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Putins Geisterschiffe: LNG-Tanker soll im Mittelmeer Gas umgeladen haben


Russische Geisterflotte
Putins LNG-Schiff offenbar bei geheimer Umladung erwischt

Von t-online, wan

27.08.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0757117139Vergrößern des BildesWladimir Putin (Archivbild): Er versucht offenbar, mit Geisterschiffen Sanktionen zu umgehen. (Quelle: IMAGO/Alexander Kazakov/Kremlin Pool/imago)

Ein Schiff soll im Mittelmeer russisches Gas umgeladen haben. Es dürfte sich dabei um eine Aktion von Putins Geisterflotte handeln.

Die USA haben erst vergangene Woche Sanktionen gegen mehrere russische LNG-Tanker verhängt, darunter auch die "Pioneer". Genau dieses Schiff soll nun auf hoher See nahe Ägypten Gas auf ein anderes Schiff, die "New Energy" umgeladen haben. Diese steht bislang nicht auf der Sanktionsliste. Der Vorfall wurde von Diensten entdeckt, die Schiffsbewegungen über Transponder verfolgen.

Die EU hatte im Juni bereits beschlossen, das Umladen von russischem LNG auf dem Gebiet der EU zum Zwecke des Umschlags in Drittländer zu verbieten. In Brüssel schätzt man, dass im vergangenen Jahr etwa vier bis sechs Milliarden Kubikmeter russisches Flüssiggas über EU-Häfen in Drittländer verschifft wurden. Russland wird verdächtigt, eine "Geisterflotte" von bis zu 400 Schiffen zu betreiben. Diese sollen Sanktionen umgehen und den Fluss der Energieeinnahmen aufrechterhalten, die zur Finanzierung des Ukrainekriegs benötigt werden.

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Den Aufzeichnungen zufolge soll die "Pioneer" zunächst, nachdem sie am russischen Prestige-Gasprojekt Arctic LNG 2, beladen wurde, an Norwegen vorbeigefahren sein und sich dann nach Südeuropa aufgemacht haben. Tagelang habe sie vor dem Hafen von Port Said gekreist. Dann sei der Transponder abgeschaltet worden. Das Empfängerschiff "New Energy" sei dann aus Richtung Suezkanal gekommen und habe ebenfalls seinen Transponder ausgeschaltet. Das ist ein bekannter Modus Operandi, um zu verhindern, dass Tanker über das Identifikationssystem AIS nicht verfolgt werden können.

Russische Geisterflotte könnte 50 Schiffe umfassen

Der amerikanische Wirtschaftsdienst Bloomberg veröffentlichte aber nun Satellitenaufnahmen, die das Rendezvous der beiden Schiffe zeigen sollen. Laut Equasis, einer globalen Schifffahrtsdatenbank, wird die "New Energy" seit Juni von Plio Energy Cargo Shipping verwaltet und steht wegen der undurchsichtigen Eigentumsverhältnisse im Verdacht, Teil von Putins Geisterflotte zu sein. Zwar zeigen die Aufnahmen der Satelliten nicht den Umladeprozess, er dürfte aber angesichts der Umstände naheliegen. Laut Bloomberg wird davon ausgegangen, dass die "New Energy" sich nach Südostasien aufmacht, um dort das Gas abzuladen.

Im vergangenen Juli hatte die "Financial Times" darüber berichtet, dass Geschäftsleute mit Beziehungen nach Russland Dutzende Schiffe gekauft hätten, die eine Geisterflotte bilden könnten. Eine solche existiert bereits für Öltanker. "Seit dem zweiten Quartal 2023 sind mehr als 50 LNG-Schiffe in den Besitz von Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten übergegangen", so Windward, ein Risikoberatungsunternehmen für Schiffseigner und Regierungen, zur FT. Davor seien solche Transaktionen eher selten gewesen.

Offenbar Reaktion auf Sanktionen

Das Risiko- und Compliance-Team der Schiffsüberwachungsgruppe Kpler erklärte, dass die Entwicklungen auf dem LNG-Tankermarkt "auf ein komplexes Netzwerk von maritimen Operationen hinweisen, die möglicherweise mit russischen Interessen verbunden sind".

Dass jetzt auch LNG-Schiffe in einer Geisterflotte unterwegs sind, dürfte eine Folge der Sanktionen sein, auch wenn diese nicht so scharf sind wie beim Öl. "Es ist keine Überraschung, dass Russland auf den Bau einer LNG-Schattenflotte zurückgreift, so wie es eine Öl-Schattenflotte aufgebaut hat, um die Preisobergrenze der G7 und der EU für russische Ölexporte zu umgehen", so Agathe Demarais, von der Denkfabrik European Council on Foreign Relations gegenüber Bloomberg.

Die Beobachter von Kpler haben bereits das nächste Schiff ausgemacht: Die "Everest Energy" habe seine Positionsdaten manipuliert. Es soll am Sonntag beim Anlegen am Arctic LNG 2-Terminal beobachtet worden sein, die Transponder-Daten hätten es aber 1.300 Kilometer weiter westlich angezeigt. Es sei das dritte LNG-Schiff, das innerhalb weniger Tage Fracht aufgenommen habe.

Das Projekt Arctic LNG 2 des russischen Unternehmens Novatek unterliegt westlichen Sanktionen. Das Projekt sollte die größte LNG-Anlage Russlands werden, mit einer möglichen Produktion von 19,8 Millionen Tonnen LNG pro Jahr aus drei Anlagen.

Verwendete Quellen
  • bloomberg.com: "Tanker Carrying Sanctioned Russian LNG Tries Ship Transfer" (englisch, kostenpflichtig)
  • reuters.com: "LNG entities under US sanctions to curb Russia's Arctic LNG 2 project" (englisch)
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