Auch Gas aus Erstem Weltkrieg Russland setzt immer mehr illegale Chemiewaffen ein

Die russische Seite geht immer brutaler gegen die ukrainischen Soldaten vor. Auch ein Gas aus dem Ersten Weltkrieg soll an der Front zum Einsatz kommen.
Russland hat seine Nutzung von verbotenen chemischen Waffen in der Ukraine offenbar deutlich ausgeweitet. Das schreibt die britische "Times" und beruft sich dabei auf Zahlen des ukrainischen Militärs. Demnach sollen die verbotenen Waffen mindestens 767-mal im vergangenen Monat zum Einsatz gekommen sein – im November des vergangenen Jahres wurden noch lediglich 166 Gasangriffe gezählt.
Laut dem Bericht verwendet Russland neben nicht identifizierten Gasen Chlorpikrin, das im Ersten Weltkrieg unter dem Namen Grünkreuz 1 bekannt war. Wie die "Times" unter Berufung auf Augenzeugen schreibt, setzt Russland die chemischen Waffen ein, um ukrainische Truppen von ihren Stellungen zu vertreiben oder sie für folgende, konventionelle Angriffe anfälliger zu machen. Auch Tränengas soll zum Einsatz kommen.
Meist wurden Granate mit dem Gas genutzt. In einigen Fällen soll laut ukrainischem Militär zudem Kamikaze-Drohnen mit den Gas-Granaten präpariert worden seien. Insgesamt hätten die Angriffe seit der Amtseinführung von Donald Trump und den Friedensverhandlungen deutlich zugenommen.
Verätzungen und Tod als Folge
Laut dem Oberleutnant Sergej Skibtschyk verschneidet die russische Seite oft Tränengas mit weiteren Chemikalien, wodurch das Gas tödlich wird. Er erklärt gegenüber der "Times": "Wir sprechen hier nicht von Tränen und Husten, sondern von Verätzungen des Kehlkopfs, der Lunge, der Mundhöhle, des Nasen-Rachenraums und sogar der Haut."
Oft sei den Soldaten dabei nicht klar, womit sie gerade angegriffen würden. Eine Soldatin berichtet der Zeitung: "Ich erinnere mich an einen Gasangriff auf sechs unserer Soldaten: Einer wurde getötet, die anderen fünf wurden vergiftet. Sie litten unter ständigem Weinen, Speichelfluss, kurzzeitigem Sehverlust und Erstickung." Auch Langzeitfolgen seien nicht untypisch.
Moskau streitet Vorwurfe ab
Da Chemiewaffen deutlich weniger Spuren als herkömmliche Munition hinterlassen, sind sie auch deutlich schwieriger nachzuweisen – die Vorwürfe stützen sich meist auf Augenzeugenberichte. Die russische Seite bestreitet den Einsatz der seit 1925 durch das auch von Russland unterzeichnete Genfer Protokoll verbotene Chemiewaffen. Zudem wirft Moskau der ukrainischen Seite vor, die verbotenen Gase einzusetzen.
Russland werden von der ukrainischen Seite immer wieder Kriegsverbrechen vorgeworfen – etwa der gezielte Beschuss von Zivilisten. Mit der Veröffentlichung von Aufnahmen von Kriegsgefangenen verstößt auch die Ukraine laut einigen Kritikern gegen die Genfer Konventionen. Beide Seiten setzen die von den Vereinten Nationen geächtete Streumunition ein.
- thetimes.com: "Russia ramps up illegal gas attacks to secure its gains" (Englisch)
- tagesschau.de: "Wie Russland in der Ukraine gegen Kriegsrecht verstößt"
- tagesschau.de: "Verstoß gegen Genfer Abkommen?"
- zdf.de: "Streumunition: Comeback umstrittener Waffen?"