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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage


Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Von dpa
Aktualisiert am 15.03.2024Lesedauer: 5 Min.
Drohnenangriff in WinnyzjaVergrößern des Bildes
Rettungskräfte erreichen ein durch einen russischen Drohnenangriff beschädigtes Gebäude im westukrainischen Winnyzja. (Quelle: Ukrainian Emergency Service/AP/dpa/dpa-bilder)
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Nach russischen Drohnenangriffen gibt es wieder zivile Opfer in der Ukraine. Die Grenzregion Belgorod gerät erneut unter Beschuss. Ein Treffen in Berlin wird in Kiew aufmerksam verfolgt. Die News im Überblick.

Im westukrainischen Gebiet Winnyzja sind infolge eines russischen Drohnenangriffs mindestens zwei Menschen getötet worden. Drei weitere Zivilisten seien ins Krankenhaus gekommen, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Serhij Borsow, in der Nacht. Eine Drohne war in ein Wohnhaus eingeschlagen.

Das russische Militär hatte ukrainischen Angaben nach 27 Kampfdrohnen aus dem Süden von der annektierten Halbinsel Krim und vom Nordosten aus auf Ziele im Land gestartet. Alle Drohnen seien von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen worden. 15 Drohnen wurden Behördenangaben nach beim Anflug auf die Hauptstadt Kiew vernichtet. Es passiert immer wieder, dass Drohnen oder Trümmerteile davon beim Abschuss zivile Objekte treffen.

Tote nach russischen Raketenangriffen auf Odessa

Nach russischen Raketenangriffen auf die südukrainische Hafenstadt Odessa sind nach Zivilschutzangaben vom Freitagabend mindestens 20 Menschen getötet worden. Außerdem seien mehr als 70 Menschen verletzt worden. Die Retter wurden dabei selbst zum Ziel: "Leider sind infolge der russischen Raketenattacke ein Sanitäter und ein Mitarbeiter des Zivilschutzes umgekommen", teilte der Gouverneur des Gebiets, Oleh Kiper, bei Telegram mit. Die Rettungskräfte seien nach den ersten Explosionen zum Einschlagsort geeilt und bei einem zweiten Raketenschlag getötet worden. Es gebe auch Schwerverletzte unter den Einsatzkräften. Zudem wurden dem Zivilschutz zufolge zehn Wohnhäuser und zwei Feuerwehrwagen durch die Explosionen beschädigt. Für Samstag ordnete Kiper Trauer in Odessa an.

Russische Grenzregion Belgorod meldet erneut Beschuss

Am ersten Tag der viel kritisierten russischen Präsidentenwahl ist die Grenzregion Belgorod offiziellen Angaben zufolge erneut unter Beschuss geraten. Ersten Erkenntnissen zufolge seien zwei Menschen verletzt worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Laut russischem Verteidigungsministerium wurden über Belgorod sieben ukrainische Raketen abgeschossen. Das konnte bisher nicht unabhängig überprüft werden.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete, Menschen hätten zwischenzeitlich die Wahllokale verlassen und in Schutzräumen Zuflucht suchen müssen. Der Urnengang, der Kremlchef Wladimir Putin seine fünfte Amtszeit sichern soll, ist für drei Tage bis Sonntagabend angesetzt.

Moskau macht für den Beschuss die Ukraine verantwortlich. Tatsächlich aber scheinen hinter den Attacken oft paramilitärische Organisationen zu stecken, die zwar aufseiten der Ukrainer kämpfen, allerdings vor allem aus russischen Nationalisten bestehen. Die Vereinigungen, die Namen wie "Russischer Freiwilligenkorps" tragen, haben sich eigenen Angaben zufolge bereits in den vergangenen Tagen im Grenzgebiet Kämpfe mit der russischen Armee geliefert und auch jetzt in sozialen Medien weitere Angriffe angekündigt.

Ukraine erhält 100 Leichen getöteter Soldaten

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge von Kriegsgegner Russland 100 Leichen getöteter Soldaten zurückerhalten. Nach der Identifikation sollen die Toten den Verwandten übergeben werden, wie der ukrainische Koordinationsstab für Kriegsgefangenenbelange per Telegram mitteilte. Bei der Organisation der Übergabe habe das Internationale Rote Kreuz vermittelt. Ob die russische Seite im Gegenzug ebenfalls Leichen ihrer getöteten Soldaten erhalten hat, ist bisher nicht bekannt.

Im Februar hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj von 31.000 toten Soldaten gesprochen. Internationale Schätzungen gehen teils von wesentlich höheren ukrainischen Verlusten aus. In Bezug auf Russland wiederum geht die Nato jüngsten Angaben zufolge davon aus, dass die Verluste mittlerweile die Marke von 350.000 überschritten haben. Wie viele davon Tote und wie viele Verletzte sind, wurde allerdings nicht genannt.

