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Krieg in der Ukraine: Teile von Putins Truppen ziehen sich nach Russland zurück


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Krieg in der Ukraine
Putins Truppen fliehen teilweise zurück nach Russland


25.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Russische Truppen in der Ukraine: Die erste Offensive des Angriffs auf das Nachbarland scheint gescheitert.Vergrößern des Bildes
Russische Truppen in der Ukraine: Die erste Offensive des Angriffs auf das Nachbarland scheint gescheitert. (Quelle: reuters)
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Wladimir Putin erlebt im Ukraine-Krieg weitere Rückschläge. Die ukrainischen Kräfte starten erfolgreiche Gegenoffensiven, im Norden muss sich die russische Armee teilweise nach Russland zurückziehen. Ein Überblick.

Für Wladimir Putin wird sein Ukraine-Krieg immer mehr zu einer militärischen Katastrophe. Die russische Armee kann nur noch im Südosten an Gelände gewinnen, im Norden erleiden die Kreml-Truppen so große Verluste, dass sie sich teilweise wieder nach Russland zurückziehen müssen. Die Widerstandskraft hat nicht nur den russischen Präsidenten überrascht, sondern auch viele Militärexperten.

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Dadurch hat die Ukraine wichtige Faktoren in diesem Krieg auf ihrer Seite, die sie dabei unterstützen, weiterzukämpfen: Moral und die Hoffnung, dass man den militärisch übermächtigen Gegner tatsächlich abwehren kann. Das führt zu einer gewissen "Euphorie" im Land, die den Widerstand noch einmal erhöhen wird.

Putin dagegen muss weitere Niederlagen einstecken. Nach seiner "Blitzkrieg"-Strategie ist nun auch die erste Angriffswelle im Norden gescheitert. Das bedeutet aber nicht, dass der Krieg bald vorbei sein könnte. Wahrscheinlich ist, dass es eine neue Angriffswelle im April geben wird, wenn Russland neue Truppen an die Grenze gebracht hat.

Großer Erfolg für die Ukraine

Momentan gehen Putin in der Ukraine langsam die Soldaten aus. Im Nordosten um Charkiw und im Raum Kiew ist es den ukrainischen Kräften teilweise gelungen, schon aufgegebene Verteidigungslinien zurückzuerobern. Dabei erleiden russische Verbände offenbar so große Verluste, dass sie sich nach Russland zurückziehen müssen. Das berichtet die ukrainische Armee, aber auch das russische Verteidigungsministerium verkündete am Freitag, dass man sich vorerst auf die Operation im Donbass konzentrieren möchte.

Aber die Gründe dafür sind keine Aufgabe oder Fahnenflucht. Vielmehr wurden viele russische Verbände so stark dezimiert, dass sie sich nun neu gruppieren müssen, weil sie in ihrer jetzigen Form nicht mehr einsatzfähig sind. Außerdem sind die Versorgungslinien aus Russland noch so lang, dass die eigenen Truppen auch auf Nachschub an Kraftstoff und Munition warten müssen.

Trotzdem scheint die Gefahr einer Einkesselung Kiews zunächst einmal abgewendet und russische Verbände scheinen nicht in der Lage, ihre Stellungen zu halten. Das ist ein großer Erfolg für die Ukraine.

Wege für westliche Waffen bleiben frei

Nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt toben noch immer schwere Kämpfe um Irpin. "In dem Gebiet könnten 9.000 russische Soldaten eingekesselt sein", erklärte der Militär- und Russlandexperte Gustav Gressel im Interview mit t-online. Vor allem nordöstlich von Kiew versuchen ukrainische Truppen teils sehr erfolgreich, in die westliche Flanke der russischen Offensive zu fallen und damit die russischen Versorgungslinien zu unterbrechen.

"Die Schlacht ist aber noch nicht geschlagen", sagt Gressel. In Belarus hätte Russland noch Reserven und vor allem viele einsatzbereite Kampfhubschrauber, die diese Einkesselung verhindern könnten. Aber die ukrainische Guerillastrategie scheint aufzugehen. Es gelingen immer wieder erfolgreiche Angriffe von kleinen ukrainischen Infanterieverbänden auf russische Panzerkonvois. Die schultergestützten Panzerabwehr- und Flugabwehrwaffen, die die westlichen Staaten an die Ukraine liefern, zeigen große Wirkung.

