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Ukraine-Krieg | EU-Staaten ringen um gemeinsamen Kurs gegen Putin


Gipfel in Versailles
EU-Staaten ringen um gemeinsamen Kurs gegen Putin

Von dpa
Aktualisiert am 10.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Scholz in Versailles: keine übereilte EU-Aufnahme der Ukraine.Vergrößern des Bildes
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Scholz in Versailles: keine übereilte EU-Aufnahme der Ukraine. (Quelle: Sarah Meyssonnier/Reuters-bilder)

Je länger der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert, desto größer werden auch die Differenzen innerhalb der EU. Ist die anfängliche Geschlossenheit in Gefahr?

Mit zunehmender Dauer des russischen Kriegs gegen die Ukraine wachsen zwischen den EU-Staaten die Spannungen über den weiteren Kurs der EU. Kurz vor einem Treffen der Staats- und Regierungschefs an diesem Donnerstag und Freitag wurde hinter den Kulissen darüber gerungen, wie mit dem Antrag der Ukraine auf einen EU-Betritt umgegangen werden soll. Zudem stand die Frage im Raum, wie schnell ein weiteres Paket mit Russland-Sanktionen beschlossen werden soll und ob dieses auch auf den russischen Energiesektor abzielen könnte.

Länder wie Polen und Litauen hatten sich zuletzt dafür ausgesprochen, den Import von Gas, Öl und Kohle aus Russland zu verbieten, um dem russischen Staat seine Haupteinnahmequelle zu nehmen und die weitere Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine zu erschweren. Staaten wie Deutschland und Österreich sind bislang allerdings dagegen, da sie in besonders hohem Maße abhängig von russischen Energielieferungen sind.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte dazu am Montag erklärt: "Die Versorgung Europas mit Energie für die Wärmeerzeugung, für die Mobilität, die Stromversorgung und für die Industrie kann im Moment nicht anders gesichert werden." Laut Schätzungen der Brüsseler Denkfabrik Bruegel geben EU-Staaten zurzeit täglich rund 420 Millionen Dollar (380 Millionen Euro) für russisches Gas aus und knapp 400 Millionen Dollar (362 Millionen Euro) für Öl aus Russland.

Berlin und Paris gegen schnellen EU-Beitritt der Ukraine

Kontroverse Diskussionen gibt es in der EU auch über die Frage, wie mit dem ukrainischen Wunsch nach einer schnellen Aufnahme in die EU umgegangen werden soll. In einem Entwurf für die Abschlusserklärung des Gipfels in Versailles heißt es zwar: "Die Ukraine gehört zur europäischen Familie." Konkrete Zusagen an Kiew mit Blick auf einen schnellen EU-Beitritt wurden laut dem Text jedoch nicht gemacht.

Länder wie Estland und Litauen versuchten nach Angaben von Diplomaten bis zuletzt, daran noch etwas zu ändern. Die estnische Premierministerin Kaja Kallas sagte der "Süddeutschen Zeitung", in ihren Augen gebe es die moralische Pflicht, "diesen Menschen ihren europäischen Traum möglich zu machen". Die Ukrainer kämpften nicht nur für die Ukraine, sondern im wahrsten Sinne des Wortes für Europa.

Kallas argumentiert, dass ein solcher Schritt nicht nur den Ukrainern, die gerade ihr Land verteidigen, Hoffnung geben würde. Er wäre auch im Interesse der EU. "Auch wir würden davon profitieren, wenn die Ukraine ein wohlhabendes Land mit unabhängiger Justiz ist."

"Wir wollen keinen Freifahrtschein"

Länder wie Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Dänemark sind nach Angaben von Diplomaten allerdings dagegen, den Ukrainern einen schnellen EU-Beitritt in Aussicht zu stellen. Sie argumentieren unter anderem, dass die Ukraine auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein werde, die Bedingungen für einen Beitritt zu erfüllen. Möglich ist es ihrer Ansicht nach aber, die Zusammenarbeit auszubauen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte angesichts des russischen Krieges gegen sein Land vergangene Woche die Mitgliedschaft in der EU beantragt. Der Beitritt zur EU ist allerdings ein langer und komplizierter Prozess. Selbst wenn die EU-Kommission den Beitrittsantrag positiv bewerten sollte, könnte allein der Start der Aufnahmeverhandlungen noch lange auf sich warten lassen, da alle EU-Staaten einverstanden sein müssen.

Die Ukraine hofft auf Tempo. "Es geht nicht darum, dass wir morgen die Mitgliedschaft bekommen. Wir wollen keinen Freifahrtschein. Aber wir wollen, dass das in einem Eilverfahren geschieht, innerhalb von wenigen Jahren", sagte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, der Deutschen Presse-Agentur. Die EU und die Ukraine haben 2017 ein Assoziierungsabkommen geschlossen, um die politischen und wirtschaftlichen Bindungen zu vertiefen.

Steigende Energiepreise

Als weiteres brisantes Thema beim Gipfel im Schloss von Versailles gilt der Umgang mit Auswirkungen des Krieges auf die wirtschaftliche Entwicklung in der EU. So hat Frankreich die Idee ins Spiel gebracht, wie schon in der Corona-Krise ein schuldenfinanziertes Unterstützungsprogramm zu beschließen.

Dieses könnte demnach helfen, die Folgen des aktuellen Energiepreisanstieges abzufedern, aber auch Investitionen in Verteidigungsprojekte fördern. Länder wie Deutschland und die Niederlande halten dies zum derzeitigen Zeitpunkt für nicht notwendig und verweisen darauf, dass erst einmal das 800 Milliarden Euro schwere Corona-Hilfspaket aufgebraucht werden sollte.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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