Selenskyj: Ukraine wird mehr Langstreckendrohnen bauen

Im Abwehrkampf gegen die russische Invasion will die Ukraine nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj ihre Herstellung von Kampfdrohnen mit hoher Reichweite ausbauen. Darüber habe er mit der Militärführung und mit der Regierung gesprochen, berichtete Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Das Ministerkabinett muss alles tun, damit noch mehr technologisch fortschrittliche Drohnen mit großer Reichweite konstruiert und in Massenproduktion hergestellt werden", sagte er in Kiew. Je intensiver die Ukraine Drohnen gegen Ziele in Russland einsetzen könne, "desto schwieriger wird es für (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin, seine kranke Herrschaft und damit den Krieg fortzusetzen".

Mit seinen Militärs habe er über diese Angriffsziele gesprochen, nämlich "die russische Logistik und ihr System zur Finanzierung des Krieges". Die Ukraine beschießt seit einigen Wochen gezielt russische Ölraffinerien und andere Energieanlagen. Damit soll die Treibstoffversorgung der russischen Truppen behindert werden. Einnahmen aus dem Export von Öl und Benzin sind für Moskau eine wichtige Geldquelle zur Finanzierung des Krieges.

Ukraine setzt auf deutsche Rüstungshilfe

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Bundeskanzler Olaf Scholz trotz der abgelehnten Lieferung von Taurus-Marschflugköpern für Deutschlands Militärhilfe gedankt. Die deutsche Unterstützung sei vielfältig, sagte Selenskyj nach einem Telefonat mit Scholz in seiner abendlichen Videobotschaft am Donnerstag. Geplant sei zudem eine Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine im Juni in Berlin, wie es sie unter anderem schon in London gab.

Scholz empfing heute in Berlin den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Polens Regierungschef Donald Tusk zum ersten Gespräch auf Spitzenebene des sogenannten Weimarer Dreiecks seit Juni 2023. Bei dem ausführlichen Telefonat habe er sich mit Scholz auch wegen des Treffens abgestimmt, bei dem es offensichtlich vor allem um die Ukraine gehen sollte, sagte Selenskyj.

Das Dreiergespräch in Berlin fand vor dem Hintergrund massiver deutsch-französischer Differenzen in der Ukraine-Politik statt. Macron schließt die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht aus, Scholz hingegen schon. Der Kanzler widersprach dem Franzosen in diesem Punkt mehrfach öffentlich.

Kiew hofft auf Rüstungshilfe und EU-Beitritt

Ein Sprecher der Bundesregierung sagte, Scholz habe der Ukraine in dem Telefonat weitere militärische Hilfe zugesichert. Unterstützung brauche die Ukraine auf Staats- und Firmenebene bei der gemeinsamen Produktion von Waffen, sagte Selenskyj. Er erwarte, dass Rüstungsbetriebe in der Ukraine angesiedelt werden. Er hatte immer wieder davon gesprochen, das Land zu einem der größten Rüstungsproduzenten der Welt zu machen. Gebraucht würden gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und Flugabwehr, sagte Selenskyj.

"Und natürlich haben wir auch über die Europäische Union gesprochen, darüber, dass die Verhandlungen über den vollen Beitritt der Ukraine so schnell wie möglich beginnen", sagte der Staatschef, dessen Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten hat. Kiew habe alle Schritte erfüllt; nun sei es Sache der EU-Mitglieder, ihrer Verantwortung der Ukraine gegenüber gerecht zu werden.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den Angriffskrieg Russlands. Dabei wird das Land vom Westen militärisch und finanziell unterstützt, allen voran von den USA und von Deutschland. Die von der Ukraine geforderte Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern lehnte der Bundestag aber am Donnerstag mit großer Mehrheit ab. Auch Scholz ist strikt dagegen.

G7-Staaten warnen Iran vor Abgabe ballistischer Raketen an Russland

Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden demokratischen Industriestaaten haben den Iran vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs vor einer Weitergabe ballistischer Raketen an Russland gewarnt. Die G7-Gruppe drohte Teheran für diesen Fall auch mit neuen Sanktionen. "Sollte Iran tatsächlich ballistische Raketen oder diesbezügliche Technologie an Russland liefern, sind wir darauf vorbereitet, rasch und in abgestimmter Weise zu reagieren, auch mit neuen und schwerwiegenden Maßnahmen gegen Iran", hieß es in der gemeinsamen Erklärung.

Der Iran habe Russland bereits mit Drohnen beliefert, die in erbarmungslosen Angriffen auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine eingesetzt würden. "Wir bekräftigen unsere Aufforderung an Dritte, die materielle Unterstützung des illegalen und ungerechtfertigten Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine unverzüglich einzustellen, da sie sonst mit hohen Kosten rechnen müssen", erklärten die Staats- und Regierungschefs weiter. Berichten zufolge soll der Iran die Lieferung ballistischer Raketen und dazugehöriger Technologie an Russland erwägen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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