Lebensgefährlich verletzt Anschlag auf Bürgermeister von Charkow
Bei einem Anschlag ist der Bürgermeister der Millionenstadt Charkow im Osten der Ukraine lebensgefährlich verletzt worden. Gennadi Kernes sei in den Rücken geschossen worden, teilte Sprecherin Tatjana Grusinskaja örtlichen Behörden zufolge mit. Der Politiker sei in ein Krankenhaus gebracht worden - sein Zustand gilt nach einer Notoperation als stabil. Wer geschossen hat, ist noch unklar.
Widersprüchliche Angaben gibt es über den Ort und Hergang des Geschehens. Kernes sei beim Joggen gewesen, als die Schüsse fielen, schreiben einige Quellen. In anderen war von Fahrradfahren die Rede. Möglicherweise ist die Quelle solcher Spekulationen ein Foto, das der Journalist Maxim Eristavi twitterte. Es soll von Kernes' Instagram-Profil stammen und zeigt den Politiker in Freizeitkleidung vor einem Teich in einem Park.
Kernes gilt als pro-russisch
Kernes ist seit 2010 Bürgermeister. Er nahm zuerst eine pro-russische Haltung ein und unterstützte die Partei der Regionen des gestürzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Anfänglich war er ein scharfer Kritiker der pro-europäischen Proteste auf dem Maidan in Kiew. Später positionierte er sich aber als größtenteils loyal zur Übergangsregierung in Kiew und erklärte, dass er die Separatisten nicht unterstütze.
Laut "Spiegel Online" hat der neue ukrainische Innenminister Arsen Awakow Kernes beschuldigt, Schlägertrupps auf Anhänger der Maidan-Bewegung gehetzt zu haben.
Charkow ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine und liegt im Osten des Landes, wo pro-russische Bewaffnete Regierungsgebäude eingenommen haben. Sie fordern mehr Autonomie oder einen Anschluss an Russland.
Schießerei auch in Konstantinowka
Die Lage im Osten hatte sich in den vergangenen Tagen immer weiter verschärft. Mittlerweile sind rund ein dutzend ostukrainische Städte unter der Kontrolle pro-russischer Milizen. In Slawjansk halten sie seit Freitag Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fest, darunter drei Bundeswehrsoldaten und ein deutscher Dolmetscher.
Auch in Konstantinowka, 60 Kilometer nördlich von Donezk, haben Separatisten ein Gebäude besetzt. Örtlichen Medienberichten zufolge stürmten mutmaßliche pro-russische Aktivisten die Polizeistation. Zudem beschossen Unbekannte die Regierungseinheiten auf dem Militärflugplatz Kramatorsk rund 40 Kilometer nördlich von Donezk. Zwei Sicherheitskräfte wurden verletzt.