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China: Auf diesen Säulen beruht der Aufstieg zur Supermacht


70 Jahre Volksrepublik
Auf diesen Säulen beruht Chinas Aufstieg zur Supermacht


Aktualisiert am 01.10.2019Lesedauer: 4 Min.
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Soldaten der Volksbefreiungsarmee bei der Parade in Peking: China will bis Mitte des Jahrhunderts militärisch Weltspitze sein.Vergrößern des Bildes
Soldaten der Volksbefreiungsarmee bei der Parade in Peking: China will bis Mitte des Jahrhunderts militärisch Weltspitze sein. (Quelle: Jason Lee/reuters)

Am 70. Jahrestag ihrer Gründung blickt die Volksrepublik China auf einen beispiellosen Aufstieg zurück. Warum politisch, wirtschaftlich und militärisch an Peking kein Weg mehr vorbeiführt.

Militärische Macht

Bis Mitte des Jahrhunderts will China zur militärischen Supermacht USA aufgeschlossen haben. Dafür unternimmt die Führung in Peking erhebliche Anstrengungen. Trotz sinkenden Wirtschaftswachstums erhöhte sie zu Jahresbeginn die Rüstungsausgaben nochmals um mehr als sieben Prozent.

Der Etat des Verteidigungsministeriums in Peking ist damit zwar noch immer weit von dem des Pentagon entfernt: Die USA geben 2019 mehr als 700 Milliarden Dollar für ihre Streitkräfte aus, China rund 170 Milliarden – laut offiziellen Zahlen aus Peking, die von Experten als deutlich zu niedrig angezweifelt werden. Aber China holt gewaltig auf, während die US-Streitkräfte schrumpfen müssen, um viele Milliarden Dollar an Kosten zu sparen.

Pekings Wehretat stieg in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent. Bis 2035 will Staatschef Xi Jinping die Streitkräfte modernisieren. Bis Mitte des Jahrhunderts soll das Land eine "Armee erster Klasse" haben.

Im Bereich der Rüstungsforschung zählt das Land schon jetzt zur weltweiten Spitze. Die chinesischen Institute gelten als führend bei der Entwicklung autonomer Waffensysteme. Große Summen fließen in den Bau neuer Raketen und Tarnflugzeuge. Experten glauben, technisch könnte Peking den USA schon bald Paroli bieten. Entwicklungen wie der Tarnjäger J-20 oder der Lenkwaffenzerstörer Typ 055 haben zudem das Interesse anderer Nationen geweckt. Die chinesischen Rüstungsexporte wuchsen in den vergangenen fünf Jahren um etwa 40 Prozent.

Wirtschaftliche Kraft

Mit der Reformpolitik unter Staatspräsident Deng Xiaoping und der Öffnung seiner Märkte in den 80er Jahren begann in China eine beispiellose ökonomische Entwicklung. Das nominale Bruttoinlandsprodukt stieg seither um mehr als das 80-fache. Das der USA im selben Zeitraum um das 8-fache.

China wurde zur Werkbank der Welt. Die Produktion von Konsumgütern und Textilien, später Smartphones, Tablets und Laptops in Megafabriken zwischen Peking und Shanghai machte das Reich der Mitte zur zweitgrößten Volkswirtschaft und zum größten Exportland der Erde.

Begleitet wurde der Boom von einer gewaltigen gesellschaftlichen Transformation. Hunderte Millionen Menschen zog es in die Städte. Aus einst kleinen Zentren wurden Millionenmetropolen, aus ländlichen Räumen Ballungszentren. Eine starke Mittelschicht mit Hunderten Millionen Menschen entstand, zugleich wuchs ein gewaltiges Heer an Wanderarbeitern heran, das heute auf rund 300 Millionen Menschen geschätzt wird.

Globale Ambitionen

China strebt auf allen Ebenen einen Ausbau seines weltweiten Einflusses an. Es bringt sich verstärkt in internationalen Zusammenschlüssen wie der G20 ein. Es erhebt territoriale Ansprüche im Ost- und Südchinesischen Meer, baut militärische Brückenköpfe in Afrika. Es kauft weltweit Unternehmen auf, knüpft Partnerschaften, investiert in Infrastruktur und Versorgungsnetze.

Ein Projekt, das Maßstab und Anspruch chinesischer strategischer Planung verdeutlicht, ist die "Neue Seidenstraße", auch "Belt and Road"-Initiative genannt. Mit gewaltigem finanziellen Aufwand beteiligt sich China an Investitionen in Häfen, Eisenbahnnetze und digitale Infrastruktur in einem breiten Streifen vom Reich der Mitte bis an die Ränder Europas.

Systematisch baut es so seinen politischen Einfluss aus und macht die Empfängerländer von seinen Krediten abhängig.

Ökologische Verantwortung

Mit Chinas Aufstieg gleicht es sich auch in anderer Hinsicht den Industriestaaten an: Es wird zum großen CO2-Produzenten. Tatsächlich hat die Volksrepublik die USA längst als größten CO2-Emittenten überholt. Mittlerweile ist das Land für fast 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasproduktion verantwortlich. Der Anteil ist doppelt so hoch wie der der USA, die danach folgen. Auf Deutschland entfallen nur rund zwei Prozent.

Pro Kopf allerdings setzt ein Chinese im Schnitt immer noch nur die Hälfte an Treibhausgasen frei wie eine US-Amerikanerin und weniger als ein Deutscher – aber ebenfalls deutlich mehr, als mit einer Welt, die sich maximal um zwei Grad erwärmen darf, vereinbar ist.

Im 20. Jahrhundert hat China, das erst seit gut zwei Jahrzehnten wirtschaftlich extrem wächst, nicht wirklich viel zur Klimakrise beigetragen. Deshalb, argumentiert die politische Führung, dürfe es jetzt noch weiter mehr emittieren. So wachsen Chinas Emissionen immer noch, trotz massiver Investitionen etwa in Solarenergie oder Elektrofahrzeuge – und so ist es auch international vereinbart.

Schätzungen zufolge wird China noch bis 2030 mehr Treibhausgase ausstoßen, während die Emissionen in Industriestaaten bis dahin stark sinken sollen.

Digitale Krieger

Auch im Bereich Cyberkrieg hat sich China in den vergangenen Jahren Kompetenzen aufgebaut: So listet die Sicherheitsfirma FireEye mehrerer sogenannter APT-Gruppen, die mutmaßlich von China aus operieren. Die chinesische Regierung soll diese Gruppen beauftragen und unterstützen.

Ziele sind neben Journalisten oder Oppositionellen auch ausländische Regierungsbehörden oder Unternehmen. Im Juli wurde beispielsweise bekannt, dass Dax-Konzerne wie Thyssenkrupp und Bayer von der Hackergruppe Winnti attackiert wurden. Deutschen Experten zufolge soll Winnti im Auftrag der chinesischen Regierung gehandelt haben.

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