Heftige Unruhen Mehrere Länder evakuieren Botschaften im Sudan
Die Lage im Sudan spitzt sich zu: Mehrere Länder evakuieren Botschaftsmitarbeiter und Staatsbürger. Auch Deutschland bereitet Flüge vor.
Mehrere Länder haben mit der Evakuierung von Diplomaten aus dem Sudan begonnen: Frankreich hat nach Regierungsangaben einen Einsatz zur Evakuierung von Diplomaten und französischen Staatsbürgern aus dem Sudan begonnen. Inmitten einer Eskalation der Gewalt und Drohungen gegen das Botschaftspersonal hätten britische Streitkräfte eine komplexe und schnelle Evakuierung von britischen Diplomaten und deren Familien abgeschlossen, teilte Premierminister Rishi Sunak am Sonntag auf Twitter mit.
Er forderte die Konfliktparteien in dem afrikanischen Land zugleich zum Niederlegen der Waffen und zu einer sofortigen humanitären Waffenruhe auf, damit Zivilisten die Konfliktgebiete verlassen könnten.
Gemeinsame Operation mehrerer Länder
Nach Angaben des britischen Verteidigungsminister Ben Wallace führten die Streitkräfte seines Landes den Einsatz am Sonntagmorgen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum an der Seite der USA, Frankreichs und anderer Verbündeter durch. Mehr als 1.200 britische Kräfte seien an der Operation beteiligt gewesen. Außenminister James Cleverly schrieb ebenfalls auf Twitter, oberste Priorität habe weiterhin die Sicherheit britischer Staatsbürger.
Griechenland versetzte Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge nach Ägypten für einen Evakuierungseinsatz. Dies teilte am Sonntag der griechische Außenminister Nikos Dendias im Staatsfernsehen mit. Ägypten habe der Aktion zugestimmt. Dieser Einsatz solle mit anderen Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt werden, hieß es weiter.
Auch die Niederlande bemühen sich um eine Evakuierung ihrer Bürger. Eine Operation mehrerer Länder sei in Gang, schrieb Außenminister Wopke Hoekstra am Sonntag auf Twitter. "Die Niederlande beteiligen sich mit einem Team aus Jordanien. Sie werden alles tun, was sie können, um niederländische Bürger so schnell und sicher wie möglich dort herauszubringen."
Auch USA evakuieren
In der Nacht zum Sonntag hatten die USA bereits Botschaftspersonal aus dem Sudan evakuiert. "Heute hat das US-Militär auf meinen Befehl hin eine Operation durchgeführt, um das Regierungspersonal aus Khartum herauszuholen", hieß es in einer Verlautbarung von US-Präsident Joe Biden. Er dankte Dschibuti, Äthiopien und Saudi-Arabien, die entscheidend zum Erfolg der Operation beigetragen hätten.
Biden rief die kriegführenden Parteien in einer Stellungnahme zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand auf. Er forderte sie außerdem auf, humanitäre Hilfe nicht zu behindern und den Willen des sudanesischen Volkes zu respektieren.
Die Nachrichtenagentur Reuters sprach von sechs Flugzeugen für die Evakuierung. Sie beruft sich auf Angaben der Rebellengruppe RSF. Die Aktion sei mit Washington abgestimmt gewesen. Der US-Sender CNN meldete in der Nacht, dass das Botschaftspersonal und dessen Familien auf dem Weg aus dem Sudan seien und die Vertretung geschlossen wurde. Das bestätigte später auch Außenminister Antony Blinken. Die RSF sagte auf Twitter zu, auch mit anderen Auslandsvertretungen zusammenzuarbeiten, um Ausländern eine "sichere Rückkehr in ihre Länder" zu ermöglichen.
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Erster Bundeswehr-Versuch scheiterte
Eine Evakuierung aus der umkämpften Stadt ist schwierig, weil der Flughafen beschädigt wurde. Ein erster Versuch der Bundeswehr, Deutsche auszufliegen, musste abgebrochen werden – zu gefährlich. Doch nun bereitet Deutschland mehrere Optionen für eine Evakuierung vor.
Inmitten der Kämpfe im Sudan hatten am Samstag einige Länder mit der Evakuierung eigener Staatsbürger und anderer Ausländer begonnen. Saudi-Arabien teilte mit, man habe 157 Saudis und Menschen anderer Nationalitäten außer Landes gebracht.
Fernsehbilder zeigten Aufnahmen von Personen auf einem Kriegsschiff. Welche Staatsangehörigkeit sie haben, blieb zunächst offen. Kuwait sagte, einige seiner Bürger seien in Dschidda in Saudi-Arabien angekommen. Jordanien erklärte, es habe mit der Evakuierung von 300 Menschen begonnen.
Viele Sudanesen fliehen
Ein ausländischer Diplomat sagte, einige Mitarbeiter der Botschaften in Sudans Hauptstadt Khartum hofften, in den kommenden Tagen per Flugzeug außer Landes gebracht zu werden. Die US-Botschaft warnte US-Bürger, das Mitfahren in Fahrzeug-Konvois aus Khartum erfolge auf eigene Gefahr.
Vor rund einer Woche waren im Sudan Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nun kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.
Auch Sudanesen versuchen, den Kämpfen zu entfliehen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in vergangenen Tagen bereits bis zu 20.000 Menschen in den benachbarten Tschad geflohen. Tausende weitere Menschen seien innerhalb des Landes aus stark umkämpften Gebieten vertrieben worden.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und AFP
- cnn.com: "US evacuates diplomatic personnel from Sudan" (englisch)
- Twitter.com: Tweets von Newswire, Spectator Index und Mohanad Hashim (englisch)
- whitehouse.gov: "Statement from President Joe Biden on the Situation in Sudan" (englisch)