Trump-Vize Vance macht klar, worum es den USA wirklich geht
US-Vizepräsident Vance eskalierte den Streit mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj bei dessen Besuch im Weißen Haus. Nun legt der Republikaner nach.
US-Vize J. D. Vance hat dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj vorgeworfen, nicht bereit für Friedensverhandlungen mit Russland zu sein. US-Präsident Donald Trump habe deutlich gesagt, dass die Tür für Selenskyj offen stehe, wenn er ernsthaft bereit sei, über Frieden zu sprechen, sagte Vance dem US-Sender Fox News in einem Interview. "Man kann nicht ins Oval Office oder sonst wohin kommen und sich weigern, auch nur die Details eines Friedensabkommens zu besprechen", monierte der Republikaner.
Vance sprach in dem Interview auch offen über die Motive seiner Regierung für einen Frieden in der Ukraine. Demnach gebe es ein großes wirtschaftliches Interesse Washingtons an dem Land. "Wenn man echte Sicherheitsgarantien will, wenn man wirklich sicherstellen will, dass Wladimir Putin nicht wieder in die Ukraine einmarschiert, dann ist die beste Sicherheitsgarantie, den Amerikanern wirtschaftliche Vorteile in der Zukunft der Ukraine zu verschaffen", sagte Vance. Dies sei "eine viel bessere Sicherheitsgarantie als 20.000 Truppen aus irgendeinem Land, das seit 30 oder 40 Jahren keinen Krieg mehr geführt hat."
Damit spielte Vance auf den Vorschlag der europäischen Verbündeten an, einen Waffenstillstand in der Ukraine durch Friedenstruppen absichern zu wollen. Russland hat dies erst am Montag erneut abgelehnt. "Erstens ist die Europäische Union nicht unparteiisch, und Friedenstruppen müssen unparteiisch sein. Und zweitens: Russland ist kategorisch dagegen", schrieb Putins Gesandter bei den internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, dazu bei Telegram.
Vance: Selenskyj bat um Fortsetzung des Gesprächs
Beim jüngsten Besuch Selenskyjs im Weißen Haus war es am Freitag vor laufenden Kameras zu einem beispiellosen Eklat gekommen. Trump und Vance überzogen Selenskyj beim Pressetermin im Oval Office mit Vorwürfen. Mit Blick auf das Treffen behauptete Vance nun, er habe versucht, die "Situation ein wenig zu entschärfen".
Der Republikaner war Selenskyj noch vor Trump angegangen und hatte ihm Respektlosigkeit unterstellt – ein Vorwurf, den er nun erneuerte. Selenskyj hatte zuvor versucht, deutlich zu machen, dass diplomatische Abkommen mit Kremlchef Wladimir Putin nach der Annexion der Krim 2014 nichts gebracht hätten und Russlands Präsident kein verlässlicher Verhandlungspartner sei. Direkt nach dem Abbruch des Treffens im Oval Office habe Selenskyjs Team noch darum gebeten, das Gespräch fortzusetzen, schilderte Vance bei Fox News. Aber Trump habe das abgelehnt.
Vance macht klar: Hoffnung ist keine Strategie
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Trump will ein Friedensabkommen zwischen Kiew und Moskau erreichen – wobei die ukrainische Seite mit seinem Vorgehen erkennbar unzufrieden ist, während es aus Moskau ausdrückliches Lob für Trump gibt.
"Der einzige realistische Weg, diese Sache zu einem Abschluss zu bringen, ist der Weg von Präsident Trump. Wir ermutigen sowohl Präsident Selenskyj als auch Präsident Putin, diesen Weg zu gehen", sagte Vance nun in dem Interview. Trump wolle in der Lage sein, mit Putin ins Gespräch zu kommen. Niemandem sei geholfen, wenn man Putin öffentlich beleidige.
Vance sagte weiter, das amerikanische Volk wolle den Krieg nicht "auf unbestimmte Zeit" finanzieren. Es sei also im Sinne der Ukraine, Russlands, Amerikas und Europas, den Krieg zu beenden. "Die Hoffnung, dass sich das Blatt irgendwann wenden wird, ist keine Strategie. Geld für Munition in einen schrecklichen Konflikt zu stecken – das ist keine Strategie." Das Interview war aufgezeichnet worden, bevor bekannt wurde, dass die USA ihre Militärhilfe für die Ukraine vorerst einstellen.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters