"Das ist ihr Blut" Israelische Armee veröffentlicht Video von Geisel-Tunnel
Getrocknete Blutlachen, Koranbücher, Kleidungsstücke: Die israelische Armee gibt mit einem Video einen Einblick in die Lebensbedingungen der sechs getöteten Geiseln.
Die israelische Armee hat ein Video veröffentlicht, in dem der Tunnel im Gazastreifen gezeigt wird, in dem sechs israelische Hamas-Geiseln gefangengehalten und getötet worden waren. Der Weg in den in 20 Meter Tiefe gelegenen Tunnel führe über Leitern von einem Zugang in einem Kinderzimmer, sagte Armeesprecher Daniel Hagari in dem etwa dreieinhalb Minuten langen Clip. Er steht in einem ausgebombten Raum, an dessen Wänden noch bunte Zeichentrickfiguren zu sehen sind.
Der enge und niedrige Tunnel führe etwa 120 Meter zu einer Eisentür. "Hier wurden die Geiseln gefangengehalten und ermordet", so Hagari. Die Leichen waren Anfang September geborgen worden.
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Der Armeesprecher zeigte sichergestelltes Material – Waffenmagazine, Akkus und Koranbücher der Hamas, ein Schachspiel und Kleidungsstücke. "Das ist ihr Blut", sagte Hagari in dem Video und zeigte auf große dunkle Flecken auf dem Boden des Tunnels. "Sie waren hier, über Wochen und Monate, in diesem Tunnel ohne Luft, in dem man nicht aufrecht stehen kann." Noch immer seien 101 Geiseln in der Gewalt der Hamas, "einige von ihnen lebendig", die in ähnlichen Tunneln gefangen gehalten würden.
Armee räumt versehentliche Tötung von Aktivistin ein
Zuvor hatte die israelische Armee nach dem Tod der türkisch-amerikanischen Aktivistin Aysenur Ezgi Eygi bei einem Protest im Westjordanland eingeräumt, dass die Frau nach bisherigen Erkenntnissen unabsichtlich erschossen worden sei. Die Schüsse der Soldaten hätten dem Hauptverantwortlichen des gewaltsamen Protestes gegolten, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Das Militär bedauere den Tod der Aktivistin zutiefst. Die Ermittlungskommission der Militärpolizei untersuche den Vorfall.
Nach palästinensischen Angaben ist die Amerikanerin türkischer Herkunft am Freitag bei einem Protest gegen einen Siedlungsaußenposten durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden. Sie sei zunächst mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen in eine Klinik gebracht und später für tot erklärt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Eygi soll in der Türkei beigesetzt werden.
Blinken: "Das ist inakzeptabel"
US-Außenminister Antony Blinken hatte daraufhin das israelische Militär scharf kritisiert. Es sei "inakzeptabel", dass inzwischen zwei US-Staatsangehörige getötet worden seien, sagte Blinken bei einer Presskonferenz mit seinem britischen Kollegen David Lammy in London. "Niemand sollte sein Leben riskieren, nur um frei seine Ansichten zum Ausdruck zu bringen." Israels Sicherheitskräfte müssten einige fundamentale Änderungen an ihrer Vorgehensweise im Westjordanland vornehmen, einschließlich ihrer Regeln zum Einsatz von Waffen, betonte der US-Politiker.
"Wir sehen seit Langem Berichte über Sicherheitskräfte, die wegschauen, wenn extremistische Siedler Gewalt gegen Palästinenser anwenden. Wir haben Berichte über exzessive Gewalt durch israelische Sicherheitskräfte gegen Palästinenser gesehen und jetzt haben wir den zweiten US-Staatsbürger, der von israelischen Sicherheitskräften getötet wird. Das ist inakzeptabel", sagte Blinken.
- Nachrichtenagentur dpa