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Emir von Katar bei Olaf Scholz: Freund oder heimlicher Terrorhelfer?


Emir von Katar bei Scholz
Nützlicher Freund – oder heimlicher Terror-Helfer?

Von t-online, jaf

22.10.2024 - 11:01 UhrLesedauer: 3 Min.
Kanzler Olaf Scholz (l.) und der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani (Archivbild): Deutschland bekommt ab 2026 Gaslieferungen aus dem Golfstaat.Vergrößern des BildesOlaf Scholz (l.) und Tamim bin Hamad Al Thani (Archivbild): Der Emir besucht den Kanzler erneut. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

Der Emir von Katar ist zu Gast bei Kanzler Scholz. Es soll um wirtschaftliche Beziehungen gehen. Dabei ist das Emirat wegen seiner Rolle im Nahen Osten umstritten.

Egal, ob der Iran oder Afghanistan Gefangene mit den USA austauschen, von Russland verschleppte Kinder in die Ukraine heimkehren sollen oder es um die Zukunft der israelischen Geiseln im Gazastreifen geht: Bei komplizierten Verhandlungen zwischen verfeindeten Parteien sitzt häufig Katar mit am Tisch.

Für Deutschland ist Katar nach dem Wegfall der russischen Gaslieferungen zu einem wichtigen Lieferanten von Erdgas geworden. Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al Thani, kommt deshalb am Dienstag schon zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Berlin. Neben Kanzler Olaf Scholz empfängt ihn auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Dank seiner Energiereserven hat es das Emirat geschafft, sich als wichtiger politischer Akteur zu etablieren. Das Land pflegt sowohl zu westlichen Staaten als auch zu Terrororganisationen gute Beziehungen. Deutlich wird das bei der aktuellen Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas.

USA lobten Katar für Rolle bei Geiselverhandlungen

Kurz nach dem Überfall der Hamas auf Israel lobten sowohl US-Präsident Joe Biden als auch Außenminister Antony Blinken die Rolle Katars bei der Freilassung zweier Geiseln mit US-Staatsbürgerschaft. Selbst der israelische Außenminister Eli Cohen schrieb: "Ich bin voller Hoffnung, dass Katar angesichts der Komplexität der Herausforderungen allmählich eine konstruktive und effektive Rolle übernehmen wird." Kurz darauf löschte er den Post allerdings wieder.

Dennoch zeigen die freundlichen Worte das Vertrauen, das westliche Politiker in die Rolle Katars setzen. Denn das Emirat hat beste Beziehungen zur Hamas. Die Terrorgruppe betreibt in der Hauptstadt Doha ihr Politbüro. So lebte der Hamas-Führer Ismail Hanija bis zu seinem Tod in Katar, Chalil al-Hayya steht dem Kommunikationsbüro der Hamas vor, das sich ebenfalls in Katar befindet. Von dort aus verbreitet er regelmäßig Propaganda der Hamas.

Scheich Meshal bin Hamad al Thani, Katars Botschafter in den USA, behauptete sogar, die Hamas habe ihr Büro in Doha auf "eine Bitte aus Washington hin eröffnet, indirekte Kommunikationswege mit der Hamas zu etablieren". Das bestreiten die USA zwar, betonen gleichzeitig aber, sich dem Schritt auch nicht widersetzt zu haben. Das ist aufschlussreich, schließlich ist Katar ein wichtiger Partner der USA in der Region und beherbergt seit 2001 auch den US-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid – mit rund 10.000 Soldaten die größte US-Basis im Nahen Osten. Dazu hat die Nato Katar offiziell als wichtigen Verbündeten anerkannt.

Katars Aufstieg zum Akteur auf der Weltbühne

"Katar profitiert davon. Denn die Regierungen im Westen – und bis zu einem gewissen Grad auch die im Osten – betrachten das Land als 'nützlichen Freund'", sagt Cinzia Bianco, Expertin für die Golfstaaten beim European Council on Foreign Relations, der Deutschen Welle.

Katar pflegt also Beziehungen in alle Richtungen und stärkt seine Rolle, indem es Gespräche zwischen Parteien vermittelt, die sonst nicht miteinander reden könnten. "Katars Aufstieg als wichtiger Vermittler hat das diplomatische Ansehen des Landes erhöht und es inzwischen zu einem wichtigen Akteur auf der Weltbühne gemacht", erklärt Burcu Ozcelik, Senior Research Fellow beim britischen Thinktank Royal United Services Institute, bei der Deutschen Welle. "Diese Rolle stärkt seinen Einfluss und positioniert das Land als unverzichtbaren Partner für den Frieden in der Weltgemeinschaft."

Kritik an Katar wächst

Doch obwohl diese Rolle Katar politische Bedeutung und Sicherheit in einer instabilen Region beschert hat, wächst mittlerweile die Kritik an den katarischen Verbindungen zur Hamas. Schließlich stockten Verhandlungen nach ersten Erfolgen, die katarische Vermittlung verpuffte. Israelische Politiker haben Katar zuletzt mehrfach vorgeworfen, ein "Wolf im Schafspelz" zu sein, der den Terrorismus finanziere. Auch mehrere US-Politiker haben eine Neubewertung der Beziehungen zu Katar gefordert, sollten die Katarer nicht größeren Druck auf die Hamas ausüben.

Kritik gab es vor allem an der langjährigen Finanzierung der Hamas durch Katar. So soll das Emirat der Hamas seit 2007 über zwei Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt haben. Mit dem Geld entstanden wohl auch die unterirdischen Tunnel, in denen die Terroristen sich selbst und ihre israelischen Geiseln verstecken. Laut israelischen Behörden sollen die Tunnel teilweise mit Beton aus Katar gebaut worden sein. Ausländische Geheimdienste vermuten laut "Politico" sogar, dass Katar in die Pläne des Hamas-Anschlags vom 7. Oktober teilweise eingeweiht war.

Der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman al Thani hatte deswegen im April erklärt, das Bemühen seines Landes sei für politische Zwecke missbraucht worden. Man wolle die eigene Rolle grundlegend "überdenken" und "völlig neu bewerten". Zuletzt reduzierte Katar daher seine Initiative bei den Vermittlungen. In den vergangenen vier Wochen habe es keine Gespräche mehr über eine Feuerpause gegeben, hieß es am Freitag aus Katar.

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