Auch nordöstlich von Kiew und um Charkiw konnte die Ukraine den russischen Vormarsch zurückdrängen. Auch wenn diese Geländegewinne nicht kriegsentscheidend sind, konnte Putin zwei wichtige Kriegsziele nicht erreichen: die Einkesselung Kiews und die Unterbindung der westlichen Waffenlieferungen. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko konnte aufgrund des Widerstands in der eigenen Armee die Westgrenze der Ukraine nicht sichern. Das wird teuer für Russland, weil nun weiterhin westliche Waffen in immer größerem Umfang geliefert werden können.

Odessa ist eine Festung

Weitere Niederlagen musste die russische Armee im Süden einstecken. In der Nähe von Mykolajiw konnten die Ukrainer die Angreifer weiter in Richtung Cherson zurückdrängen. Damit rückt die Eroberung von Odessa für Putin in weite Ferne.

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Besonders an der südwestlichen Front scheint momentan einiges für Russland schiefzulaufen. Die wichtige Hafenstadt Odessa ist mittlerweile eine Festung, von der Seeseite haben die Ukrainer einen Minengürtel errichtet, um eine russische Landeoperation zu erschweren. Russische Kriegsschiffe nehmen diese Minen unter Beschuss, aber momentan scheint ein Angriff unmöglich.

In Berdjansk, dem Hafen der russischen Schwarzmeerflotte, brannten am Donnerstag gleich mehrere Landungsschiffe – offenbar nach einem Angriff durch ukrainische Kräfte. US-Präsident Joe Biden hatte in dieser Woche angekündigt, über die Lieferung von Seezielflugkörpern nachzudenken. Offenbar hat die Ukraine diese Waffen schon teilweise in ihren Beständen.

Blutige Gewinne in Mariupol

Vier Wochen sind die Frontverläufe also weitgehend eingefroren, aber es ist wahrscheinlich, dass die Ukraine nur eine Verschnaufpause bekommt. Putin lässt in Russland offenbar neue Soldaten rekrutieren und es muss Nachschub an die Grenze geschafft werden. Das braucht Zeit.

Außerdem bleibt die Lage für viele ukrainische Städte angespannt. Sumy und Charkiw sind noch immer umzingelt und das erschwert die Möglichkeit für die Ukraine, Nachschub für die eigenen Kräfte in diese Städte zu bringen. Mittlerweile hat die russische Armee die Strategie gewechselt und stellt sich auf einen langen Zermürbungskrieg ein. So nimmt der russische Beschuss mit Raketen und aus der Luft weiter zu.

Auch fahren russische Verbände nicht mehr blind in Operationsgebiete. Russland versucht stattdessen, vermehrt das Gebiet zuvor mit Drohnen aufzuklären. Das dürfte eine Reaktion auf die hohen russischen Opferzahlen in diesem Krieg sein. Die genaue Zahl ist unklar, aber unterschiedliche Experten gehen von einer hohen vierstelligen Opferzahl auf russischer Seite aus. Der Kreml gab über 1.300 Tote bekannt.

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Letztlich gibt es für Putin nur einen militärischen Erfolg, der aber sehr teuer erkauft wurde. So haben russische Truppen mittlerweile einen großen Teil der ukrainischen Hafenstadt Mariupol erobert. Im Zentrum toben wohl Häuserkämpfe, russische TV-Sender zeigen Bilder von tschetschenischen Kräften mit russischen Fahnen und es ist unklar, welche Teile der Stadt noch von ukrainischen Kräften gehalten werden.

Die russische Propaganda feiert schon jetzt, dass es nun die strategisch wichtige Landbrücke von der Krim zum Donbass geben soll. Doch es wird kein Wort darüber verloren, dass dafür Tausende Zivilisten sterben mussten.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Militärexperte Gustav Gressel
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