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Putins Russland-Afrika-Gipfel wird zum Debakel – überzeugen kann er kaum


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Dieser Plan ging nicht auf
Putins Afrika-Gipfel wird zum Debakel


Aktualisiert am 29.07.2023Lesedauer: 5 Min.
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Wladimir Putin während des Russland-Afrika-Gipfels: Die afrikanischen Staatschefs interessiert vor allem, wann der Krieg endet. (Quelle: Contributor)
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Russland genießt in weiten Teilen Afrikas eigentlich einen guten Ruf. Nun trifft sich Putin mit afrikanischen Staatschefs – doch überzeugen kann er kaum.

Eigentlich wollte Wladimir Putin an seinen Erfolg von 2019 anknüpfen. Damals reisten 45 afrikanische Staats- und Regierungschefs in das südrussische Sotschi, um am ersten "Russland-Afrika-Gipfel" teilzunehmen. Die restlichen neun anerkannten Staaten des Kontinents schickten Vertreter. "Russlands Renaissance in Afrika" taufte der Kreml das Treffen.

Am Donnerstag begann nun die zweite Auflage. Wieder lud der russische Präsident Putin den gesamten Kontinent ein. Vergangene Woche verkündete die russische Regierung, dass 49 afrikanische Staaten ihre Teilnahme an dem zweitägigen Gipfel in St. Petersburg zugesagt hätten. Aber nur aus 17 Ländern reisten Staats- und Regierungschefs zum Kremlchef – ein Bruchteil der Teilnehmer von 2019.

Putin will armen Staaten Getreide spenden

Nicht die einzige Ernüchterung für Putin: Eigentlich hatte der Kreml einen viertägigen Gipfel geplant, doch dafür offenbar keine Unterstützer gefunden. Zudem erregte das Ende des Getreideabkommens mit der Ukraine Ärger unter den afrikanischen Staaten. Russland hatte Mitte Juli den Deal aufgekündigt, was zur Folge hatte, dass die Ukraine ihr Getreide über das Schwarze Meer nicht exportieren kann. Und viele afrikanische Staaten beziehen eben dieses Getreide. Experten fürchten, dass nun die Getreidepreise ansteigen – und sich der Hunger in ärmeren Staaten verschärft.

Putin bemühte sich daher um Schadensbegrenzung. Russland werde die Lieferungen ausgleichen und zudem zwischen 25.000 und 50.000 Tonnen Getreide kostenlos in bedürftige Staaten liefern. "Russland bleibt ein zuverlässiger Lieferant von Nahrung für Afrika", sagte Putin am ersten Gipfeltag und wies kategorisch die Vorwürfe des Westens als "heuchlerisch" zurück, Russland betreibe "Hungerspiele". Im Westen wurde das Treffen als "PR-Show" kritisiert, und als Versuch Putins, afrikanische Länder noch abhängiger zu machen von Russland.

Afrikanische Vetreter nicht überzeugt

Doch tatsächlich überzeugen konnte er nicht. Der Kommissionsvorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, beklagte, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Lebensmittelkrise verstärke. "Afrika leidet darunter", sagte er laut russischer Übersetzung bei einem Treffen mit Putin.

Auch Azali Assoumani, Vorsitzender der AU und Präsident der Komoren, sagte, Afrika brauche das russische und das ukrainische Getreide. Das Leben vieler Menschen hänge von den Lieferungen ab. Er forderte sowohl Russland als auch die Ukraine auf, den Krieg zu beenden. Am Freitag schlossen sich Südafrika und Kongo dieser Forderung an. Ägypten drängte Russland offensiv, das Getreideabkommen wieder aufzunehmen.

So viel Unmut ist zumindest bemerkenswert. Denn viele afrikanische Regierungen verorten die Schuld am Ukraine-Krieg nicht eindeutig bei Russland. Als im März 2022 in der UN-Generalversammlung der Einmarsch in die Ukraine verurteilt wurde, waren unter den Enthaltungen besonders viele afrikanische Staaten. Doch auch die Staaten, die sich der Resolution damals anschlossen, halten sich ansonsten in dieser Frage neutral.

Misstrauen gegen den Westen

Das hat mehrere Gründe. Zum einen genießt Russland in weiten Teilen Afrikas einen guten Ruf, der noch auf das Ende der Kolonialzeit zurückgeht. Denn Russland wird als der Nachfolgestaat der Sowjetunion angesehen, die damals die Unabhängigkeitsbestrebungen der europäischen Kolonien unterstützte, den Guerillakämpfern Waffen und Trainings stellte. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete es als logische Konsequenz, dass Afrika sich nun "ausgeglichen" verhalte.

Video | So ist die Lage nach dem Putsch im Niger
Quelle: Glomex

Der Westen als Unterdrücker, die Sowjetunion als Unterstützer – das wirkt bis heute nach. Das zeigte sich auch bei dem Militärputsch in Niger: Demonstranten schwenkten die russische Flagge und Experten fürchten, dass Russland auch dort nun weiter an Einfluss gewinnen könnte. Mehr dazu lesen Sie hier.

