Vorfall in Kopenhagen Dänemarks Ministerpräsidentin: Traurig und erschüttert
Es ist ein Schock für Regierungschefin Mette Frederiksen. In der Kopenhagener Innenstadt versetzt ein Mann ihr einen Schlag. Nun hat sich die 46-Jährige erstmals selbst zu Wort gemeldet.
Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat sich erstmals selbst an die Öffentlichkeit gewandt, nachdem sie in Kopenhagen körperlich angegriffen worden war. Sie bedankte sich für die vielen Nachrichten der Unterstützung. "Das ist alles unglaublich rührend", schrieb sie am Wochenende bei Instagram. Dazu postete sie ein Herz. Sie sei traurig und erschüttert über das, was vorgefallen sei, aber sonst wohlauf. Sie benötige nun Ruhe sowie Zeit für sich und ihre Familie.
Die 46-Jährige war am Freitagabend in der Kopenhagener Innenstadt von einem Mann geschlagen worden. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest. Dem 39-Jährigen wird vorgeworfen, Frederiksen einen Schlag auf den Oberarm versetzt zu haben. Der Verdächtige ist vorerst in Haft und bestritt seine Schuld vor Gericht.
Mutmaßlicher Täter war wohl betrunken
Ermittler gehen derzeit nicht davon aus, dass es sich um eine geplante Attacke mit politischem Motiv handelte. Der Mann habe wahrscheinlich unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden, meldete die dänische Nachrichtenagentur Ritzau. Er sei polnischer Staatsbürger und bestritt vor Gericht, etwas gegen Frederiksen zu haben. Sie sei eine "richtig gute Ministerpräsidentin", sagte er Ritzau zufolge.
Die Zeitung "B.T." zitierte Augenzeugen, wonach Frederiksen durch den Schlag zur Seite gefallen, aber nicht zu Boden gegangen sein soll. Die Politikerin wurde anschließend im Krankenhaus untersucht und erlitt ein leichtes Schleudertrauma, wie ihr Büro mitteilte. Sie sagte ihre Teilnahme an mehreren Veranstaltungen am Samstag ab und sollte auch am Sonntag keine öffentlichen Termine wahrnehmen.
"Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht."
Politiker der Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit Ministerpräsidentin. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf der Plattform X: "Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht."
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schickte über X Genesungswünsche: "Liebe Mette, ich wünsche dir gute Besserung!" Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reagierte ebenso wie Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb an Frederiksen gerichtet: "Ich verurteile diese verachtenswerte Tat, die allem widerspricht, woran wir in Europa glauben und wofür wir kämpfen. Ich wünsche Dir Kraft und Mut – ich weiß, dass Du von beidem reichlich hast."
Zuletzt waren mehrere Politiker in Europa auf der Straße angegriffen worden, auch in Deutschland. So wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen und ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico wurde am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit Schüssen lebensgefährlich verletzt.
Frederiksen machte Beleidigungen im Internet öffentlich
Frederiksen hatte erst vor einigen Wochen eine Debatte über den zwischenmenschlichen Umgang gefordert, damals allerdings in sozialen Medien. Zur Verdeutlichung ihrer Kritik hatte sie mehrere Hassbotschaften veröffentlicht, die sie nach eigenen Angaben selbst bekommen hat. Schikane, Sexismus, Beschimpfungen, Hass und Drohungen gehörten leider für viele zum Alltag, schrieb sie. Sie selbst habe in letzter Zeit Hassbotschaften und Drohungen in einem Umfang erhalten, wie sie es vorher nicht erlebt habe.
- Nachrichtenagentur dpa