Präsidentschaftswahl in Frankreich Nichte von Marine Le Pen wechselt zur Konkurrenz
Es ist ein Tiefschlag für Marine Le Pen: Lange galt sie als das Gesicht der Rechten in Frankreich. Nun bekommt sie Konkurrenz von dem noch weiter rechts stehenden Éric Zemmour – und ihre eigene Nichte unterstützt ihn.
Im Anlauf zur Präsidentschaftswahl in Frankreich hat die rechte Kandidatin Marine Le Pen im Wettstreit mit dem extrem rechten Mitbewerber Éric Zemmour einen Tiefschlag einstecken müssen. Ihre Nichte und frühere Mitstreiterin Marion Maréchal erklärte am Sonntag ihre Unterstützung für Zemmour, ein Schritt der bereits erwartet worden war.
"Ja, ich habe entschieden, Éric Zemmour bei der Präsidentschaftswahl zu unterstützen", sagte Marion Maréchal am Sonntag der Zeitschrift "Valeurs Actuelles". "Ich schließe mich dem Kandidaten an, den ich heute am besten positioniert sehe, die Ideen, die ich immer verteidigt habe, zum Erfolg zu führen."
Zemmour holte Le Pen ein
Zwar hatte Maréchal (32) sich vor fünf Jahren aus der Politik und der inzwischen in Rassemblement National (RN) umgetauften rechten Partei von Le Pen zurückgezogen. Dennoch wird ihr Wechsel ins Lager von Zemmour als Schwächung von Le Pen gesehen, die in den Umfragen vor der Wahl im April zeitweise von dem noch weiter rechts stehenden Publizisten Zemmour eingeholt wurde.
Am Sonntagabend präsentierte Maréchal sich bei einem Wahlkampftreffen von Zemmour im südfranzösischen Toulon, das auf dem Youtube-Kanal von Zemmour von über 100.000 Menschen verfolgt wurde. "Marion, die ganze Rechte wartete auf dich", begrüßte Zemmour sie.
Nicht die erste Familienfehde
Le Pen erhält nicht das erste Mal familiären Gegenwind bei ihrer Parteiarbeit. Mit ihrem Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen lieferte sie sich eine politische Dauer-Fehde über den richtigen Kurs, bis dieser schließlich aus der Partei ausgeschlossen wurde.
Lange Zeit war Marine Le Pen (53) das bekannte Gesicht des rechten Lagers gewesen und galt als dessen einzige ernstzunehmende Anwärterin auf das höchste Staatsamt. Doch seit Verkündung seiner Kandidatur im November bringt der mehrfach wegen rassistischer Äußerungen verurteilte Publizist Zemmour (63), der bislang nicht parteipolitisch aktiv war, Le Pen in Bedrängnis. Mit Maréchal hofft er nun, seiner frisch geschaffenen Bewegung Reconquête (deutsch: Wiedereroberung) ein junges, weibliches Gesicht und frischen Schub zu geben.
Der erste Wahlgang der Präsidentschaftswahl ist am 10. April, die zweite Runde am 24. April. Zuletzt sahen die Umfragen Präsident Emmanuel Macron, der für eine zweite Amtszeit kandidiert, klar vorne, gefolgt von Le Pen auf Platz zwei vor Zemmour und der Kandidatin der konservativen Républicains, Valérie Pécresse.
- Nachrichtenagentur dpa