Misstrauen gegenüber dem Westen

Das Misstrauen gegenüber dem Westen in weiten Teilen Afrikas ist weiterhin groß. Zwar sind westliche Staaten die wichtigsten Handelspartner des Kontinents, auch wenn Staaten wie China immer einflussreicher werden. Zu einseitig aber wollen die Staaten ihre Beziehungen zum Westen nicht führen – aus Sorge vor einer zu großen Abhängigkeit, die zu einer Verschärfung des ohnehin schon ungleichen Machtverhältnisses führen würde.

Das geht nicht nur afrikanischen Staaten so, auch in Südamerika ist diese Ansicht weit verbreitet. Russland also die Tür zuzuschlagen, würde die Abhängigkeit vom Westen vergrößern. Zwar spielt Russland wirtschaftlich auf dem Kontinent kaum eine Rolle, dafür aber militärisch. Das Land ist der größte Waffenlieferant afrikanischer Staaten, Putin zufolge unterhält Russland mit 40 Staaten Militärabkommen. Auch russische Söldner, etwa der Gruppe Wagner, sind auf dem Kontinent aktiv.

Und Putin will diese Partnerschaften ausbauen: Die Staaten sollen ein breites Spektrum an Waffen und Technik erhalten, kündigte Putin am Freitag an – und das teils auch noch umsonst. "Ein Teil dieser Lieferungen läuft auf einer unentgeltlichen Grundlage mit dem Ziel einer Stärkung der Sicherheit und der Souveränität der Staaten", versprach er. Experten hingegen bezweifeln, dass das militärisch geschwächte Russland diese Versprechen halten kann.

Afrikaner bei Flucht aus Ukraine schlecht behandelt

Viele afrikanische Vertreter prangern außerdem eine Doppelmoral des Westens an. Etwa als die EU Millionen ukrainische Geflüchtete aufnahm, gleichzeitig aber afrikanische Bürger in der Ukraine Probleme hatten, das Land zu verlassen.

Clayson Monyela, Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen im südafrikanischen Außenministerium, klagte etwa kurz nach Kriegsausbruch Polen an. "Südafrikanische Studenten und andere Afrikaner wurden an der Grenze zwischen der Ukraine und Polen schlecht behandelt", schrieb er auf Twitter. Der Eindruck, dass Ukrainer mehr wert seien als Afrikaner, der wirkt bis heute nach.

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Russland und Ukraine bauen Präsenz in Afrika aus

Russland konnte das gut nutzen. Auch auf dem afrikanischen Kontinent verbreitet sich russische Desinformation über soziale Medien – vor allem Botschaften gegen den Westen verfangen gut. Russland will seine "soft power" sogar noch weiter ausbauen: So sollen neue Konsulate und Botschaften eröffnen, und das Personal in bestehenden diplomatischen Vertretungen soll erweitert werden, kündigte Putin am Freitag an. Dafür gebe es viel freies Personal, weil aus dem Westen seit Kriegsbeginn rund 600 russische Vertreter abziehen mussten.

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Darüber könnte nun eine Art Wettrennen um Afrika entstehen. Denn auch die Ukraine hat kürzlich angekündigt, zehn neue Botschaften auf dem Kontinent zu eröffnen. Außerdem wird die Zusammenarbeit von Universitäten in der Ukraine und auf dem afrikanischen Kontinent ausgebaut.

Vertreter bringen eigenen Friedensplan mit

Was aber außer neuen Botschaften und einem Getreide- und Waffenversprechen kann Russland den afrikanischen Staaten nun auf diesem Gipfel anbieten? Nicht viel, sind sich Beobachter einig. Denn das wichtigste Anliegen für die Staaten Afrikas ist derzeit, dass der Krieg endet. Selbst wenn nur einige Staaten wie Ägypten besonders viel Getreide aus der Ukraine beziehen – unter den Preisanstiegen leidet der Großteil der Länder.

Zu diesem Zweck brachten die Vertreter einen Friedensplan mit nach St. Petersburg. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa äußerte die Hoffnung, dass "konstruktives Engagement und Verhandlungen" zu einem Ende des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine führen könnten. Er und seine afrikanischen Kollegen freuten sich darauf, mit Putin über ihre Vorschläge zu diskutieren.

Putin kündigte zwar an, den Vorschlag im Laufe des Freitags besprechen zu wollen. Dass dieser Vorstoß aber Erfolg hat, ist unwahrscheinlich. Bereits zuvor war Ramaphosa mit einem Friedensplan im Gepäck nach Moskau gereist, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Das Bild Russlands dürfte daher weiter leiden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Journalisten aus Südafrika und Nigeria bei der Konrad-Adenauer-Stiftung
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • bloomberg.com: Ukraine Promises Embassies, Grain to Counter Russia’s Influence in Africa
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