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Flucht vor Zwangsheirat in Saudi-Arabien – Deutschland will 18-Jähriger helfen


Saudi-Araberin sitzt in Thailand fest
Flucht vor Zwangsheirat – 18-Jährige verlässt Flughafen

Von afp, jmt, nhr

Aktualisiert am 07.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Videostandbild von Rahaf Mohammed al-Kunun; Gemeinsam mit Human Rights Watch kämpft sie dafür, nicht nach Saudi-Arabien zurück zu müssen. Sie habe Angst um ihr Leben, sagt die 18-Jährige.Vergrößern des Bildes
Ein Videostandbild von Rahaf Mohammed al-Kunun; Gemeinsam mit Human Rights Watch kämpft sie dafür, nicht nach Saudi-Arabien zurück zu müssen. Sie habe Angst um ihr Leben, sagt die 18-Jährige. (Quelle: Uncredited/Rahaf Mohammed al-Kunun/Human Rights Watch/AP/dpa)

Rahaf al-Kunun flieht vor ihrer Familie aus Saudi-Arabien und sitzt nun in Thailand fest. Eine Abschiebung ist zunächst vom Tisch. Deutschland ist bereit zu helfen.

Eine 18 Jahre alte Asylsuchende aus Saudi-Arabien wird gegen ihren Willen in Thailand festgehalten. Ihr Ziel ist Australien, wo sie Asyl beantragen will. Sie sei auf der Flucht vor ihrer gewalttätigen Familie, sagt Rahaf Mohammed al-Kunun. Sie solle zwangsverheiratet werden. In sozialen Medien bittet sie um internationale Hilfe.

Nach Angaben einer UN-Sprecherin konnten Mitarbeiter der UN-Flüchtlingshilfe UNHCR mit der jungen Frau sprechen. Zum Ergebnis wollte sie "aus Gründen der Vertraulichkeit" keine Angaben machen. Bekannt ist jedoch, dass sie in Begleitung von UNHCR-Mitarbeitern inzwischen den Flughafen von Bangkok verlassen konnte.

Mehrere ausländische Regierungen hatten in Kontakt mit thailändischen Regierungsstellen Zugang des UNHCR zu al-Kunun erbeten. Auch Deutschland setzt sich für die 18-Jährige ein. "Wir werden tätig aufgrund der humanitären Sorge um ihr Wohlergehen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin dazu.

Der Vater der 18-Jährigen ist in Thailand eingetroffen

Am Montagnachmittag schreibt al-Kunun schließlich bei Twitter: "Endlich kam mein Pass zurück". Sie fühle sich in der Obhut des UNHCR und der thailändischen Behörden sicher – auch wenn ihr Vater gerade in Thailand eingereist sei.

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Bereits am Montagmorgen sollte al-Kunun einen Flieger nach Kuwait besteigen, um von dort zurück nach Saudi-Arabien gebracht zu werden. Der Flieger hob jedoch ohne die junge Frau ab.

Nach Angaben des britischen "Guardian" hatte sich Rahaf Mohammed al-Kunun in ihrem Hotelzimmer verbarrikadiert. Sie bat von dort aus auch die deutsche Botschaft in Bangkok um Hilfe. Der deutsche Botschafter Georg Schmidt reagierte auf Twitter und schrieb: "Wir teilen die große Sorge um Rahaf Mohammed."

Der aktuelle Status ist unklar. Die Menschenrechtsanwältin Nadthasiri Bergman gab bekannt, al-Kunun sei mit einem Einspruch gegen ihre Ausweisung in Thailand gescheitert. Bergmann kündigte gleichzeitig an, die Ablehnung anzufechten.

Einen Teilerfolg konnte al-Kunun erringen: Die junge Frau wird offenbar nicht nach Kuwait abgeschoben. "Wenn sie nicht ausreisen will, werden wir sie nicht zwingen", sagte der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, Surachate Hakparn, bei einer Pressekonferenz am Flughafen in Bangkok.

Einwanderungsbehörde bestätigt den Fall

Wie al-Kunun und Human Rights Watch sagten, wurde die junge Frau auf der Flucht vor ihrer Familie an Bangkoks internationalem Flughafen von saudi-arabischen und kuwaitischen Botschaftsvertretern gestoppt, die ihr den Pass wegnahmen. Der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, bestätigte, dass der 18-Jährigen bei ihrer Ankunft aus Kuwait die Einreise verweigert wurde. Sie habe keine Papiere besessen, kein Rückflugticket und kein Geld, sagte er. Sie sei von zu Hause geflohen, um einer Zwangsehe zu entgehen. Jetzt habe sie Angst, dass "sie Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn sie nach Saudi-Arabien zurückkehrt".

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Al-Kunun widersprach den Angaben des Behördenchefs. Sie habe nicht nach Thailand einreisen wollen, sondern habe sich auf dem Weg nach Australien befunden, wo sie Asyl beantragen wolle. Sie wolle den körperlichen und seelischen Misshandlungen durch ihre Familie in Saudi-Arabien entgehen.

Al-Kunun wollte über Thailand nach Australien

Ihr männlicher Bewacher habe sie angezeigt, weil sie ohne seine Erlaubnis gereist sei. Daraufhin sei sie beim Verlassen des Flugzeugs in Bangkok von Vertretern der kuwaitischen und saudi-arabischen Botschaft angehalten worden, berichtete sie weiter. Al-Kunun versichert, sie habe ein gültiges Visum für Australien.

"Meine Familie ist sehr streng", sagte die 18-Jährige. So sei sie ein halbes Jahr lang in ihrem Zimmer eingeschlossen worden, weil sie sich die Haare habe schneiden lassen. Sie sei sich sicher, dass sie bei einer Rückkehr nach Saudi-Arabien ins Gefängnis kommen werde. "Und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie mich töten werden, sobald ich aus der Haft komme."

Eine Freundin von al-Kunun, die bereits in Australien lebt, bestätigte die Schilderungen der 18-Jährigen gegenüber dem britischen "Guardian". "Sie sind gewalttätig und sie wurde sexuell bedrängt." Ihr Cousin habe sie bedroht und angekündigt, dass er "ihr Blut sehen wolle", sagte die Freundin weiter.

Al-Kunun selbst sagt, sie habe Angst und verliere derzeit alle Hoffnung. Mehrfach twitterte sie vom Flughafengelände und aus einem Hotelzimmer ihre Hilferufe unter anderem per Videobotschaft.

Kritik am Verhalten der thailändischen Behörden

Die thailändischen Behörden hätten Kontakt zur saudi-arabischen Botschaft aufgenommen, um das weitere Vorgehen abzustimmen, sagte der Chef der Einwanderungsbehörde.


Der Vize-Chef von Human Rights Watch, Phil Robertson, kritisierte das Verhalten der thailändischen Behörden. "Welches Land erlaubt es Diplomaten, im geschlossenen Flughafenbereich herumzuspazieren und die Pässe von Passagieren zu beschlagnahmen?", sagte er. Er verwies darauf, dass Familien in Saudi-Arabien ungestraft weibliche Mitglieder misshandeln könnten. Die saudi-arabische Botschaft in Thailand sowie Behördenvertreter in Riad waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Verwendete Quellen
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