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Ukraine-Krieg: Luftalarm im ganzen Land – das geschah in der Nacht


Krieg gegen die Ukraine
Luftalarm im ganzen Land – das geschah in der Nacht

Von dpa
Aktualisiert am 08.05.2022Lesedauer: 4 Min.
Feuerwehrleute löschen ein Feuer an einer zerbombten Schule nahe Lyssytschansk.Vergrößern des Bildes
Feuerwehrleute löschen ein Feuer an einer zerbombten Schule nahe Lyssytschansk. (Quelle: Serhij Haidai)

In der Ukraine hofft man auf die Evakuierung der verbliebenen Soldaten aus dem Stahlwerk in Mariupol. Eine Schule ist im Osten bombardiert worden. London schickt weiteres Material. Der Überblick über die Nacht.

Nach der Evakuierung der letzten Zivilisten aus dem Stahlwerk Asowstal in Mariupol hofft die Ukraine nun auf die Rettung ihrer Verwundeten und Soldaten. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Samstagabend von einer zweiten möglichen Phase der Evakuierung, die vorbereitet werde. Russische Kräfte setzten unterdessen ihre Angriffe auf die Fabrik fort, die die letzte Bastion der Ukrainer in der weitgehend zerstörten Hafenstadt ist.

In der Nacht auf Sonntag gab es in weiten Teilen des Landes Luftalarm. Aus den Städten Odessa und Mykolajiw im Süden wurden Explosionen gemeldet. Auf internationaler Ebene gehen am Sonntag die Bemühungen um Hilfe für die angegriffene Ukraine weiter. Die Gruppe der sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7) will über neue Sanktionen gegen Russland beraten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will sich in einer Fernsehansprache zum Krieg in der Ukraine äußern.

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Dramatische Lage in Asowstal

In einer Feuerpause im Kampf um Asowstal am Samstag gelang es nach übereinstimmenden ukrainischen und russischen Angaben, die letzten Zivilisten aus ihren Verstecken zu bergen. Die verbleibenden Soldaten befinden sich hingegen in einer verzweifelten Lage. Er könne nur noch auf ein Wunder hoffen, schrieb der Kommandeur der 36. Marineinfanteriebrigade, Serhij Wolynskyj, bei Facebook. "Darauf, dass höhere Kräfte eine Lösung für unsere Rettung finden!" Lesen Sie hier mehr dazu.

Beobachter gehen davon aus, dass der Kreml Asowstal so schnell wie möglich einnehmen will, um am Montag – dem 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland – die Eroberung Mariupols verkünden zu können.

"Wir bereiten jetzt die zweite Etappe der Evakuierungsmission vor, der Verwundeten und Ärzte", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Dies gehe nur, wenn sich alle Seiten an eine Vereinbarung hielten. "Natürlich arbeiten wir auch daran, unser Militär abzuziehen." Moskau hat jedoch mehrfach angekündigt, die ukrainischen Kämpfer selbst im Falle einer Kapitulation in Gefangenschaft nehmen zu wollen.

Tote im Osten durch Artilleriebeschuss und Bomben

Im Osten der Ukraine in den Separatistengebieten Donezk und Luhansk liefern sich russische und ukrainische Truppen weiter heftige Gefechte. Dort seien mindestens sechs ukrainische Zivilisten getötet worden, teilten die Gebietsverwaltungen am Samstag mit. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, die im Dorf Prywillja bei Beschuss mit Mehrfachraketenwerfern des Typs Grad (Hagel) getötet worden sein sollen. In einem Dorf bei Lyssytschansk habe eine aus der Luft abgeworfene Bombe die Schule getroffen, unter der sich der letzte Bunker des Ortes befand. Dort kamen nach ersten Angaben zwei Menschen ums Leben.

Von Luftalarm waren in der Nacht auf Sonntag die Hauptstadt Kiew und ihr Umland betroffen, aber auch Lwiw im Westen, Charkiw und Donezk im Osten, Odessa im Süden sowie weitere Gebiete. Die Ukraine fürchtet besonders heftige Luftangriffe im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gedenken Russlands an den sowjetischen Sieg im Zweiten Weltkrieg.

Klage über Zerstörung von Kulturdenkmälern

Dieser Tage gedenke die Welt des Sieges über den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg, sagte Selenskyj. Doch für ihn zeige das russische Vorgehen, "dass es unmöglich ist, das Böse ein für alle Mal zu besiegen". Er beklagte, dass in dem seit zweieinhalb Monaten dauernden Angriffskrieg 200 ukrainische Kulturerbestätten getroffen worden seien. "Leider kehrt das Böse zurück, wenn Menschen die Rechte anderer Menschen missachten, das Gesetz missachten und die Kultur zerstören", so der Präsident.

Aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine sind nach Angaben des russischen Militärs seit Ende Februar 1,16 Millionen Menschen nach Russland gebracht worden. Dazu zählten 205.000 Kinder, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Russland betrachtet dies als Rettung bedrohter Zivilisten. Kiew wirft Moskau hingegen vor, die Menschen gegen deren Willen zu verschleppen und einen Wechsel auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu verhindern.

London sagt großes Hilfspaket zu

Vor der Beratung der G7 sagte Großbritannien der Ukraine weitere Militärhilfen von 1,3 Milliarden britischen Pfund (1,52 Milliarden Euro) zu. "Das Vereinigte Königreich hat als erstes Land das Ausmaß der Bedrohung erkannt und schickt Waffen, damit die Ukrainer sich verteidigen können", wurde Premierminister Boris Johnson von der Agentur PA zitiert. Der Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin verursache nicht nur unsagbare Zerstörungen in der Ukraine. "Er bedroht auch Frieden und Sicherheit in ganz Europa."

Einen Teil des neuen Pakets von 300 Millionen Pfund hatte Johnson schon in der vergangenen Woche angekündigt. Dafür sollen unter anderem Anti-Artillerie-Radar, Störgeräte für Elektronik und Nachtsichtgeräte geliefert werden. Zuvor hatte London bereits 1,5 Milliarden Pfund für militärische und humanitäre Hilfe zugesagt.

Das bringt der Tag

Bundeskanzler Olaf Scholz hält am Sonntag eine Fernsehansprache zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa 1945 und zum Krieg in der Ukraine. Wie die Bundesregierung mitteilte, ist es wegen des laufenden russischen Angriffs auf die Ukraine in diesem Jahr ein besonderes Gedenken zum 8. Mai.

Als bislang ranghöchste Vertreterin Deutschlands reist Bundestagspräsidentin Bärbel Bas am Sonntag nach Kiew. Sie folgt einer Einladung des ukrainischen Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk. Im Namen des Bundestages will Bas am Grabmal des unbekannten Soldaten und am Denkmal für die ermordeten ukrainischen Juden in Babyn Jar Kränze niederlegen. Bas hofft auch auf ein Treffen mit Präsident Selenskyj, sofern die Sicherheitslage es zulässt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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