Protest bei Schweizer Zementhersteller Co-Chefin der Jungen Grünen zeigt nackte Haut
Die "nackte Wahrheit" wollen die Jungen Grünen in der Schweiz zeigen. Dafür ließen einige Mitglieder die Hüllen fallen.
In der Schweiz haben die Jungen Grünen, die Jugendorganisation der Grünen, mit einer Aktion vor einem Baustoff-Konzern für Aufsehen gesorgt. Einige Mitglieder hatten sich vor einer Niederlassung des Zementherstellers Holcim im Kanton Aargau versammelt und dabei nicht nur Plakate gezeigt, sondern auch nackte Haut. Mit dabei: die Co-Chefin Magdalena Erni.
Die Politikerin begründete gegenüber der Schweizer Zeitung 20min den Protest: "Der Großkonzern Holcim stieß im Jahr 2021 fast so viel Treibhausgas aus, wie drei Viertel der Schweizer Haushalte." Der Grünen-Nachwuchs wirbt derzeit für eine Umweltverantwortungsinitiative, über die es eine Volksabstimmung geben soll.
Darin wird gefordert, dass die Schweiz innerhalb von zehn Jahren die sogenannten planetaren Grenzen respektiert und den Ressourcenverbrauch deutlich senkt. Im Parlament und im Bundesrat ist der Vorschlag bereits abgelehnt worden. Die Grünen wollen die "nackte Wahrheit zeigen": dass nämlich die Eigenverantwortung nichts ausreiche. Fast drei Millionen Haushalte müssten am Verbrauch sparen, damit der negative Einfluss eines einzelnen Konzerns kompensiert würde, kritisieren die Jung-Politiker. Der Zementhersteller Holcim sei für 0,8 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Widerspruch von liberaler Jugendorganisation
"Deshalb sind gesetzliche Rahmenbedingungen gefordert, die für alle gelten. Eine Reduktion des individuellen Fleischkonsums beispielsweise hat kaum Auswirkungen auf das Klima, wenn Konzerne wie Holcim weiterhin jeden Tag tonnenweise CO2 ausstoßen und die planetaren Grenzen missachten", sagt Erni. Sie fordert eine Umstellung der Produktion auf Erneuerbarkeit.
Von der politischen Konkurrenz kommt Widerspruch. Jonas Lüthy, der Präsident der liberalen Jungfreisinnigen, sagte 20min.ch: "Die Initiative würde Unternehmen wie Holcim tatsächlich an den Kragen gehen – genauso wie der restlichen Schweizer Wirtschaft." Der Vorschlag würde die Schweiz zu einer massiven Deindustrialisierung führen, befürchtet er, was einen drastischen Abbau an Arbeitsplätzen mit sich führen wrde.