner
Über die Gründung der Söldnertruppe Wagner war bislang wenig bekannt. Jetzt gibt ein aufgetauchtes Geheimdokument Aufschluss über das Innenleben der Privatarmee – und ihre teils geheimen Regeln.
Es ist nicht mehr als ein zerknittertes Stück Papier, doch das, was darauf geschrieben steht, ist aufsehenerregend: In Russland ist nach Angaben der US-Denkfabrik Institute for the Study of War ein Dokument aufgetaucht, das Einblicke zur Gründung der Söldnertruppe Wagner gibt.
Datiert ist das Papier auf den 1. Mai 2014, also vor dem ersten mutmaßlichen Einsatz der Wagner-Söldner im Donbass. Unterschrieben haben es Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und Dmitri Utkin, der die Privatarmee gegründet hat. Stichpunktartig führt das Dokument mehrere Regeln auf, die sich Wagner gibt, ergänzt sind sie um handschriftliche Vermerke, die aus heutiger Sicht beinahe ironisch anmuten.
Prigoschin wird in dem Dokument als Direktor aufgeführt und soll sich mehreren Tätigkeitsbereichen der Söldnertruppe widmen. Utkin hingegen wird als Kommandeur mit eigenen Aufgaben gelistet.
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Prigoschins Pflichten als "Direktor"
Prigoschin soll sich als "Direktor" der Wagner-Söldner demnach unter anderem um folgende Punkte kümmern:
- Das Bereitstellen von Waffen und Geld,
- die dauerhafte Beschäftigung der Söldner,
- den Schutz der Kämpfer vor rechtlichen Konsequenzen – etwa vor einer Bestrafung nach Artikel 359 des russischen Strafgesetzbuches wegen Söldnertums.
Außerdem sei Prigoschin verantwortlich dafür, dass Probleme in der Gruppe "kollegial" gelöst werden sollen, wobei dieser Punkt nicht näher definiert ist.
Utkins Aufgaben als "Kommandeur"
Wagner-Gründer Utkin hat demnach andere Aufgaben. Er soll unter anderem diese Aufgaben übernehmen:
- Die Auswahl und Ausbildung neuer Rekruten,
- das Beseitigen von Deserteuren,
- das Durchsetzen eines Alkohol- und Drogenverbots.
Utkin sollte zudem dafür sorgen, dass seine Söldner ihr angeeignetes Wissen richtig nutzen und ihre Missionen bis zum Ende hin durchstehen. Auch er soll sich dafür einsetzen, Probleme "kollegial" untereinander zu lösen.
Die eine Gemeinsamkeit
Das aber ist nicht alles. Neben den unterschiedlichen Aufgaben der beiden Wagner-Männer findet sich eine entscheidende Gemeinsamkeit:
Beide Aufgabenlisten enthalten Sicherheitsgarantien der Privatarmee gegenüber dem Kreml und insbesondere gegenüber Wladimir Putin. So verpflichtet sich Utkin in Punkt sieben seiner Liste etwa, sich in keinem Fall gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stellen – dieser wird im Dokument mit VVP abgekürzt.
In Prigoschins Liste heißt es übersetzt wörtlich: "Richte dich nicht gegen das russische Volk" – ein Satz, der im Kontext der jüngsten Entwicklungen geradezu ironisch wirkt.
Prigoschin hatte vom 23. Juni bis 24. Juni dieses Jahres eine Meuterei gegen die Militärführung Russlands angezettelt und zwischenzeitlich die südrussische Millionenstadt Rostow am Don besetzt. Als Kremlchef Putin das als "Verrat" verurteilte, schickte Prigoschin eine Militärkolonne nach Moskau.
Erst 200 Kilometer vor den Stadttoren der russischen Hauptstadt brach Prigoschin seinen "Marsch der Gerechtigkeit" selbst ab. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte zwischen Putin und dem Wagner-Chef vermittelt. Prigoschin ist ins Exil nach Belarus gegangen; sein genauer Aufenthaltsort ist jedoch weiter unklar.
Im letzten, gemeinsamen Punkt neun Prigoschins und Utkins befindet sich zudem eine handschriftliche Notiz. Dort heißt es: "Tue, was du tun musst, und lass den Dingen ihren Lauf" – wohl in Anlehnung an den römischen Kaiser Marcus Aurelius, auf den das Zitat zurückgehen soll.
- understandingwar.org: "Unknown persons leaked an image of what appears to be the Wagner Group’s founding charter on July 9, possibly to present the Wagner Group as a professional organization" (englisch)