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Corona | Johnson & Johnson: Europa vor Zulassung eines vierten Impfstoffes


Ein Jahr Corona-Pandemie
Vierter Impfstoff soll heute in Europa zugelassen werden

Von dpa
Aktualisiert am 11.03.2021Lesedauer: 4 Min.
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Schneller als Deutschland: Diese Animation zeigt, wie die Infektionslage in den Ländern aussieht, die uns beim Impfen voraus sind, und welche Effekte die Impfkampagne dort gehabt haben könnte. (Quelle: t-online)

Viele Impfkampagnen in Europa verlaufen schleppend. Jetzt kann Verstärkung kommen. Der Johnson & Johnson-Impfstoff ist handlich, wirksam und das Beste: Nur ein Piks ist nötig.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (Ema) wird am (heutigen) Donnerstag voraussichtlich den Weg für den vierten Corona-Impfstoff in der EU frei machen. Es wird erwartet, dass die Behörde mit Sitz in Amsterdam die Zulassung des Impfstoffes von US-Hersteller Johnson & Johnson empfehlen wird. Dann muss zwar noch die EU-Kommission zustimmen – doch das gilt als Formsache und könnte noch am selben Tag erfolgen.

Nur ein Piks nötig

Der Impfstoff wurde in den Niederlanden von der Johnson & Johnson-Tochter Janssen entwickelt. Er hat große Vorteile gegenüber den bisher zugelassenen Wirkstoffen von Pfizer/Biontech, Moderna und Astrazeneca. Der wichtigste: Er muss nur einmal gespritzt werden. Das Präparat muss zudem nicht tiefgefroren aufbewahrt werden. Kühlschranktemperatur reicht aus.

Der neue Impfstoff ist auch bitter nötig: So ist das Robert Koch-Institut (RKI) ein Jahr nach der Erklärung einer Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon überzeugt, dass die dritte Corona-Welle in Deutschland begonnen hat. "Wir haben ganz klare Anzeichen dafür: In Deutschland hat die dritte Welle schon begonnen", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler im Gespräch mit der UN-Journalistenvereinigung (ACANU) in Genf. "Ich bin sehr besorgt." Die strikte Anwendung von Schutzmaßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten sei trotz Impfungen weiter dringend nötig.

RKI-Chef Wieler: Ziellinie in Sicht

Die Impfkampagne sei ein Wettlauf gegen das mutierende Virus. Die Ziellinie sei aber in Sicht: Wenn es keine Unterbrechungen wegen Produktionsausfällen oder aus anderen Gründen gebe, könnten bis Herbst 80 Prozent der Bevölkerung immun gegen das Virus sein. "Wenn das der Fall ist, können alle Maßnahmen aufgehoben werden", sagte Wieler.

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Die Zulassung eines vierten Vakzins in der EU am heutigen Donnerstag könnte helfen, den Impfstoffmangel abzumildern. Die EU-Kommission hat bereits Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Davon würde Deutschland 36,7 Millionen erhalten. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass das Unternehmen nicht rechtzeitig liefern könnte. Der Hersteller sicherte zu, dass er sich an die Absprachen halten und ab April liefern werde.

Ein großer Teil der Impfungen – egal mit welchem Vakzin – wird durch Hausärzte vorgenommen werden. Der Start der Massenimpfungen in den Arztpraxen kann sich jedoch bis Mitte April verzögern. Ziel sei es, frühestmöglich, jedoch spätestens in der Woche vom 19. April damit zu beginnen. Das beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Mittwoch nach dreistündigen Videoberatungen als Empfehlung an die Regierungschefs von Bund und Ländern.

Der Impfstart in den Praxen war am Montag zunächst noch für Anfang April vorgesehen gewesen und steht auch jetzt unter dem Vorbehalt, dass es "die noch zu konkretisierenden Liefermengen der Hersteller für April zulassen". Regierungssprecher Steffen Seibert hatte mitgeteilt, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder zeitnah über die Empfehlungen der Gesundheitsministerkonferenz entscheiden wollen.

Bayerns Gesundheitsminister: "Halten an bewährter Struktur mit Impfzentren fest"

Der bayerische Gesundheitsminister und derzeitige Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek (CSU), beschrieb die Strategie als Zwei-Säulen-Modell: "Wir binden ab April die Hausärzte ein, und wir halten an der bewährten Struktur der Impfzentren fest, die die Bundesländer in den vergangenen Monaten aufgebaut haben." In der Anfangsphase im April werde noch nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stehen, damit Ärzte im ganzen Land voll durchstarten könnten. "Aber wenn die Lieferungen so kommen, wie der Bund sie uns in Aussicht gestellt hat, dann können wir die Impfungen bei den Ärzten schnell hochfahren."

Auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz rechnet weiter mit einer rasanten Steigerung des Impftempos. "Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten viel mehr Impfdosen zur Verfügung haben. Es werden jede Woche mehr, mehrere Millionen in der Woche müssen verimpft werden. Im Sommer geht es um bis zu 10 Millionen Impfungen in der Woche – in den Impfzentren, in Arztpraxen und Betrieben", sagte er der "Bild". Warum diese Aussage problematisch ist, lesen Sie hier.

Zahnärzte wollen auch bei Impfungen unterstützen

Auch die Zahnärzte boten an, bei den Impfungen zu unterstützen. Zahnärzte seien als approbierte Ärzte grundsätzlich dazu befähigt, Impfungen durchzuführen, sagte der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Wolfgang Eßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Mit ihrer Expertise und Fachkompetenz hat die Zahnärzteschaft schon frühzeitig ihre Unterstützung bei Test- und Impfmaßnahmen angeboten. Das Angebot gilt weiterhin."

Video | Videoanimation: So wirkt eine Impfung gegen Corona im menschlichen Körper
Quelle: Glomex

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht derweil nicht davon aus, dass die Einbindung der Hausärzte in die Corona-Impfstrategie vor Ende April große Auswirkungen haben wird. "Es ist richtig, die Hausärzte in die Impfstrategie einzubinden, auch wenn sich dadurch das Impftempo wegen des Mangels an Dosen bis Ende April noch nicht wesentlich erhöhen lässt", sagte Lauterbach der "Rheinischen Post".

Die WHO hatte den Ausbruch des Coronavirus am 11. März 2020 zur Pandemie erklärt. Zu dem Zeitpunkt waren weltweit 118.000 Infektionen gemeldet und knapp 4.300 Menschen nach einer Infektion gestorben. Ein Jahr später sind es nach der WHO-Statistik fast 120 Millionen gemeldete Infektionen weltweit und gut 2,6 Millionen Todesfälle.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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